Genveränderte Lachse in den USA vor der Zulassung als Lebensmittel

Die für die Genehmigung zuständige Food and Drug Agency (FDA) hat nach der Unbedenklichkeit für den Verzehr nun auch in einem vorläufigen Bescheid die Unbedenklichkeit für die Umwelt bestätigt

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In den USA dürfen Produkte von geklonten Tieren und deren Nachkommen ohne Kennzeichnung in den Lebensmittelhandel kommen, in der EU ist bislang nur der Verkauf von Fleisch, Milch und anderen Produkten der Nachkommen von geklonten Tieren erlaubt. Der Verkauf von Produkten aus genveränderten Pflanzen ist ohne Kennzeichnung seit vielen Jahren in den USA erlaubt, noch aber steht hier die erste Genehmigung für ein genverändertes Tier aus, was einen erneuten Durchbruch für "Frankenfood" bedeuten würde, wie Genkritiker Lebensmittel aus genveränderten Organismen nennen.

Größenvergleich zwischen einem transgenen Lachs und einem normalen Lachs im selben Alter. Bild: AquaBounty

Seit 17 Jahren versucht die Firma AquaBounty, die Zulassung als Lebensmittel für einen genveränderte Lachs (AquAdvantage® Salmon - AAS) von der zuständigen US-Behörde, der Food and Drug Agency (FDA), zu erhalten. Der genveränderte Lachs wächst schneller als normale Lachse und legt das doppelte Gewicht zu. Mit der Aufzucht des Genlachses könnten daher die Gewinne sprudeln. Seit jeher gilt der Turbolachs als Türöffner für andere genveränderte Tiere. Man kann erwarten, dass dann, wenn der AAS genehmigt wird, eine Flut an weiteren genveränderten Tieren in den USA auf den Markt kommen wird.

Das Unternehmen scheint nun dem Erfolg wieder einen Schritt näher gekommen zu sein. Gewissermaßen als Weihnachtsgeschenk teilte die Behörde nun eine erste Umweltprüfung mit, nach der der genveränderte Lachs keine Bedrohung für die Umwelt darstellt. Der Turbolachs habe "keine signifikanten Auswirkungen auf die Qualität der menschlichen Umwelt in den USA", so die FDA. Zudem sei es unwahrscheinlich, dass der Genfisch für die Vorkommen natürlicher Lachse gefährlich werden könne. Die Behörde nimmt nun zwei Monate lange Stellungnahmen entgegen, bevor die Genehmigung beschlossen wird.

Der Hersteller will die Sicherheit dadurch garantieren, dass aus den transgenen Lachseiern nur sterile weibliche Fische gezüchtet werden. Das Verfahren ist nicht hundertprozentig sicher, daher sollen die Fische nur in Tanks auf dem Land aufgezogen werden, um zu verhindern, dass sie in die freie Wildbahn gelangen. Das sei, so die Firma, bedeutend sicherer als die Aufzucht von gezüchteten Lachsen und anderen Fischen beiderlei Geschlechts in Aquakulturen, aus denen jedes Jahr Millionen entkommen würden. Wie die FDA garantieren will, dass die Fische nicht doch auch in Zuchtanlagen im Meer gezüchtet werden, ist allerdings schleierhaft.

Tanks zur Aufzucht der Genlachse. Bild: AquaBounty

Für das schnelle Wachstum sind zwei Gene verantwortlich: ein Wachstumsgen des Königslachses sowie ein regulatorisches Gen der Nordamerikanischen Aalmutter (Zoarces americanus), das die Produktion eines Proteins zum Frostschutz steuert und mit dem das Wachstumsgen konstant angeschaltet bleibt. Die beiden Gene werden mit Plasmiden in das Genom eingebaut. Der schnell wachsende Genlachs soll nicht nur die Zuchtzyklen beschleunigen und so für höheren Profit sorgen, sondern laut Aqua Bounty auch neue Zuchtanlagen ermöglichen, die angeblich für die die Fische und die Umwelt besser als herkömmliche Lachszuchtanlagen seien. Zudem könne die Überfischung der Meere durch die transgene Fische reduziert werden. Auch angeblich unabhängige Wissenschaftler hatten bestätigt, dass der Lachs weder für die Umwelt noch für den Menschen eine Gefahr darstelle. Diese Art der gentechnischen Manipulation würde nicht wirklich etwas verändern, sondern nur den Wachstumsprozess beschleunigen.

Ein Lachs ist ein Lachs ist ein Lachs? Bild: AquaBounty

Die Umweltunbedenklichkeit ist die erste Stufe für die Genehmigung und wahrscheinlich jetzt auch die wichtigste. Schon vor zwei Jahren hatte die FDA erklärt, dass vom Verzehr des Fisches keine größeren Risiken als vom Verzehr von natürlichem Lachs ausgehen (Durchbruch für Frankensteinfood von transgenen Tieren?). Allerdings hatte dann das US-Repräsentantenhaus die Gelder gesperrt, die für Genehmigungsverfahren benötigt werden, wodurch dieses noch einmal verzögert wurde (Genveränderte Tiere als Lebensmittel). Der Trick der Unbedenklichkeit für die Umwelt scheint darin zu bestehen, dass die genveränderten Lachseier in Kanada produziert werden und die Aufzucht in Panama stattfinden soll. Folgen für die Umwelt in anderen Ländern sind für die FDA, wie sie schreibt, kein Problem, geprüft werde das Umweltrisiko nur insofern, ob durch Produktion der Lachse in Kanada und Alaska irgendwelche Risiken für die Umwelt in den USA bestünden. Auch soziale, ökonomische und kulturelle Folgen wurden nicht überprüft, weil dies nur notwendig sei, wenn erhebliche Folgen für die materielle Umwelt bestehen, was nicht der Fall sei.

Kritiker befürchten, dass der genetische veränderte Lachs doch in die natürliche Umwelt gelangen könne, zudem sagen sie, es sei nicht geklärt, ob nicht durch die Genmanipulation Allergien bei Menschen durch den Verzehr entstehen könnten. Wie die Menschen auch in den USA genveränderte Tiere als Lebensmittel annehmen werden, ist unbekannt. Schließlich stellt dies, zumindest in der Vorstellung, eine andere Hürde dar, als genveränderte Pflanzen zu verzehren. Wie üblich würden die US-Behörden auch nicht verlangen, dass der Turbolachs oder andere genveränderte Tiere gekennzeichnet werden müssten. Man will sie den Menschen also unterschieben, was auch in den USA vielen nicht gefallen dürfte.