Es werde Geld!

Rue Quinquempoix (Paris) im Jahr 1720; Künstler: Anonym. Bild: Institut national d'histoire de l'art, INHA

John Law, eine Bank, die Geld druckt, und der Zusammenbruch der Blase: Eine Komödie in vier Akten und einem Zwischenspiel aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts

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John Kenneth Galbraith schreibt in seiner Analyse historischer Spekulationsblasen1: "Es gibt nur wenige Bereiche menschlichen Handelns, in denen die Geschichte so wenig zählt wie in der Welt des Geldes. Erfahrungen der Vergangenheit werden, sofern sie überhaupt im Gedächtnis haften geblieben sind, als simple Ausflucht derjenigen abgetan, die nicht über die notwendige Einsicht verfügen, die unglaublichen Wunder der Gegenwart zu würdigen." Hier soll an den ersten Großversuch, Geld aus dem Nichts zu schaffen, erinnert werden, der vor ungefähr 300 Jahren in Frankreich stattfand.

1. Akt, in dem ein großer König stirbt und sein Staat vor dem Konkurs steht

1. September 1715: In Frankreich verlöscht die Sonne des großen Königs. Auf dem Sterbebett lässt Ludwig 14 seinen Urenkel, den späteren Ludwig 15, zu sich kommen. "Mignon", sagt der König zu dem Fünfjährigen. "Du wirst einmal ein großer König werden. Aber tue es mir nicht gleich, sondern lasse die Finger vom Bauen und Kriegführen … versuche das Los Deines Volkes zu bessern, wie ich es unglücklicherweise nie tun konnte. "2

Was hinterließ der Sonnenkönig seinem Nachfolger außer dieser verspäteten Einsicht?

Frankreich war unter Ludwig 14 zu der europäischen Großmacht geworden. Seine Armee war die größte Europas. In permanenten Kriegen hatte es sein Staatsgebiet auf Kosten seiner Nachbarn Spanien, den Niederlanden und dem Deutschen Reichs vergrößert und arrondiert. Es spielte erfolgreich bei der Kolonialisierung der Welt mit. Seine Kultur und das höfische Leben von Versailles waren Vorbild für ganz Europa. Die 'feine Welt' und die Diplomatie sprachen Französisch. Jeder Provinzfürst eiferte dem französischen Hof nach.

Das eigentliche Erbe aber war ein Staat, der de facto pleite war. Ludwig 14 hatte konsequent die drei goldenen Regeln, die einen Staat in den Konkurs treiben müssen, angewandt:

  1. Unterhalte eine großen Kriegsmaschinerie und führe häufig Krieg,
  2. gehe verschwenderisch mit dem Staatsvermögen um,
  3. besteuere die Armen und verschone die Reichen.

Ludwig 14 war der erste Monarch, der in Europa wieder ein stehendes Heer unterhielt. Bei seinem Tod standen 350.000 Mann unter Waffen. Von Beginn seiner Herrschaft an förderte er ein ambitioniertes Flottenbauprogramm. Zwischen 1661 und 1688 wurden 250 Kriegsschiffe gebaut. Seine Kriegsflotte war zeitweise die stärkste Europas3. Nachdem Frankreich in den Reunionskriegen seine Grenzen großzügig zulasten seiner Nachbarn begradigt hatte, wurden eine Kette von schwer befestigten Grenzgarnisonen errichtet. Unter Ludwig 14 modernisierte der Festungsbaumeister Vauban 300 alte Festungen und errichtet 33 moderne Anlagen neu. Von den 61 Jahren, in denen Ludwig 14 die Regierung aktiv führte, waren 34 Kriegsjahre. Die Ausgaben für Heer und Marine stellten den größte Posten im Staatsetat dar.

Die Grandeur Ludwig 14 spiegelte sich auch in aufwendigen Repräsentationsbauten wider. Am bekanntesten ist sicher das Schloss von Versailles, das ab 1661 in mehreren Etappen zum eigentlichen höfischen Zentrum Frankreichs umgebaut wurde. Aber auch die Pariser Schlösser der Louvre und die Tuilerien wurden aufwendig erneuert. Man schätzt, dass diese Bautätigkeit ca. 80 Mio. Livres, was ungefähr den Staatseinnahmen eines Jahres entsprach, kostete. Daneben musste auch die Hofhaltung von Versailles finanziert werden. Die Motivation für diese luxuriöse Hofhaltung lag ja nicht zuletzt darin, den französischen Hochadel durch die teure Lebensführung am Hof in finanzieller Abhängigkeit zu halten.

Die Kosten des Militärs und der Hofhaltung konnten durch das Steueraufkommen nicht gedeckt werden. Der Staatsetat war in der Regierungszeit trotz einiger Finanzreformen und kreativer neuer Einnahmen chronisch defizitär. Den größten Teil der Staatseinnahmen machten die direkten und indirekten Steuern aus, die insbesondere von den Bauern, sie machten ca. 80% der 20 Mio. Franzosen aus, und der aufstrebenden städtischen Bourgeoisie bezahlt werden mussten. Der Adel und der Klerus waren weitgehend von Steuern befreit. Dazu kam, dass das Eintreiben der Steuern Steuerpächtern oblag, also praktisch privatisiert war. Ineffizienz und Korruption waren diesem System immanent. Als weitere Einnahmequellen dienten Zölle und der Verkauf von Ämtern. Es versteht sich, dass keine Ehrenämter verkauft wurden, sondern dass sich die Amtsinhaber an der Bevölkerung schadlos hielten. Die Finanzreformen bestanden im Wesentlichen aus Steuererhöhungen und geplanter Geldverschlechterung. Die neu geprägten Silbermünzen (Sous und Deniers) wurden mit jeder Finanzreform kleiner. Sie verloren damit zwar nicht ihren Nominalwert, wohl aber ihren Verkehrswert, was zu einer permanenten Inflation führte.

