Chance auf Wandel

Monika Piel tritt aus persönlichen Gründen als WDR-Intendantin zurück - dabei gäbe es mehr als genug berufliche

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Am Freitag gab die WDR-Intendantin Monika Piel in einer Mail an ihre Mitarbeiter bekannt, sie wolle ihren Posten "aus persönlichen Gründen" aufgeben. Die 61-Jährige war vor sechs Jahren vom Rundfunkrat zur Intendantin gewählt worden. Das größte Aufsehen erregte die unter anderem für das "Quotendebakel um den zeitweiligen Vorabendtalker Thomas Gottschalk" verantwortliche Ex-ARD-Vorsitzende in dieser Zeit mit der Bemerkung, kostenlose Inhalte seinen ein "Geburtsfehler" des Internets, an dessen Beseitigung sie arbeite. Einen Umbau der Finanzierung von ARD-Unterhaltungssendungen durch DRM-Zugangsbeschränkungen meinte sie damit offenbar nicht. Die werden im Gegenteil seit dem 1. Januar auch von den Bürgern in vollem Umfang mit zwangsfinanziert, die bislang bewusst auf ein Fernsehgerät verzichtet haben.

Ein wichtiger Grund für den Unmut, den diese neue Haushaltspauschale auslöst, ist die Qualität des Senders Das Erste, die in den letzten Jahren noch einmal deutlich abnahm und mittlerweile sogar die von Privatsendern wie RTL oder Vox deutlich unterschreitet. Das liegt vor allem an den Produktionen der ARD Degeto GmbH, in denen sich abseits der Marktkontrolle in den Bereichen Drehbuch, Regie und Schauspiel Standards etabliert haben, die von den meisten Amateurtheatern wahrscheinlich problemlos überboten werden. Dass dies auch Schauspieler wie Günter Maria Halmer oder Matthias Habich betrifft, die in den 1970er Jahren schon deutlich bessere Leistungen ablieferten, deutet darauf hin, dass der Verfall weniger an der Unfähigkeit der Darsteller, als an einem Stil liegt, der durchgesetzt wird - ähnlich wie die seltsame Sprechweise, die sich viele katholische Pfarrer während ihres Theologiestudiums aneignen. Man kann sich gut vorstellen, wie die Degeto-Regisseure dazu auffordern, doch "mehr wie die Neubauer oder die Ferres" zu spielen, damit sie zufrieden sind.

Monika Piel. Foto: © Raimond Spekking / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons).

Dass das ARD-Elend an den Entscheidungsträgern liegt, wurde auch am Fall Doris Heinze-Strobel, der ehemaligen redaktionellen Betreuerin der Reihe FilmMittwoch im Ersten, gut sichtbar. Heinze-Strobel war für die Annahme oder die Ablehnung von Drehbüchern zuständig. Ihr Geschmack entschied, was gedreht wurde und was nicht. Und nach ihrem Gusto änderten Drehbuchautoren ihre Bücher, auch wenn sie sich danach vor Selbstekel wahrscheinlich kaum noch in den Spiegel zu sehen trauten. Im letzten Jahr wurde die frühere Fernsehfilmchefin des NDR zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt wurde, weil sie ihrem Sender von ihr selbst und ihrem Ehemann Claus Strobel verfasste Drehbücher unter Pseudonym verkaufte - wobei man eigentlich schon an den haarsträubenden Kitsch-Lebensläufen angeblicher Autoren wie "Marie Funder-Donoghue" und "Niklas Becker" merken hätte können, dass diese wahrscheinlich erfundenen sind.

Eine Kontrolle der Qualität von Heinzes Produktionen fand offenbar nicht statt. Führt man sich vor Augen, dass derzeit Christine Strobl, die Tochter des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble und Ehefrau des baden-württembergischen CDU-Vorsitzenden Thomas Strobl die Degeto leitet (deren Filmproduktionen sie trotz der massiven öffentlichen Kritik daran sie "ganz wunderbar" findet), dann verwundert das auch nicht. In den meisten Drittweltländern würde man sich für so eine Cousinenwirtschaft wahrscheinlich schämen. Hierzulande versucht man sie damit zu entschuldigen, das Christine Strobl ja eine Frau ist, und das sei doch toll.

Beobachtern drängte sich in den letzten Jahren immer mehr der Eindruck auf, dass die ARD und ihre Degeto nicht mehr einer "Grundversorgung" der Bürger dienen, sondern vorwiegend Versorgungsanstalten für ein Netzwerk gutbezahlter Freunde und Kollegen. Piel zum Beispiel verdiente mit 352.000 Euro im Jahr deutlich mehr als die Bundeskanzlerin. Über andere Gehälter und Honorare deckt man beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und dem ihn umgebenden Firmengeflecht gerne den Mantel des Schweigens.

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