Zwischen Tamriel und South Park

The Elder Scrolls Online. Bild: Bethesda Softworks

Games-Jahresvorschau, Teil 3: Rollenspiele, Strategie, Adventures

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Teil 2: Schweine, Cyborgs, Furien: Die wichtigsten Horror-, Science-Fiction- und Hack & Slash-Titel

Die Kamera gleitet über Hügel mit herbstbunten Bäumen, über düstere Sumpflandschaften und über ein verschneites Dorf, hinter dem sich ein ein schroffes Eisgebirge erhebt. Sie zeigt einen Nachthimmel, über den Sternschnuppen ziehen, und einen Canyon, durch den ein glühender Lavastrom fließt. Filigrane Brücken spannen sich über Gebirgsbäche, Tempelsäulen ragen aus dem Wüstensand, und Fackeln beleuchten die Wände einer gewaltigen Höhle. Kurz gesagt: Diese Welt sieht großartig aus. Schon bald wird sie von unzähligen Kriegern, Monstern und Magiern bevölkert sein - dann nämlich, wenn The Elder Scrolls Online seine Pforten öffnet.

TESO, wie es auch genannt wird, ist das MMO-Highlight des Jahres 2013. Der Start ist für das zweite oder dritte Quartal vorgesehen - zu diesem Zeitpunkt werden die Entwickler von Zenimax Online rund sechs Jahre an dem Spiel gearbeitet haben. Wie Studiochef Matt Firor betont, soll es sowohl Fans der Elder-Scrolls-Reihe als auch Spieler der gängigen Fantasy-MMOs ansprechen: Damit positioniert sich TESO als scharfer Konkurrent von World of Warcraft und Guild Wars 2. Erfolg haben wird es allerdings nur dann, wenn es neben der tollen Atmosphäre auch spielerisch eigene Akzente setzt. Inhaltlich ist das Spiel 1000 Jahre vor den Ereignissen von Skyrim angesiedelt: Es speist sich damit aus all den Sagen und Legenden, die sich in 20 Jahren Elder Scrolls angehäuft haben.

The Elder Scrolls Online. Bild: Bethesda Softworks

TESO-Spieler können für ihre Heldenfigur eines von neun Völkern wählen. Im Norden des Hauptkontinents Tamriel leben Argonier, Nords und Dunkelelfen; im Südwesten haben sich Waldelfen, Hochelfen und Khajit niedergelassen; der Nordwesten ist das Territorium von Orks, Bretonen und Rothwardonen. Die zentrale Provinz Cyrodiil ist zum Teil verwüstet und wird von Untoten-Armeen terrorisiert - hier finden auch die Player-vs-Player-Schlachten statt, an denen mehrere hundert Spieler teilnehmen können. Das Kampfsystem von TESO vereint klassische und dynamische Elemente: Kräfte und Attacken werden wie üblich über Nummerntasten aktiviert, bei Verteidigungsmanövern kommt es zudem auf das richtige Timing an. Um das Zusammenspiel in Dungeons und Raids zu fördern, hat das Studio eine Reihe von Ideen entwickelt - zum Beispiel einen Gruppenzauber, der stärker wirkt, je mehr Spieler sich in Reichweite eines Totems befinden. TESO will die Spieler dafür belohnen, dass sie in Quests auch einmal vom Weg abweichen und die Landschaft erkunden - also genau das tun, was auch im Solo-RPG Skyrim viel Spaß macht. Und noch etwas soll TESO anders machen als die meisten MMOs: Die Spieler werden per "Megaserver" dynamisch der Instanz zugewiesen, in der auch befreundete Spieler unterwegs sind.

Wie wird sich TESO im hart umkämpften Markt der Online-Rollenspiele schlagen? Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich das kaum vorhersagen - um so spannender wird aber das Kräftemessen mit WoW und Guild Wars 2. Im November veröffentlichte Zenimax ein knapp zehnminütiges Developer-Video, das einen ersten Eindruck von TESO liefert. Für Fantasy-Fans könnte übrigens auch das Spiel Neverwinter interessant sein, das bereits im Frühjahr 2013 erscheinen soll. Das MMO basiert auf dem Dungeons-and-Dragons-Kosmos und soll - Bezahlgegenstände natürlich ausgenommen - "free to play" sein. Ihren Character können Spieler aus einer von fünf Klassen wählen, anschließend formen sie mit anderen Spielern eine bis zu fünfköpfige Abenteurergruppe. Wie Entwickler Cryptic Studios betont, wird es in Neverwinter keine Zonen mit hunderten von Spielern geben - stattdessen wird es einen starken Handlungsstrang haben, der sich zum Beispiel an Dragon Age orientiert. Apropos Dragon Age: Der dritte Teil der Fantasy-Saga soll ebenfalls 2013 erscheinen - und seinerseits zum ersten Mal einen Multiplayer-Modus bieten. Gerüchten zufolge werden Spieler sogar als Drachen in den Kampf ziehen können - das wäre eine willkommene und zudem sehr spektakuläre Abwechslung.

