Intelligente vernetzte Haushaltsgeräte - ein Traum

Elektrische Haushaltsgeräte sollen die Arbeit im Haushalt erleichtern. Mit intelligenter Vernetzung könnten sie auch der Energiewende ein wenig auf die Sprünge helfen.

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Spötter behaupten ja, dass elektrische Haushaltsgeräte nur dazu dienen, der Hausfrau genügend Zeit zu verschaffen, um das für den Neukauf von elektrischen Haushaltsgeräten notwendige Geld zu verdienen. Um den Verkauf neuer Geräte anzukurbeln, denken sich die Hersteller der Weißen Ware (im Gegensatz zu Rundfunk- und Fernsehgeräten, die als Braune Ware bezeichnet werden) immer wieder neue mehr oder weniger brauchbare Features aus.

Früher auf der Domotechnica in Köln zuhause, trifft sich die Branche inzwischen auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin. Ist das Geschäft mit der Vernetzung aus dem AV-Sektor kaum mehr wegzudenken, tut sich die Küchen- und Haushaltsbranche sichtlich schwer, sinnvolle Vernetzungsoptionen anzubieten. Der vor einigen Jahren präsentierte Kühlschrank mit integriertem Scanner, der entnommene Ware über das Internet selbsttätig nachbestellt, hatte seine Sympathien nach drei Wochen Pizza Hawaii endgültig eingebüßt. Auch der von Gorenje entwickelte Kühlschrank mit integriertem Sprachaufzeichnungsmodul, der den mit Magnethalter an die Kühlschranktür gepinnten Notizzettel ablösen sollte, wurde nicht von größerem Markterfolg gekrönt. Gleiches gilt für die Synthese aus Mikrowelle und Flachbild-TV, die wohl an allen Kundenwünschen vorbei entwickelt wurde.

Sicher wurden einzelne Haushaltsgeräte im Laufe der vergangenen Jahre intelligenter. So erkennt manches Bügeleisen inzwischen von alleine, wenn es eingeschaltet, aber nicht benutzt wird und dies offensichtlich so flink, dass keine Brandgefahr besteht. Staubsauger-Roboter können heute ihre Arbeit auch ganz ordentlich und autonom verrichten. Selbst der Lowtech-Wischmopp huscht schon von alleine durch das Badezimmer.

Allein mit einer Verknüpfung der einzelnen Geräte tut sich die Industrie noch ziemlich schwer. So könnte man beispielsweise sicherstellen, dass sich der Kühlschrank nicht gerade dann einschaltet, wenn die Waschmaschine aufheizt oder der Backofen eingeschaltet ist. Und auf der anderen Seite könnten, wenn Strom beispielsweise aus der eigenen PV-Anlage günstig verfügbar ist, dem Kühlschrank die entsprechenden Schaltimpulse zukommen, die ihm mitteilen, bis zu welcher Temperatur er dann kühlen darf, ohne aus dem Feierabendbier einen Eisblock zu bereiten.

Im gut gedämmten Kühlschrank lässt sich günstig beschaffte elektrische Energie nämlich hervorragend als Kälte speichern. Im Grunde könnte man sogar aus solarthermisch gewonnener Wärme entsprechend Kälte für den Kühlschrank gewinnen. Für den Privathaushalt werden solche Lösungen leider noch nicht angeboten. Dafür kann man mit solar erwärmtem Brauchwasser schon Spül- und Waschmaschinen versorgen und der Gütersloher Hausgerätehersteller Miele hat auf der IFA das Entwicklungsmodell eines Wäschetrockners vorgestellt, das seine Wärme zum Wäschetrocknen mit Unterstützung einer Wärmepumpe aus solarthermischen Modulen bezieht.

Proprietäre Systeme als Hemmschuh

Während sich Panasonic in seiner Präsentation in Berlin auf einzelne Komponenten wie einen im Eigenheim nutzbaren Stromspeicher, effiziente Dämmung von Kühlschränken und vergleichbare Einzelansätze konzentrierte, zeigte der koreanische Wettbewerber Samsung einen umfangreicheren Ansatz zur Vernetzung von Haushaltsgeräten. Leider handelt es sich dabei um eine Umsetzung, bei der - nach Aussage des Standpersonals - alle Komponenten von Samsung kommen müssen. Smartphones von Apple seien grundsätzlich ausgeschlossen.

