45 Ausländer und 150 algerische Mitarbeiter als Geiseln

Islamistische Gruppe fordert Rückzug der algerischen Armee und Verhandlungen

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Mehr als 40 Geiseln - manche sprechen von bis zu 45 - haben gestern schwerbewaffnete Islamisten in einem südalgerischen Gasfeld der britischen BP genommen und sich mit ihnen verschanzt. Festgehalten werden von den mutmaßlich 20 Islamisten sollen auch 150 algerische Mitarbeiter der französischen Firma CIS Catering, die aber einen anderen Status als die ausländischen Geiseln haben und sich auf dem Gelände bewegen können.

30 algerischen Arbeitern ist offenbar die Flucht gelungen. Es gibt Berichte, die sagen, dass auch einigen Ausländern die Flucht gelangen sei. Bestätigt wurde diesa aber noch nicht. Algerische Soldaten sollen die Anlage eingekesselt haben, es soll bereits zu ersten Schusswechseln gekommen sein.

Angeblich werden die Geiseln zum Schutz vor Angriffen in einem Gebäude festgehalten, das mit Sprengfallen gesichert ist. Vorbild dürften tschetschenische Islamisten sein, die zahlreiche Massengeiselnahmen durchgeführt hatten. Einige Geiseln sollen Sprengstoffgürtel tragen müssen. Die Geiselnahme, bei der zwei Menschen getötet und sechs verletzt wurden, geschah nach einer Bekanntmachung der Islamisten von der Al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM) als Antwort auf die französische Intervention in Mali.

Die Angehörigen der "Blutbrigade" schriebern in einer Mitteilung, die französischen "Kreuzfahrer" würden "das islamische Rechtssystem in Azawad" bekämpfen, "während die ganze Welt beobachtet und lauscht, wie die Muslime im verwundeten Syrien unter dem Gewicht des Schlächters Bashar (al-Assad) stöhnen". Man habe Algerien als Ort der Aktion ausgewählt, um Bouteflika, der seit 1999 an der Macht ist, nachdem die Islamisten niedergeschlagen wurden, wissen zu lassen, "dass wir seine Missachtung der Würde einer Nation, die anderthalb Millionen Märtyrer geopfert hat, und seine Verschwörung mit den Franzosen nicht akzeptieren, um die Muslime in Mali anzugreifen". Algerien hat die Grenzen geschlossen und den Franzosen die Benutzung des Luftraums gestattet. Nach den Islamisten sollen sie 7 Amerikaner, 2 Franzosen, 2 Briten und weitere europäischen Geiseln in Gefangenschaft halten. Es sollen auch Norweger, Iren, Japaner, Rumänen und Thailänder darunter sein, die Rede ist auch von einem Deutschen. Verlangt wird neben anderen Forderungen primär, dass der "Angriff auf unsere Menschen in Mali" gestoppt werde und dass sich algerische Militär zurückzieht, um in Verhandlungen über die Befreiung der Geiseln eintreten zu können. Die algerische Regierung hatte am Mittwoch erklärt, nicht mit den Geiselnehmern verhandeln zu wollen.

Damit ist klar, dass der von den Franzosen geführte Krieg in Mali nicht nur auf Algerien, sondern auch auf die Staaten übergegriffen hat, deren Bürger zu Geiseln wurde. Schnell haben die Islamisten es so geschafft, den Konflikt zu internationalisieren. Die Geiselnehmer erklärten gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, sie würden aus Nordmali kommen, zu AQIM gehören und unter der Führung des einäugigen Mochtar Belmochtar bekannt. Der malische Regierungschef Diango Cissoko war just zur Zeit der Geiselnahme in Algerien, um die Lage in Mali und eine stärkere Kooperation gegen den Terrorismus zu besprechen. Cissoko bedankte sich beim algerischen Präsidenten Bouteflika für die Unterstützung.

Der frühere französische Verteidigungsminister Gérard Longuet ist der Meinung, dass die Geiselnahme nicht direkt als Reaktion auf die französische Intervention in Mali geschehen sei. Da sie größere Vorbereitungen voraussetze, sei sie schon lange zuvor geplant gewesen. Die Geiselnehmer ließen einen Briten, einen Japaner und einen Iren mit dem Sender al-Dschasira telefonieren. Die Geiseln mussten die Forderungen der Islamisten wiedergeben und verlangten, dass kein Angriff erfolgt und Verhandlungen geführt werden müssten.