Technik und Schul-Bullies

In der Postapokalypse-Serie Revolution malt sich J.J. Abrams aus, wie Menschen nach einem totalen und dauerhaften Stromausfall leben könnten

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Das Genre der Postapokalypse-Erzählung ist gerade in Krisenzeiten interessant. Die Zivilisationsuntergangsursachen, mit denen man solche Romane, Filme, Comics oder Serien in der Vergangenheit beginnen ließ, spiegelten häufig auch einen jeweils aktuellen Zeitgeist wider: Vom Atomkrieg (A Canticle for Leibowitz, 1960) bis hin zum Terrorismus (Jericho, 2006 - 2008). In J. J. Abrams neuer Postapokalypse-Fernsehserie Revolution, die derzeit in den USA viel Aufsehen erregt, wird der Zusammenbruch der staatlichen Ordnung dadurch ausgelöst, dass elektrische Geräte plötzlich nicht mehr funktionieren und sich auch nicht mehr reparieren lassen.

Die Amerikaner sterben darauf hin in den Städten oder ziehen aufs Land. Im Kampf um Nahrung bricht die staatliche Ordnung zusammen und Warlords übernehmen die Macht. Der ehemalige Google-Angestellte Aaron schildert das in einer Episode der Serie als Rückkehr jener "Bullies", die er glaubte, mit seiner Schulzeit hinter sich gelassen zu haben. Der Brillenträger hat in der Postapokalypse als Schullehrer überlebt, weil ihn Ben Matheson schützte. Der wird in der ersten Folge der Serie 15 Jahre nach dem Stromausfall von Schergen des Warlords Sebastian Monroe getötet, die seinen Sohn Danny mitnehmen.

Ben Mathesons Tochter Charlotte macht sich darauf hin auf die Suche nach ihrem untergetauchten Onkel Miles, der ihr helfen soll, den Bruder zu befreien. Als sie ihn findet und er widerwillig seine Identität offenbart, stellt sich heraus, dass der unterwegs aufgelesene junge Nate Walker ein Spion des Monroe-Offiziers Tom Neville ist (exzellent gespielt von Giancarlo Esposito, den deutsche Fernsehzuschauer als Gustavo Fring aus Breaking Bad kennen). Der von seinem ehemaligen Marinekorps-Kameraden Monroe gesuchte Miles muss deshalb sein Versteck verlassen und sucht die Sprengstoffexpertin Nora Clayton auf. Sie hat sich einer Rebellengruppe angeschlossen, die gegen die Warlords und für eine Wiederherstellung der Vereinigten Staaten kämpft.

Wie die Personen genau zusammenhängen und was in den 15 Jahren nach dem Blackout passierte, erfährt der Zuschauer aber erst nach und nach über zahlreiche Rückblenden. In den Handlungssträngen, die sich entwickeln, spielen darüber hinaus auch zwölf (wie Schmuckanhänger gestaltete) USB-Sticks eine wichtige Rolle. In ihnen befinden sich Informationen über den Blackout und die Suche nach ihnen verleiht der Geschichte ein wenig von einer Queste.

Das Setting der Serie ähnelt mit Pferden und Dampfeisenbahnen einem Western. Neben alten Schusswaffen (deren Munition sich unter nichtindustriellen Bedingungen einfach anfertigen lässt) und Säbeln kommen aber auch Armbrust, Pfeil und Bogen zum Einsatz. Ein Manko der Produktion ist die Kleidung der Figuren, die den Eindruck hinterlässt, dass es offenbar auch in der Postapokalypse noch zuhauf H&M-Läden gibt. Lediglich die Soldaten der Warlords tragen eine Art Trachtenanzüge, die halbwegs handgefertigt aussehen, obwohl Kleidung bei schwerer körperlicher Arbeit sehr viel schneller kaputt geht als beim Rumsitzen im Büro. Hier ist Revolution weit entfernt von der Durchdachtheit der BBC-Serie Survivors, die Mitte der 1970er Jahre bislang noch nicht wieder erreichte Genre-Maßstäbe setzte.

Einige Kommentatoren fühlten sich durch Revolution von der Annahme beleidigt, dass die Zivilisiertheit von Menschen in so starkem Ausmaß von technologischen Bedingungen abhängen könnte, wie die Serie dies darstellt. Ein weiterer Grund, warum sie in den USA bislang auf ein geteiltes Echo bei Kritikern stieß, liegt in der inhaltlichen Prämisse, dass die Warlords ihre Herrschaft nur deshalb aufrecht erhalten können, weil sie in ihrem Territorium ein Verbot von Schusswaffen erlassen haben, dessen Durchsetzung nicht nur der Verhinderung von Rebellion dient, sondern auch als Vorwand für willkürliche Durchsuchungen, Folter und Greuelmorde.

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