Beim Tode Ludwig 15 hatte der Staat 2,9 Mrd. Livres Schulden, von denen 400 Mio. Livres unmittelbar fällig waren. Dies entsprach den Staatseinnahmen von 18 Jahren. La Gloire ist eben häufig teuer zu bezahlen und stets von denen, die von dieser Ehre am wenigsten profitieren. Oder um mit Montesquieu zu sprechen: "Glücklich das Volk, dessen Geschichte langweilig ist."4

2. Akt, worin ein kleines Land vor dem Konkurs steht und ein junger Mann diesen mit einem kühnen Plan verhindern will

Am nördlichen Rand der britischen Inseln befindet sich das, zur Zeit des 14. Ludwigs noch unabhängige, Königreich der Schotten. Die Schotten vereinte eine tiefe Abneigung gegen ihre erfolgreicheren Nachbarn im Süden, die Engländer. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Verhältnis der beiden Königreiche zwischen kriegerischen Auseinandersetzungen, wobei sich die Schotten gerne auch mit dem Erbfeind der Engländer, den Franzosen, verbündeten, einem friedlichen Nebeneinander bis hin zu Zeiten, in denen die Kronen beider Königreiche ein Königshaupt in Personalunion zierten. Die Schotten galten sprichwörtlich als sparsam, wobei ihnen bei der hauptsächlich landwirtschaftlich basierten Wirtschaft auch gar nichts anderes übrig blieb.

Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde die schottische Landwirtschaft besonders hart durch den Höhepunkt der sogenannten Kleinen Eiszeit getroffen. Die 'seven ill years' 1695 - 1702 brachten für Schottland Missernten und Hungersnöte. Man schätzt, dass in diesen Jahren etwa 10% der schottischen Bevölkerung an den direkten oder indirekten Folgen der Unterernährung starben.5

Das schottische Parlament versuchte die wirtschaftliche Lage zu verbessern, indem sie Gewerbe und insbesondere den Handel mit England und den englischen Kolonien fördern wollte. Dazu brauchte man aber Geld, und da Geld in Schottland knapp war, gründete man eine Bank.

Am 17. Juni 1695 beschloss das schottische Parlament eine Geschäftsbank, die Bank of Scotland, zu gründen. Anders als bei der kurz zuvor gegründeten Bank of England, deren Hauptaufgabe es war, die Defizite der englischen Regierung zu finanzieren, war es der Bank of Scotland verboten, der schottischen Regierung Kredite zu erteilen. Grundkapital der Bank waren 120.000 Pound Scots, wovon aber nur 10% als Bargeld (Species) eingezahlt wurden. Die Bank gab Banknoten im Werte von ca. 60.000 Pound aus, mit dem Versprechen, dass die Bank diese Noten auf Wunsch jederzeit wieder in 'klingende Münze' eintauschen würde. Diese Banknoten waren nun als ein bequemer Geldersatz in Umlauf.

Die Ausgabe von Banknoten war keine ganz neue Erfindung. Schon früher deponierten Kaufleute auf der Insel Gold und Bargeld bei den Goldschmieden, die auch die Aufgabe des Geldprüfers innehatten. Die Goldschmiede stellten dem Einzahler sogenannte Goldsmith's Notes oder Bankers Notes aus, die ebenfalls als bequemer Geldersatz zirkulierten. Die Goldschmiede stellten aber in der Regel nur so viele Noten aus, wie auch Hartgeld hinterlegt war. Dies war bei der Bank of Scotland anders. Mit einem Verhältnis von 1:5 (Hartgeld:Papiergeld) vermehrte die Bank die schottische Geldmenge und vergab Kredit, was zur Förderung der schottischen Wirtschaft ja beabsichtigt war.

Wenn man so bequem Geld machen kann, dann juckt es in den Fingern, damit profitablere aber auch risikoreichere Geschäfte zu machen. 1695 wurde die Company of Scotland gegründet, um in den lukrativen Handel mit Indien, Afrika und Amerika einzusteigen. Schottland träumte von eigenen profitablen Kolonien. Der Kaufmann William Paterson, der 10 Jahre zuvor die Bank of England gegründet hatte, schlug vor, am Isthmus von Panama eine Kolonie zu errichten. Diese Kolonie hätte Zugang sowohl zum atlantischen Raum als auch zum pazifischen Raum. Die Company of Scotland sammelte 400.000 Pound Sterling für diese Unternehmen ein. 1689 stach eine Flotte von 5 Schiffen mit 1200 Siedlern in See, die im November im Golf von Darién ankerten. Dort sollte eine Stadt New Edinburgh gegründet werden.

Das Unternehmen war ein Desaster. Krankheiten rafften viele der Siedler dahin. Der englische König William gab Anweisung die Siedler nicht zu unterstützen. Schließlich fegten die Spanier die letzten Reste der schottischen Kolonie weg. Der Einsatz, ungefähr 20% des schottischen Nationalvermögens, war verloren.

