399 Millionen Dollar für 15 Personen

Was Bestsellerautoren verdienen

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Der Buchmarkt ist – wie andere Kulturmärkte – so organisiert, dass einige wenige Urheber sehr viel und sehr viele Urheber sehr wenig verdienen. Der aktuellen Verdienstliste des US-Wirtschaftsmagazins Forbes zufolge konzentrieren sich derzeit fast 400 Millionen Dollar an Einkünften auf ganze 15 Autoren.

Angeführt wird die Liste der Bestverdiener von James Patterson – einem Krimihersteller, der nur sehr bedingt dem von der Literaturindustrie in den Lobbybemühungen einen Ausbau von Immaterialgüterrechten gepflegten Bild des Autors entspricht: Patterson veröffentlichte im letzten Jahr nämlich stolze 14 Bücher unter seinem Namen. Dass er sie geschrieben hätte, kann man allerdings nur bedingt behaupten: Der Amerikaner liefert nämlich mittlerweile vor allem Ideen und Gerüste, die er sich von sieben Ghostwritern ausgestalten lässt. Damit nahm er den Erkenntnissen von Forbes nach im letzten Jahr alleine durch Buchverkäufe 94 Millionen Dollar ein.

Stephen King auf der New York Comicon 2007. Foto: Pinguino. Lizenz: CC BY 2.0.

Auf Platz zwei der Liste findet sich mit 39 Millionen Dollar Jahresverdienst der Horrorschriftsteller Stephen King. Ein großer Teil dieser Einnahmen stammt aus dem Verkauf seines Zeitreiseromans 11/22/63 (deutsch: Der Anschlag) und einer Neuauflage seiner siebenbändigen Dark-Tower-Reihe. Janet Evanovich, die Autorin der Kopfgeldjägerinnenreihe Stephanie Plum, landete mit 33 Millionen Euro auf Platz drei und John Grisham mit 26 Millionen Dollar auf Platz vier.

Fünftplatzierter wurde mit 25 Millionen Dollar der Kinderbuchautor Jeff Kinney, dessen Cabin Fever 2011 das in den USA meistverkaufte Buch des Jahres war. Es stammt aus seiner Wimpy-Kid-Serie, die von dem Erfolg auch insgesamt profitierte. Zu den Verkäufen trug auch die ausgesprochen erfolgreiche Verfilmung seines Romans Dog Days bei. Dicht auf den Fersen ist Kinney der Fox-News-Moderator Bill O'Reilly, dem sein Nebenerwerb als Autor von Büchern wie Killing Lincoln stolze 24 Millionen Dollar einbrachte. In seinem in diesem Jahr erschienenen Killing Kennedy befährt er die offenbar lukrative Präsidentenmörderschiene weiter.

Mit Nora Roberts und Danielle Steel, die 2011 jeweils 23 Millionen Dollar verdienten, folgen auf den Plätzen 7 und 8 zwei Autorinnen von Kitschromanen. Auch Platz 9 belegt eine Frau: Suzanne Collins, deren Literaturvorlage des Films Hunger Games (deutsch: Die Tribute von Panem) sich neun Millionen Mal verkaufte. Allein durch ihre Buchverkäufe verdiente Collins deshalb 20 Millionen Dollar. Weil der Film mit einem Einspielergebnis von bislang 650 Millionen Dollar weltweit ein großer Erfolg war und die Umsetzung der beiden weiteren Teile der Trilogie bereits geplant ist, wird erwartet, dass die Science-Fiction-Autorin im nächsten Jahr deutlich weiter vorne in der Liste auftaucht.

Der zehntplatzierte Autor Dean Koontz erwirtschaftete seine 19 Millionen Dollar unter anderem mit The Dead Town, dem aktuellen Buch seiner Frankenstein-Serie, während die Harry-Potter-Erfinderin J.K. Rowling es schaffte, auch vier Jahre nach dem Erscheinen des vorerst letzten Harry-Potter-Romans noch 17 Millionen Dollar einzunehmen. Der größere Teil davon stammt aus eBooks, die die Engländerin, die es als erste Frau mit dem Schreiben von Büchern zur Milliardärin brachte, nicht über einen Verlag, sondern über das Portal Pottermore.com absetzt. Für ihren geplanten ersten Erwachsenenroman The Casual Vacancy erhielt sie vom Verlag Little Brown angeblich acht Millionen Dollar Vorschuss.

George R.R. Martin 2011 beim Signieren von Büchern in der slowenischen Hauptstadt Laibach. Foto: Yerpo. Lizenz: CC BY-SA 3.0.

George R.R. Martin verdankt seine 15 Millionen Dollar Einnahmen 2011 auch dem Erfolg der grandiosen Fernsehadaption seiner Buchreihe Game of Thrones. Im Gegensatz zu Patterson schreibt er nicht nur selbst, sondern auch deutlich langsamer: Für das 2011 erschienene A Dance With Dragons brauchte er sechs Jahre. Dass die Serie Game of Thrones 2011 auch das am meisten kopierte Werk im Internet war, führte offenbar nicht dazu, dass der Martin nun am Hungertuch nagen muss. Im Gegenteil spricht viel dafür, dass dadurch viele Menschen außerhalb von Fantasy-Fankreisen erst auf den Schriftsteller aufmerksam wurden und ihn mit 8 Millionen Buchverkäufen in den Mainstream hievten.

Stephenie Meyer verdiente vor allem mit ihrer Vampirserie Twilight 2011 14 Millionen Dollar. Aus der Fan Fiction dazu entstand Fifty Shades of Grey von E.L. James, die den bisherigen Verkaufszahlen ihres SM-Schinkens nach in der Bestverdienerliste 2012 vorne mitspielen dürfte. Wären Urheberverbotsrechte so umfangreich, wie sie die Verlagslobby fordert, dann wäre dieser Bestseller des Jahres 2012 womöglich gar nicht entstanden, sondern bereits während seiner Entstehung im Internet abgemahnt worden.

Nimmt man die politischen Botschaften aus seinem Roman Die Säulen der Erde als Anhaltspunkt, dann dürfte Ken Follett kaum ein Problem damit haben, dass er 2011 14 Millionen einnahm, während andere Autoren darben mussten. Weil diesen Herbst der zweite Band seiner Century-Trilogie erscheint und eine Verfilmung von World Without End im amerikanischen und britischen Fernsehen läuft, darf er auch im nächsten Jahr mit erheblichen Einnahmen rechnen. Der Fünfzehntplatzierte in der Forbes-Liste, der Texaner Rick Riordan, verdiente 2011 seine 13 Millionen Dollar vor allem mit der tief aus antiken Mythen schöpfenden Percy-Jackson-Reihe.

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