Ni No Kuni. Bild: Namco Bandai

Fans von Solo-Rollenspielen kommen 2013 voll auf ihre Kosten: Das Subgenre ist in diesem Jahr erfreulich breit aufgestellt. Square Enix entwickelt derzeit das Action-Rollenspiel Lightning Returns: Final Fantasy XIII, das an die Ereignisse von Final Fantasy XIII-2 anknüpft. Heldin Lightning erwacht nach hunderten von Jahren aus dem Tiefschlaf - sie hat genau dreizehn Tage Zeit, die Inselwelt vor dem steigenden Meer des Chaos zu retten. Das Spiel wird zunächst in Japan veröffentlicht - noch ist nicht klar, ob es 2013 auch nach Europa kommt. In Japan bereits erschienen ist das Rollenspiel Ni No Kuni - am 25. Januar bringt Publisher Namco Bandai hierzulande die PS3-Fassung heraus. Ni No Kuni ist eine Koproduktion von Level-5 (Professor Layton, Inazuma Eleven) und dem berühmten Anime-Studio Ghibli, das wunderbare Filme wie "Prinzessin Mononoke", "Das Schloss im Himmel" und "Chihiros Reise ins Zauberland" geschaffen hat. Ni no Kuni erzählt die Geschichte des 13-jährigen Oliver, dessen Mutter bei einem Unfall stirbt. Olivers Tränen erwecken eine Puppe namens Drippy zum Leben, die ihm ein Buch mit Zaubersprüchen schenkt. In einer magischen Parallelwelt machen sich die beiden auf die Suche nach Olivers Mutter - dabei muss der Junge immer wieder gegen verschiedenartige Monster kämpfen. Atmosphärisch ist Ni No Kuni einer der besten Titel des Jahres - wer Ghibli-Filme mag, wird auch dieses Spiel mögen.

South Park - The Stick of Truth. Bild: THQ

Über die TV-Serie "South Park" gehen die Meinungen erfahrungsgemäß weit auseinander. Dieses Schicksal wird zweifellos South Park: The Stick of Truth teilen, wenn es im zweiten Quartal 2013 erscheint. Das Drehbuch zum Rollenspiel haben die Serienmacher Trey Parker und Matt Stone höchstselbst geschrieben - die beißende Satire und derbe Komik der TV-Vorlage wird also auch hier zur Geltung kommen. Der Spieler übernimmt die Rolle des New Kid, das gerade nach Southpark gezogen ist: Um das Vertrauen von Cartman, Kyle und Co. zu gewinnen, hilft er bei der Verteidigung der Stadt gegen Crab People, Underpant Gnomes und Hippies; die Kämpfe sind rundenbasiert und ähneln denen der Paper-Mario-Reihe. In der Xbox-Version des Spiels kommt sogar die Kinect-Steuerung zum Einsatz - nicht zuletzt, um Gegner per Stimmerkennung zu beleidigen. Wer diesem Treiben nichts abgewinnen kann, darf 2013 immerhin noch auf die Veröffentlichung eines Fantasy-Titels hoffen: Mit Sacred 3 will Publisher Deep Silver die bekannte deutsche ARPG-Serie fortsetzen.

Starcraft II - Heart of the Swarm. Bild: Blizzard Entertainment

Nicht nur bei den Rollen-, sondern auch bei den Strategiespielen wird 2013 Einiges geboten. In der Sparte Echtzeitstrategie konkurrieren gleich mehrere AAA-Titel um die Gunst der Gamer - das Highlight ist natürlich Heart of the Swarm, die erste Erweiterung zu StarCraft II: Wings of Liberty. Im Mittelpunkt stehen diesmal die wehrhaften Zerg, die sich selbst widrigsten Bedingungen durch Mutation anpassen können. Angeführt wird der Parasitenschwarm von der rachsüchtigen Sarah Kerrigan, die einst als Terranerin von den Zerg entführt und in ein Mischwesen verwandelt wurde. Heart of the Swarm wird mit 20 Missionen erheblich kürzer ausfallen als Wings of Liberty: Die 29-Missionen-Kampagne des Vorgängers hätten zahlreiche Spieler als zu lang empfunden, so Hersteller Blizzard Entertainment.