In dieser prekären Situation wandte sich das schottische Parlament an John Law mit der Bitte um Rat. John Law, Sohn eines angesehenen Edinburgher Goldschmieds, war zu diesem Zeitpunkt (1704) erst 33 Jahre alt, hatte aber bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Über das Geschäft seines Vaters hatte er früh Einblick in das damalige Geld- und Kreditwesen. Er muss ein heller Kopf gewesen sein, mit einer guten Ausbildung in Mathematik. Seine Fähigkeit, schnell im Kopf rechnen zu können, kamen ihm auch bei seiner Leidenschaft zum Glücksspiel sehr zupass. Er verließ früh seine Heimatstadt, um in London dieser Leidenschaft zu frönen. 1694 spießte er dort bei einem Duell einen Rivalen auf, woraufhin er wegen Mordes angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Man verhalf ihm aber zur Flucht, die zunächst nach Paris ging. Paris war als Refugium von schottischen Dissidenten beliebt.

In den nächsten Jahren bereiste er den Kontinent studierte in Amsterdam und Venedig das Geld- und Bankenwesen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er erfolgreich mit Glücksspielen. Auf seinem Weg durch Europa versuchte er immer wieder, Fürsten und ihren Ministern für 'innovative' Finanzprojekte zu begeistern. Diese stießen aber durchweg auf Unverständnis. Man muss sich dieses Abenteuererleben vor barocker Kulisse vorstellen, mit feinen Damen in wallenden Gewändern, mit Degen und Allongeperücke, um den Stoff für einen Roman oder ein Filmdrehbuch zu erkennen. Da diese aber schon mehrfach geschrieben wurden6, beschränke ich mich hier auf die wesentlichen Fakten.

1704 war John Law zurück in Schottland und schlug dem Parlament zur Behebung der Finanzmisere die Gründung einer Bodenkreditbank vor. Einlagen und Sicherheit für das auszugebende Papiergeld sollten nicht mehr Gold und Silber sein, das Schottland ja nicht mehr ausreichend besaß, sondern Land. Heute würden wir von einer Pfandbriefbank und Covered Bonds reden, also durchaus seriösen Finanzinstrumenten. Die Schotten misstrauten diesem Vorschlag, verstanden ihn wohl auch nicht. Sie wählte jedenfalls einen anderen Weg.

Portrait John Laws von Casimir Balthazar

1707 fusionierte Schottland mit seinem ungeliebten Nachbarn zum United Kingdom of Great Britain. Die Engländer beglichen großzügig die schottischen Schulden. Der schottische Dichter Robert Burns schrieb: "We're bought and sold for English gold, Such a Parcel of Rogues in a Nation!".

Den Schotten blieben noch einige Rechte. Unter anderem durften die Bank of Scotland und zwei weitere schottische Banken (Royal Bank of Scotland, Clydesdale Bank) weiterhin Geld drucken. Diese Privilegien gelten bis heute, sodass heute jeder Schotte zwischen vier gültigen Währungen auswählen kann.

Intermezzo, worin uns John Law sein System erklärt

John Law war kein reiner Theoretiker. Zu sehr hatte er sich gewünscht, die Schotten wären seinem Vorschlag gefolgt. In dem Essay "Money and Trade Considered with a Proposal for Supplying the Nation with Money"7 in dem er seine Ideen begründet, sind aber bereits sehr moderne Argumente enthalten, und das 60 Jahre vor seinem berühmteren Landmann Adam Smith.

Zunächst beschrieb Law die Nachteile des Münzgeldes, an denen im Mittelalter und der frühen Neuzeit alle europäischen Staaten litten. Die Grundidee des Silberstandardgelds war seit karolingischer Zeit gleich und einfach. Ein Pfund Silber, ursprünglich 408 g, eines definierten Feingehalts war die Bezugseinheit. Dieses unterteilte sich in 20 Sol (Solidus, Sous, Schillinge) oder 240 Deniers (Denare, Pence, Pfennige). Ursprünglich wurden nur Letztere als Münzen geprägt, die größeren Einheiten waren nur Rechnungsgrößen. Die kleinen Münzen hätten demnach ein Gewicht von 1,7 g und einen Silbergehalt von ca. 900/1000, und ihr Wert wäre dem Wert des enthaltenen Silbers gleich. Mit solchen Münzen hätte man ohne Problem in ganz Europa bezahlen können.

Leider konnte man sich in Europa nicht einmal darauf einigen, wie schwer denn ein Pfund sei. Zwischen 367 g (Livre Tournois, Frankreich) und 561 g (Wiener Pfund) schwankten die Definitionen8 und damit auch die Gewichte der Münzen.

Auch konnte man sich keinesfalls darauf verlassen, dass eine Münze mit der Prägung Denier, Penny oder Pfennig die erforderliche Menge Silber enthielt. Das Feingewicht (Gewicht des Silbers = Korn) wurde häufig reduziert, ebenso auch das Gesamtgewicht (Schrot + Korn = Nichtedelmetall + Silber). Diese gewollte Münzverschlechterung diente im Wesentlichen zwei Zielen: Erstens brachte sie neues Geld in die Kassen des Landesherrn. Zweitens wurden über die aus der Münzverschlechterung ausgelöste Inflation die Schulden des Landesherrn entwertet und die Zinszahlung erleichtert. Die Münzverschlechterung hatte neben der Teuerung, die die Bevölkerung traf, noch einen weiteren Nachteil. Niemand akzeptierte, dass das besser Geld nach "altem Schrot und Korn" genau so viel Wert sein sollte, wie das schlechtere neue Geld. Wenn der Landesherr dies per Gesetz durchsetzen wollte, verließ das Geld einfach den Geltungsbereich dieses Gesetzes. Das bessere Geld ging als Münze, zur Not auch in eingeschmolzener Form, ins Ausland (Greshamsches Gesetz). Trotz Neuprägung verringerte sich also die Geldmenge, was Handel und Gewerbe behinderte.

