Rausch der Geschwindigkeit

Die Auswirkungen des Hochfrequenz-Handels

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Der Tradingkrieg

Hochfrequenz-Handel (High-Frequency Trading - HFT) ist die Verwendung von fortschrittlichen technologischen Werkzeugen und Computeralgorithmen, um Wertpapiere so schnell wie möglich zu handeln. High-Frequency Trading begann im Jahr 1999, nachdem die US Securities und Exchange Commission (SEC) im Jahr 1998 elektronische Börsen genehmigte. Banken, die größten Akteure auf den Finanzmärkten, haben den Hochfrequenz-Handel immer weiter forciert. Mit immer schnelleren Computern traden die Banken gegen alles und jeden, sogar gegen ihre eigenen Kunden.

Die Verschlechterung der Performance der Hedge-Fonds der letzten Jahre ist auch eine Folge des immer schnelleren Handels, insbesondere wenn sie über weniger Computerpower verfügen als die großen Spieler. Es scheint fast so, dass die Banken wie ein Terminator agieren bei denen die Maschinen die Macht übernommen haben. Der Hochfrequenz-Handel von Investmentbanken, Hedgefonds und anderen Akteuren macht heute etwa 70 bis 75% aller Transaktionen in US-Aktien aus. Es scheint an der Zeit, dass dieses Betrugssystem eingeschränkt wird. Wall Streets Get-rich-quick-Syndrom schadet dem normalen Anleger, weil er nicht in einem Hochgeschwindigkeits-Umfeld konkurrieren kann. Das Liquiditäts-Argument, welches angeblich für den Hochfrequenz-Handel spricht, ist fraglich. Wenn bei den vielen Trades gleichzeitig Kaufs- und Verkaufsorder vom selben Trader eingehen, heißt dies nicht, dass hier ein Abschluss stattfindet. Vielmehr hat es eher den Anschein, dass ein computerbasierter Finanzkrieg durchgeführt wird.

Out of Control

Der Handel mit Lichtgeschwindigkeit birgt große Gefahren in einer immer weiter vernetzten Gesellschaft. Je mehr der Computer die Regie übernimmt, desto größer wird das Risiko von weiteren schwarzen Tagen wie dem Börsencrash von 1987. Es wird immer deutlicher, dass Hochfrequenz-Handel die Märkte manipuliert und zu einer Situation führen kann, in denen die Situation sogar außer Kontrolle geraten kann (Hochfrequenz-Handel lässt Märkte durchdrehen).

Der Handel wird immer schneller, so dass die großen Spieler sogar ihre Serverfarmen in der Nähe oder unterhalb der Börse platzieren, um noch schneller ihre Transaktionen über die schnellsten Kabelverbindungen ausführen zu können. Der sogenannte Flash Crash vom 6. Mai 2010 hat gezeigt, wie leicht Dinge außer Kontrolle geraten können. An diesem Tag stürzte der Dow Jones Industrial Average um 2.45 Uhr um etwa 1000 Punkte (ca. 9%) und erholte sich von diesen Verlusten wieder innerhalb weniger Minuten (High Frequency Trading verstärkt Aktiencrash).

Wenn das Rad sich immer schneller dreht besteht die Gefahr, dass eine globale Krise innerhalb von Millisekunden entstehen kann. Ein Verbot des Hochfrequenz-Handels scheint notwendiger denn je zuvor zu sein, um dieses Risiko zu reduzieren und wieder allen Marktteilnehmern die gleichen Chancen einzuräumen. Unterschiede in der Übertragungstechnik oder der Abstand zwischen Handelsplätzen (Chicago und New York sind 720 Meilen voneinander entfernt) können heute über Millionen Dollar Gewinn oder Verlust entscheiden. Selbst die meisten Hedgefonds können nicht mehr mit den superschnellen Computern der großen Finanzfirmen mithalten.

Super-Crash ante portas?

Im heutigen Umfeld ist die Manipulation der Märkte der dominierende Trend. Hochfrequenz-Tradingsysteme geben Kauf-oder Verkaufsaufträge heraus, die in Millisekunden wieder zurückgezogen werden, nur um zu testen, wer bereit ist, zu bestimmten Preisen zu handeln. Der beste Weg, diese Praktiken zu beschreiben, ist Front-Running. Die Finanzaufsichtsbehörde SEC hat bisher nichts getan, um diese Manipulation zu stoppen. Untätigkeit und Verzögerung ist momentan der modus operandi für den Umgang mit diesem komplexen Finanzbetrug.

Eine Studie der FED Chicago zeigt, wie Flash-Trading Roboter mittlerweile die Kontrolle der Finanzmärkte übernommen haben. Die Studie zeigt aber auch, dass die High-Speed-Tradingfirmen mehr und mehr die Kontrolle über ihre eigenen Roboter verlieren. Out-of-Control-Algorithmen treten immer häufiger auf, weshalb das Risiko eines Black Day mit einem Tagesverlust von 40% oder mehr deutlich zugenommen hat.

Es ist sehr gefährlich, wenn zwei Drittel der Eigenhandelsunternehmen und der Börsen einen oder mehrere fehlerhafte Algorithmen haben. Wie will eine Aufsichtsbehörde Algorithmen kontrollieren, wenn diese nicht einmal durch die Besitzer der Maschinen kontrolliert werden können. Die Wahrscheinlichkeit von weiteren Flash-Crashes und einem ultimative Black Day Flash Crash ist nicht von der Hand zu weisen. Während Blasen an den Finanzmärkten im Voraus zu sehen ist, kommen computerbasierte Kursstürze ebenso wie sogenannte Killerwellen in den Weltmeeren aus heiterem Himmel .