Total War - Rome II. Bild: Sega

Während sich Terraner, Zerg und Protoss im Weltraum kloppen, finden auf der Erde diverse andere Schlachten statt. Das Free-to-play-Spiel Command & Conquer soll an die besten Zeiten der traditionsreichen Serie anknüpfen; anders als in Tiberian Twilight (2010) sollen wieder Basenbau, Ressourcengewinnung und beliebige Einheitenstärken möglich sein. C & C läuft mit der Frostbite-2-Engine, die auch in aktuellen Shootern zum Einsatz kommt - grafisch dürfte das Spiel also durchaus überzeugen. Abzuwarten bleibt allerdings, ob das Free-to-play-Modell zahlungsunwillige Spieler über Gebühr benachteiligt. Während C & C zeitgenössische Konflikte inszeniert, ist Company of Heroes 2 an der Ostfront des Zweiten Weltkrieges verortet. Als Befehlshaber der Roten Armee nimmt der Spieler unter anderem an der Schlacht um Berlin teil. Die Zeitschrift pcgamer.de kam in einem ersten Multiplayer-Test zu einem positiven Urteil: Besonders die Witterungseinflüsse - brechendes Eis, frierende Soldaten - sollen dem Spiel mehr strategische und taktische Tiefe verleihen. Geschichtlich deutlich früher angesiedelt ist Total War: Rome II, der insgesamt achte Titel der Erfolgsreihe von The Creative Assembly. Bei seinen Feldzügen stößt das römische Heer diesmal weiter nach Osten vor als noch in Rome: Total War (2004). Trotz riesiger Armeen sollen sich die Systemanforderungen im Rahmen halten; gleichwohl hat das Entwicklerstudio angekündigt, jeden einzelnen Kämpfer mit animierten Gesichtsausdrücken zu versehen.

Ob nun in der Antike oder der Moderne - Kriegsszenarien sind beileibe nicht jedermanns Sache. Echtzeit-Strategiefans können 2013 aber auch auf andere Settings zurückgreifen: Zum Beispiel das putzige Pikmin 3, das für Nintendos neue Konsole Wii U erscheint. In dem familienfreundlichen Titel steuert man eine Horde von bis zu hundert pflanzenähnlichen Kreaturen, die über ganz unterschiedliche Fähigkeiten verfügen. Unterwegs stoßen die Pikmins auf allerlei Ungemach - sie müssen Barrieren zerstören, Brücken bauen und feindliche Waldbewohner besiegen. Ein originelles Koop-Szenario bietet derweil das Spiel Monaco, das 2010 beim Independent Games Festival den Hauptpreis gewann. In Anlehnung an Heist Movies wie "Ocean's Eleven" starten bis zu vier Spieler einen Raubzug, um an einen schwer bewachten Schatz zu gelangen. Monaco wird aus der Vogelperspektive gesteuert und erfordert ständig neue Strategien - der Entwickler hat es als eine "Mischung aus Pac Man und Hit Man" beschrieben.

SimCity. Bild: Electronic Arts

Neben diesen Echtzeit-Strategietiteln erscheinen 2013 auch mehrere interessante Aufbausimulationen. Maxis versucht sich an einem Reboot des Klassikers SimCity, die Veröffentlichung ist bereits für den 8. März vorgesehen. Außer einer besseren Grafik wird die Neuauflage zum Beispiel auch einen vollwertigen Multiplayer-Modus besitzen - den ersten seit der SimCity 2000 Network Edition. Um online und auch offline spielen zu können, muss man allerdings auf EA Origin eingeloggt sein - das könnte so manchen Spieler abschrecken. Ein gänzlich unverbrauchtes Szenario bietet derweil die Simulation Prison Architect: Der Spieler baut und betreibt ein Hochsicherheitsgefängnis - im Story-Modus wird er dabei auch mit ethischen Fragen konfrontiert.

The Cave. Bild: Sega

Gänzlich unernst geht es in zwei Adventures zu, die das Jahr 2013 für uns bereithält. The Cave ist das neueste Werk von Designerlegende Ron Gilbert (Maniac Mansion, Zak McKrakken): Sieben Helden erforschen eine Höhle und streben dabei nach größtmöglicher Selbsterkenntnis. Aus der selben Spieleschmiede stammt das Double Fine Adventure, das Tim Schafer (Grim Fandango) mit Hilfe von Kickstarter realisiert. Ebenfalls über die Crowdfunding-Plattform finanziert wird Leisure Suit Larry: Reloaded, die Neuauflage des Sierra-Klassikers von 1987.

The Rabbit's Apprentice. Bild: Daedalic Entertainment

Das Hamburger Spielestudio Daedalic Entertainment wird 2013 neue Point-and-Click-Adventures herausbringen: Zu nennen sind vor allem der dritte Teil der Deponia-Trilogie sowie das handgezeichnete Abenteuer The Rabbit's Apprentice.