Abbildung 1. Bild: Eigene Darstellung

Wie Abbildung 1 zeigt, zieht sich in Frankreich die Geldentwertung kontinuierlich über die Jahrhunderte hin. Die Bucheinheit Livre entsprach 1715 schon lange nicht mehr den ursprünglichen 367 g Feinsilber. Ähnliche Verhältnisse findet man in allen europäischen Ländern. Die Geldentwertung entsprach umgekehrt einer Verteuerung des Silbers. John Law wies darauf hin, dass für das Münzmetall die gleichen Regeln von Angebot und Nachfrage galten wie für jede andere Ware.

Silver was lyable to a change in its value, as other goods, from any change in its quantity, or in the demand for it.

Die Verteuerung des Silbers bzw. die Verschlechterung des Silbergelds war demnach Ausdruck des größeren Bedarfs an Silbermünzen bei gleichbleibender oder gar abnehmender Menge an Silber. Sie wurde in der Geschichte nur gebremst, wenn neue Silbervorkommen ausgebeutet werden konnten (Silber der Fugger, Silber der neuen Welt). Law verwirft die Auffassung von John Locke

Mr Locke and others who have wrote on this subject, say, the general consent of men placed an imaginary value upon silver, because of its qualities fitting it for money. I cannot conceive how different nations could agree to put an imaginary value upon any thing... Money is not a pledge, as some call it.

Law zeigt an Beispielen, wie der Staat, der seine Währung verschlechtert, seine Waren günstiger im Ausland verkaufen kann. Die Überschüsse in der Leistungsbilanz haben nun Zuflüsse an Geld / Silber zur Folge, die die Währung wieder stärken sollten. Allerdings muss das Land, aus dem das Geld abfließt, nun seinerseits mit einer Geldverschlechterung reagieren. Sombart ist der Ansicht, dass ein Teil der europaweiten Geldverschlechterung dieser Abwertungsspirale geschuldet ist.

Ein weiterer Kerngedanke von John Law ist, dass Handel und Gewerbe eines Landes direkt der Geldmenge proportional sind.

Domestick trade depends on the money. A greater quantity employes more people than a lesser quantity. Good laws many bring the money to the full circulation...But no laws can make it go further, nor can more people be set to work, without more money to circulate.

Die gleiche Wirkung kann auch Kredit haben:

They [workmen] may be brought to work on credit, and that is not practicable, unless the credit have a circulation, so as to supply the workman with necessaries; If that's supposed, then that credit is money, and will have the same effects, on home, and forreign trade.

Es fehlt nur noch die Umkehrung "money is credit". Law verwirft alle Maßnahmen des Merkantilismus, die versuchen, die Geldmenge des Landes zu erhöhen.

Since the method used had not the effect designed, a contrary would: Yet is has not been found, that any of them have preserved or increased money; but on the contrair.

"The use of banks has been the best method yet practised for the increase of money."

... Nicht verwunderlich, schlägt er doch die Gründung einer Bank vor.

Banks where the money is pledged equal to the credit given, are sure ...

Law schlägt jedoch eine Bank vor, die mehr Kredit vergibt, als es ihren Einlagen entspricht.

So far as they lend they add to the money, which brings a profit to the country, by employing more people, and extending trade...The certain good it does, will more than ballance the hazard.

Aber Law ist auch Realist:

Credit that promises a payment of money, cannot well be extended beyond a certain proportion it ought to have with the money. And we [Scotland] have so little money, that any credit could be given upon it, would be inconsiderable. It remains to be considered, whether any other goods than silver, can be made money with the same safety and convenience.

Dieses Gut glaubt Law in landwirtschaftlich genutztem Land gefunden zu haben. Er hatte festgestellt, dass dieses Land in der Vergangenheit im Wert gestiegen war. Er führt dies auf den gestiegenen Bedarf an landwirtschaftlichen Produkten, die höhere Produktivität der Landwirtschaft und die Tatsache, dass Land nicht vermehrbar ist, zurück.

Natürlich ist Land kein Geld, das man mit sich herumtragen kann wie Silber. Aber zur Deckung seines Papiergeldes war es sogar besser geeignet. Aus den Ernteerträgen konnten Zinsen an den Einleger gezahlt werden. Wer also sein Land bei der Bank als Pfand hinterlegte, bekam den Wert seines Landes in Banknoten gezahlt und konnte noch jährliche Zinsen erwarten. Wenn dagegen jemand sein Silber oder Gold zur Bank brachte, bekam er zwar den Wert in Banknoten ausgezahlt, musste aber dafür, dass die Bank sein Wertmetall sicher aufbewahrte, jährliche Gebühren zahlen. Geld, Silber und Gold arbeiten eben nicht. Zinsen gab es nur, wenn die Bank mehr Banknoten, als den Einlagen entsprach, druckte und teilweise als Kredit ausgab. Der Einleger erkaufte die Zinsen also mit seinem größeren Risiko.

Auf einen weiteren Vorteil wies Law hin: Land kann nicht in das Ausland abwandern. Kritiker stellten daher die Frage, wie man denn damit Auslandsschulden begleichen könnte. Seit der Subprime-Krise wissen wir, dass es dazu nur genügend kreativer Fantasie und einfältiger Partner bedarf.