Diese Art proprietärer Systeme sind jedoch ein gewaltiger Hemmschuh für die Einführung einer sinnvollen Vernetzung von Haushaltsgeräten, jedoch nicht der einzige. Zumeist versucht die Branche Hausautomatisationssysteme aus dem Bereich der Büro- oder Hotelimmobilien auf den Eigenheim- und Wohnungssektor herunterzubrechen. Wie im kommerziellen Bereich üblich, setzt man zumeist Bus-Systeme ein, die eine eigene Verkabelung benötigen. Die dazu nötige Planung durch einen Installations-Fachmann schlägt gleich mal mit 10.000 Euro zu Buche, was den Häuslebauer meist soweit erschreckt, dass er nicht einmal die später benötigten Leerrohre beim Hausbau verlegen lässt. Auch die Zusammenarbeit von Miele und Busch-Jaeger arbeitet mit einem Bus-System. Ob die mit Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie entstandene Initiative EEBUS den gewünschten Schub gibt, muss abgewartet werden. Vielversprechender klingt der noch etwas zögerliche Ansatz des japanischen Herstellers Toshiba.

Bei Elektrolux mit AEG oder BSH mit den Marken Bosch, Siemens und Gaggenau war zumindest auf der diesjährigen IFA Funkstille was die Vernetzung ihrer Haushaltsgeräte angeht. Eher unerwartet war da der in Berlin präsentierte Vorschlag der aus der Festnetztelefonsparte von Siemens hervorgegangenen Bocholter Firma Gigaset. In der Hauptsache für ihre Schnurlostelefone bekannt, hat man einzelne Aktoren über Dect mit einer Basisstation verbunden und über GSM mit einem Smartphone verknüpft. Als Funktionsmuster noch etwas zu groß geraten, sollen sich die batteriebetriebenen Aktoren beispielsweise an Fensterrahmen oder Türen befestigen lassen, um deren Zustand, bzw. Zustandsänderung zu erfassen und zu melden. Weitere Funktionen und Vernetzungsmöglichkeiten sind geplant. Würden sich die Entwickler in Bocholt mit der ebenfalls aus dem Siemenskonzern hervorgegangenen Firma EnOcean zusammensetzen, könnte man auf manche bislang noch benötigte Batterie verzichten. Immerhin sollen sich die Module von Gigaset installieren lassen, ohne dass man Wände aufspitzen muss. Beim Umzug sollen sie so mit in die neue Wohnung wandern können. Als Start in die Welt der Vernetzung im Haushalt könnte sich der über ein lokales Dect-Netz betriebene Ansatz durchaus eignen. Er sollte dann aber auch mit komplexeren Steuerungs- und Regelungssytemen kompatibel sein.

Unieq-Box Bundle. Foto: IEQualize

Ein klein wenig aufwändiger ist der Einstieg in die Hausgerätevernetzung mittels der in Leipzig entwickelten Unieq-Box. Hier muss zwar vom Fachmann in der Hutschiene ein zweiter, elektronischer Zähler installiert werden, der seine Daten über Powerline an die Unieq-Box schickt, von wo sie in der derzeitigen Version per WLAN an den heimischen PC zur Visualisierung weitergeleitet werden. Alle anderen Module lassen sich jedoch auf vom Laien einrichten. In Zukunft soll die Box über den jetzigen Funktionsumfang hinaus auch fernsteuerbare Haushaltsgeräte darüber informieren können, dass die PV-Anlage auf dem Dach genügend Strom liefert, um den Waschvorgang zu starten oder den Kühlschrank außer der Reihe einzuschalten.

Die Frage bei all diesen Entwicklungen bleibt: Welchen Nutzen erwartet der Kunde und was will er dafür bezahlen? Nur dem Stromversorger entgegenzukommen, weil man den eigenen Verbrauch nach dem Stromaufkommen des EVUs ausrichtet, ist mit Sicherheit nicht ausreichend.

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