3. Akt, in dem ein schottischer Protestant in einem katholischen Land Wunder vollbringt

Da die Eingemeindung Schottlands bevorstand und das Londoner Todesurteil noch immer Bestand hatte, musste John Law die Insel verlassen. Er geht zunächst nach Amsterdam. 1711 verlässt er Amsterdam und geht nach Paris. Er will dem König oder seinem Minister seinen Plan von einer Landbank vortragen. Europa befindet sich zu dieser Zeit im Spanischen Erbfolgekrieg, an dem, wie 60 Jahren zuvor im Dreißigjährigen Krieg, ganz Europa beteiligt ist. Er hofft, dass der französische König, der Geld für die Kriegsführung benötigt, jetzt für seine Vorschläge aufgeschlossen ist. Er erhält auch, vermutlich durch Vermittlung des Neffen des Königs, Philippe II. de Bourbon, Duc d'Orléans, den er bei seinem ersten Parisaufenthalt am Spieltisch kennengelernt hatte, eine Audienz beim König. Beim Petit Lever darf er den König ansprechen. Nachdem der König erfahren hat, dass John Law Schotte und darüber hinaus Protestant ist, ist die Audienz beendet, noch bevor der König ganz angekleidet ist.

Der Duc d'Orléans ist der kommende Mann Frankreichs. Ludwig 14 hatte ihn testamentarisch zum Präsidenten des Regentschaftsrates ernannt, solange sein Nachfolger Ludwig 15 noch minderjährig sein würde. Der Duc d’Orléans führte ein verschwenderisches und ausschweifendes Leben. Er trank und aß übermäßig und führte ein mehr als freizügiges Liebesleben. Er umgab sich mit einer Gefolgschaft zweifelhafter Charaktere, die er selbst 'seine Galgenvögel' nannte und er war häufiger Gast in den Spielsalons von Paris. Diese, aus heutiger Sicht, nicht gerade schmeichelhafte Charakterisierung, wird im Wesentlichen auch von seiner Mutter, Liselotte von de Pfalz, in ihren Briefen bestätigt. Andererseits war er intelligent, hatte eine gute Ausbildung und förderte die Wissenschaften und die Künste.

Nach dem Tod des Sonnenkönigs stellten sich dem Duc d'Orléans, der jetzt Regent war, zwei vordringliche Aufgaben:

  • Seine eigene Macht zu befestigen und
  • die Staatsfinanzen zu sanieren.

Um seine Macht zu befestigen, ließ er vom Parlement von Paris9 das Testament Ludwigs 14 für ungültig erklären. Er versprach dafür, die Rechte des Parlements zu stärken. Er tauschte in der Folge die von Ludwig 14 vorgesehenen Mitglieder des Regentschaftsrates durch Männer seines Vertrauens aus.

Zunächst erwägt der Regentschaftsrat, zur Sanierung der Finanzen den Staatsbankrott zu erklären. Aber der Regent war dagegen. Er hatte andere Ideen.

Eine bewährte Methode, seine Schulden loszuwerden, ist, seine Gläubiger loszuwerden. Die größten Gläubiger Frankreichs waren seine Steuerpächter, die 'Fermiers généraux'. Die 'großen 40' hatten im System der Steuerpacht große Reichtümer angehäuft. Der Regent setzt eine Justizkammer ein, die sich mit Unregelmäßigkeiten der Steuerpächter beschäftigen sollte. Belohnungen werden ausgelobt, für diejenigen, die solche Unregelmäßigkeiten meldeten. Wann hat man schon einmal die Möglichkeit, seinem verhassten Steuereintreiber eins auszuwischen? Schnell füllt sich die Bastille und die schlimmsten 'Voleurs du peuple' (Diebe am Volk) werden auch zur Belustigung des Pöbels an den Pranger gestellt. Die Verfahren enden regelmäßig mit der Zahlung einer hohen Geldstrafe. Nun ja, es war noch nie ohne Risiko, dem Staat Geld zu leihen.

Die so erpressten Gelder reichen aber bei Weitem nicht, die Schulden auf ein erträgliches Maß zu senken. Jetzt bekommt John Law seine Chance. Am 2. Mai 1716 erhält er per Dekret10 die Genehmigung, eine Privatbank, die Banque Général mit Sitz in der Rue Quincampoix in Paris, zu gründen. Als Grundkapital sollen 6 Mio. Livres eingesammelt werden. Die Aktie über 5000 Livres muss aber nur zu einem Viertel mit Münzgeld bezahlt werden. Für drei Viertel soll Law Staatsanleihen im Nennwert akzeptieren. Da der Wert der Staatsanleihen wegen des drohenden Bankrotts auf nur noch ca. 30% des Nennwerts gefallen war, war diese Regelung für die Anleger sehr vorteilhaft. Man könnte in heutiger Terminologie sagen: Die Lawsche Bank war von Anfang an als 'Bad Bank' konzipiert.

Die Bank ist ein sofortiger Erfolg. Kunden, die bei Law ihr Geld hinterlegen, wird garantiert, dass ihnen genau das gleiche Geld wieder zurück erstattet wird. Bei der zu erwartenden Geldverschlechterung war das ein großer Vorteil. Die Banknoten, die Law ausgab, jede war von Hand nummeriert, unterschrieben und in einem Bankbuch registriert, waren also vor Inflation geschützt. Im April 1717 stärkt der Regent das Vertrauen in die Bank, indem er die Banknoten auch zur Bezahlung der Steuern zulässt. John Law richtet Filialen in Lyon, Rochelle, Tours, Amiens und Orleans ein. Seine Banken vergeben Kredit und das Geldmengenwachstum zeitigt genau die von Law vorhergesehene Wirkung. Die Kaufkraft wird vergrößert, Handwerker bekommen wieder Aufträge und die Händler bringen die produzierten Waren auf die Märkte. Das Lawsche Geld wird schließlich auch in Amsterdam gerne angenommen.

Aber die Banque Générale war noch nicht die Landesbank, von der Law geträumt hatte. Da bekommt John Law am 23. August 1717 die Gelegenheit, die Handelsrechte der Compagnie de Luisiane zu erwerben. Ihr Eigentümer, der Steuerpächter Antoine Crozat, genannt der Reiche, war gerade von der Justizkammer zu einer Strafe von 6,6 Mio. Louis d'or verurteilt. Dieses Geld zahlt Law für die Handelsrechte. Louisiana war eine neue französische Kolonie. Der französische Anspruch ging aber weit über das Gebiet des heutigen Bundesstaats Lousiana hinaus. Den Mississippi entlang hatte Frankreich eine Verbindung bis zu den großen Seen und den französischen Gebieten im heutigen Kanada geschlagen. Die Hoffnung bestand, dass man in diesen Gebieten reiche Gold-, Silber- und Edelsteinvorkommen finden könnte. Im September 1717 gründet Law die Compagnie d'Occident, die als Mississippi-Gesellschaft bekannt wird. Law gibt 200.000 Aktien zu 500 Livres aus, die auch wieder mit Staatsanleihen zum Nennwert bezahlt werden können. Nach dem Erfolg der Banque Générale sind auch diese Aktien sehr gesucht.

Am 4. Dezember 1718 wird die Bank verstaatlicht. Der Staat übernimmt die Garantie für das Papiergeld der Banque Royale, was dieser weiter Vertrauen verschafft. In Wirklichkeit war es der erste Schritt in Richtung Abgrund. John Law verliert seinen Einfluss und der Regent beginnt damit, ungehindert Geld zu drucken.

Law widmet sich jetzt mehr seiner Compagnie d'Occident. Er baut oder erwirbt über 500 Schiffe, um Siedler und Material in die neue Kolonie zu bringen. Es finden sich aber nicht genug Freiwillige, sodass er auch auf Sträflinge zurückgreifen muss. Für ein überbesiedeltes Land, wie Frankreich es 1718 war, ist dies verwunderlich, zeigt aber, dass er wenig politische Unterstützung erhielt. Immerhin wird 1718 die Stadt Nouvelle-Orléans gegründet. Im Mai 1719 erwirbt er die Senegal- die Ostindien- und die China-Kompanie und vereinigt alle zur Compagnie perpétuelle des Indes. Zur Finanzierung werden neue Aktien emittiert. John Law besaß nun das Monopol auf den gesamten Überseehandel Frankreichs.

Die Aktien der Kompanie waren zu Anfang kein großer Renner. 1718 wurden sie die meiste Zeit unter ihrem Nominalwert gehandelt11. Als die zweite Emission vom Regenten erworben wird, fasst man aber Zutrauen. Bis zum August 1719 verzehnfacht sich ihr Wert auf 5000 Livres, im November des Jahres erreicht sie ihren ersten Höchstwert von 18000 Livres. Paris wird von einer nie gekannten Spekulationswelle erfasst. Law nutzt die Gunst der Stunde und begibt eine dritte, dann noch eine vierte Emission. Es gibt Bezugsrechte: Für eine neue Aktie muss man vier Aktien der zweiten und eine Aktie der ersten Serie besitzen (actions-mères, actions-filles, etc.). Das treibt den Kurs zusätzlich. Die Banque Royale gibt zum Erwerb der Aktien großzügig Kredit. Es ist ja genug Geld da. Als Sicherheit gelten die erworbenen Aktien. Papier sichert Papier.

Die Spekulationsblase machte viele über Nacht reich, zum Millionär. Das Wort wird damals erfunden. Es ist nicht nur der Adel, der spekuliert, auch viele Bürger sind erfolgreich. Man verdient viel Geld und gibt viel Geld aus. Luxusgüter werden hergestellt oder importiert. Paris feiert "Party". Glücksritter aus ganz Europa wollen teilnehmen. Der Sitz der Bank ist ständig belagert, um sich in das Bezugsregister eintragen zu lassen. Einem Adeligen, der sich vordrängen will, sagt man: "Vor John Law sind alle gleich." Und in den Straßen ruft man: "Es lebe der König, es lebe John Law."

4. Akt, in dem ein Kartenhaus zusammenstürzt und man schließlich doch weitermacht wie zuvor

Der Regent und mit ihm John Law hat von Anfang an viele Gegner:

  • Da waren zunächst die Adeligen, die er zu Beginn der Regentschaft aus dem Regentschaftsrat ausgebootet hatte.
  • Hinzu kam der alte Geldadel von Steuerpächtern und Finanziers. Ihnen hatte er mithilfe der Justizkammer zu Beginn der Regentschaft den Prozess gemacht. Dann hatte er sie ihrer Privilegien und damit ihres Einkommens beraubt und diese an John Law weitergegeben.
  • Schließlich wandte sich auch das Parlement, als Vertreter der städtischen Bürgerschaft, gegen den Regenten.

Der erste Angriff auf die Bank findet kurz nach der Gründung der Compagnie d'Occident statt. Der Kauf der Kompanie hatte einen Großteil der Hartgeldbestände gekostet. Eine Gruppe von Adligen legt darauf hin eine große Summe Banknoten zur Einlösung gegen Silber und Gold vor. Mithilfe des Regenten und der königlichen Münze kann John Law das Geld über Nacht herbeischaffen. Als am nächsten Tag, beobachtet von zahlreichen Neugierigen, die den Konkurs der Bank erwarteten, die Bank das Geld auszahlen kann und in mehrere Wagen verladen lässt, ist der Angriff abgewehrt und die Reputation der Bank gestiegen. Der Regent zwingt die Adeligen später, das Hartgeld wieder in die Bank einzuzahlen.

Zum Konflikt mit dem Parlement, dem der ganze neumodische Kram nicht passte, kommt es 1718, als der Regent eine Geldverschlechterung anordnete. Das Parlement legt Widerspruch gegen diesen Erlass ein. Es vermutet, dass der Erlass nur das Lawsche Papiergeld attraktiver machen soll. Der Regent weist die Remonstration zurück. Es geht zwischen den Streitparteien hin und her. Einige Mitglieder des Parlement wollen John Law verhaften lassen, ihm einen kurzen Prozess machen und ihn dann im Palais de Justice gleich aufhängen. John Law muss unter den Schutz des Regenten flüchten. Schließlich kommt die ganze Sache vor den jungen König, der sich hinter den Regenten stellt. Die Anführer des Parlement verschwinden in der Bastille.

Die größte Gefahr für das Lawsche System ging aber von seinem Erfolg und dessen Nebenwirkungen aus. Als er im Dezember 1719 vom Regenten das Amt des Generalkontrolleurs der Finanzen Frankreichs erhielt, musste er erkennen, dass wesentlich mehr Banknoten gedruckt worden waren, als er es für gut geheißen hatte. Die riesige Geldmenge hatte zu einer spürbaren Inflation geführt. Die Preise für Nahrungsmittel und Brennstoffe stiegen von Mai 1719 bis zum Ende des Jahres um 30 %. Gleichzeitig beginnen in der zweiten Jahreshälfte 1719 die ersten vorsichtigen Spekulanten, ihre Aktiengewinne zu realisieren. Sie lassen sich ihre Gewinne von der Banque Royale in Münzen auszahlen. Auch der Regent macht im Februar 1720 Kasse und einen beträchtlichen privaten Gewinn.

John Law betreibt Kurspflege. Er kauft Aktien zurück. Gerüchte werden verbreitet, dass in Louisiana Gold gefunden worden sei. Zur Unterstützung dieses Gerücht stattet er ein Heer von Bettlern mit Picke und Schaufel aus und lässt sie durch Paris marschieren. Es sollte der Eindruck entstehen, dass eine Expedition zu den "imaginären" Goldfeldern bevorstehe. Aber der Betrug ist leicht zu durchschauen und das Misstrauen vergrößert sich. Es gelingt ihm noch einmal, die Aktie, die von ihrem Höhepunkt von 18000 Livres in nur wenigen Wochen auf 9000 Livres gefallen war, im Januar 1720 auf ihren alte Höhe zu bringen. Doch dann erfolgt ein schneller und nicht mehr aufzuhaltender Absturz. Ende Mai 1720 ist die Aktie nur noch 4200 Livres Wert.

Für die Bank war dieser Kurssturz doppelt fatal. Lagen bei ihr doch viele Aktien als Sicherheit für ausgeliehenes Geld. Gleichzeitig verlangten immer mehr Menschen die Auszahlung ihres Papiergeldes in Münzen. John Law und der Regent, für die eine solche Krise völlig neu is, und die daher auf keinerlei Erfahrung zurückgreifen konnten, verfügen in kurzer Folge Maßnahmen, die die Symptome der Krise beseitigen sollten, sie aber in der Realität nur verschärften. Ende 1719 wird verfügt, dass alle Geschäfte, die über 300 Livres hinausgehen, nur noch in Banknoten zu tätigen seien.

Im Februar und März 1720 beginnt Law mit einer Serie von Abwertungen von Gold- und Silbergeld (vergleiche den sprunghaften Preisanstieg der Mark Silber in Abbildung 2). Er will den Besitz des Münzgeldes unattraktiv machen. Dann wird auch der Besitz von Gold, Silber und Münzen, die einen Wert von 500 Livres überschreiten, verboten. Das Kapital begibt sich auf die Flucht, bevorzugt in die Schweiz und die Niederlande. Die Ausfuhr von Gold, Silber und Münzen wird verboten. Es beginnt eine Flucht in die Sachwerte. Land, Gebäude, Luxusgüter und Kunstwerke steigen rasant im Wert. Die Inflation beschleunigt sich weiter.

Die Kompanie war der größte Halter der alten Staatsanleihen. Um diese zu sichern, wird im Februar 1720 die Kompanie verstaatlicht und mit der Banque Royale verschmolzen. Am 21. Mai erscheint ein Edikt, das den Wert des Papiergeldes und der Aktien halbiert. Am 27. Mai stellt die Bank die Ausgabe von Münzen ein.

Ein Kassensturz im Mai 1720, an dem John Law schon nicht mehr als Generalkontrolleur der Finanzen beteiligt ist, ergibt, dass 2,6 Mrd. Livres Papiergeld nur 1,2 Mrd. Livres an Münzen im gesamten Königreich gegenüberstehen. Der Regent schiebt die Schuld für diese Diskrepanz wider besseren Wissens John Law zu. Um die Papiergeldmenge zu verringern, werden 25 Mio. Schuldscheine zu 2,5% Zinsen gegen Papiergeld getauscht. Das eingenommene Geld wird am 17. Oktober auf dem Platz vor dem Hôtel de Ville de Paris verbrannt: ein symbolträchtiges Autodafé.

Die Inflation und der Konkurs vieler Spekulanten hatten bei der Pariser Bevölkerung für viel Unruhe gesorgt. Die Menge, die John Law noch vor einem Jahr hoch leben ließ, trachtet ihm nun nach dem Leben. Er sucht wieder Schutz beim Regenten. Anfang Dezember 1720 muss er Frankreich verlassen. Ohne nennenswertes Vermögen geht er zunächst nach Brüssel und dann nach Venedig. Das ganze Vermögen, das der vormals reichste Mann Frankreichs in Ländereien und Gebäuden angelegt hatte, wird konfisziert. Anders als viele Spekulanten hatte er nie Vermögenswerte ins Ausland gebracht.

Die Geschichte der Aufarbeitung der Krise ist schnell erzählt: Die unsinnigen Erlasse werden zurückgenommen. Am 1. Juni 1720 ist der Besitz von Münzgeld wieder erlaubt. Am 10. Juni öffnet die Bank wieder und tauscht die kleinen Scheine in Münzen um. Die großen Scheine werden massiv abgewertet. Am 10. Oktober 1720 sind die Banknoten kein öffentliches Zahlungsmittel mehr, sondern nur noch Altpapier.

Denkmal, das der Nachwelt geweiht ist, um sie an die unglaubliche Verrücktheit des 20. Jahres im 18.Jahrhundert zu erinnern; Künstler: Picart, Bernard. Bild: Institut national d'histoire de l'art, INHA

Eine Untersuchungskommission sollte versuchen, einen Teil des angerichteten Schadens wieder gut zu machen. Man hatte vor, die Spekulanten (Agioteure) zu besteuern. Unter großer Geheimhaltung lässt man eine Liste aller Grundstücks- und Immobiliengeschäfte sowie aller Aktiengeschäfte, die 1719 und 1720 geschlossen wurden, erstellen.12 Die Spekulanten, die einen Gewinn bis zu 200.000 Livres gemacht hatten, sollen darauf 25% Steuern zahlen. Wer bis zu 500.000 Livres verdient hatte, muss 50% bezahlen. Alle die noch mehr gewonnen hatten, sollen mit 75% besteuert werden.

Leider hatte dieser Plan keinen Erfolg. Ein Teil der Spekulanten hatte sich mit ihrem Vermögen bereits ins Ausland abgesetzt. Ein weiterer Teil hatte seine Gewinne schon verprasst. Bei anderen Spekulanten stellte sich heraus, dass sie nur Strohmänner waren, bei denen nichts zu holen war. Anstelle der geplanten 191 Mio. Livres konnte man so nur 800.000 Livres einziehen. Immerhin stellte sich bei dieser Untersuchung heraus, dass in diesen zwei Jahren etwa 2 Mio. Franzosen, das war jeder zweite Stadtbewohner, an der Spekulation teilgenommen hatte.

Als Erfolg dieser Jahre kann verbucht werden, dass der Staat einen Großteil seiner alten Schulden losgeworden ist. Er konnte die Staatsanleihen gegen Banknoten und Aktien eintauschen, die sich im Nachhinein als wertlos erwiesen haben. Im Resultat war dies nichts anderes als ein gut getarnter Staatsbankrott. Die Spekulationsblase hat auch eine erste Erschütterung der Ständegesellschaft gebracht. Wie bei jeder Spekulationsblase gab es wenige Gewinner und viele Verlierer. Unter Letzteren waren offenbar auch viele adelige Familien. Der Duc de Condé beklagte, dass "die Stände des Königreichs durch den Verfall der alten blühenden Familien [des Adels] und durch Emporkommen neuer [bürgerlicher] umgekehrt waren".

Das Scheitern des Lawschen System beweist nicht, dass seine Ideen falsch waren. Wäre die Bank, wie in den ersten Jahren, bei einer verantwortungsvollen Geldschöpfung geblieben, hätte die französische Wirtschaft davon weiterhin profitiert. Dass der Regent zusätzliche ca. 1,6 Mrd. Livres drucken ließ, um den nächsten Krieg vorzubereiten, kann Law nicht angelastet werden. Die Mississippi-Gesellschaft hätte auch ohne Goldfunde erfolgreich sein können.

Frankreich hatte das Potenzial, genügend Siedler in die neue Welt zu schicken und diese auch militärisch zu beschützen. Dann würde vielleicht heute in Amerika französisch gesprochen. Dazu hätte es aber einen langen Atem und einen politischen Willen gebraucht. Stattdessen verwickelte der französische Adel das Land weiterhin in dynastische Zänkereien. Sicher hat der Duc de Saint-Simon recht, wenn er in seinen Memoiren schreibt: "Seine Bank ist eine exzellente Sache in einer Republik oder in einem Land wie England, wo die Finanzen vom Parlament kontrolliert werden, … nicht aber unter einer despotischen Regierung … und nicht für Frankreich, mit einem Fürsten wie dem Regenten." 13

John Law stirbt 1729 in seinem Exil in Venedig. Er wird 58 Jahre alt. Der Regent stirbt 1723 im Alter von 49 Jahren. Im selben Jahr wird Ludwig 15 volljährig erklärt. Er wird die Ratschläge, die ihm sein Vorgänger auf dem Sterbebett gegeben hatte, nicht befolgen. Er wird als Resultat des Siebenjährigen Krieges den größten Teil seiner nordamerikanischen Kolonien verlieren.