Computerspiele nach Studie ohne Wirkungen auf Kinder

Nach Auswertung einer Langzeitstudie ergab sich nur bei exzessivem Fernsehkonsum ein leicht erhöhtes Risiko für Verhaltensprobleme

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Mal wieder eine Studie zu den Folgen ausgiebigen Fernsehkonsums und von Computerspielen (Screen Entertainment) bei Kindern. Jetzt haben britische Wissenschaftler Daten über 11.000 Kinder der Langzeitstudie Millennium Cohort Study ausgewertet, in der die Entwicklung und der Gesundheitszustand der zwischen 2000 und 2002 geborenen Kinder verfolgt wird.

Für Fünfjährige, die drei Stunden und mehr täglich Fernsehen oder Videos schauen, gebe es ein - wenn auch mit 0,13 Prozent nur geringfügig - höheres Risiko, im Alter von sieben Jahren Verhaltensprobleme oder "antisoziales Verhalten" zu entwickeln, also zu schlägern oder zu stehlen, als für Kinder, die weniger als eine Stunde vor der Kiste sitzen, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Beitrag für die Archives of Disease in Childhood. Ansonsten konnten sie auch bei diesen keinen signifikanten Zusammenhang mit Aufmerksamkeitsstörungen, reduzierter Prosozialität oder Probleme mit Freunden feststellen.

Entwarnung gibt es hingegen für Computerspiele. Die Zeit, die für diese aufgewendet wird, scheint nach dieser Studie keinen Einfluss auf das Verhalten zu haben. Nur wenn Fernsehkonsum und Spielzeit zusammen mehr als drei Stunden täglich andauerten, ließ sich eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit für Aufmerksamkeitsprobleme feststellen.

Das zeigt einmal wieder, wie vorsichtig solche Korrelationen zwischen Medienkonsum und Verhalten interpretiert werden müssen, da hier wohl unübersehbar viele Faktoren hereinspielen. Verhaltensprobleme, Probleme mit den Gleichaltrigen, Aufmerksamkeitsstörungen, prosoziales Verhalten oder emotionale Symptome wurden in dieser Studie von den Müttern berichtet, die einen Fragebogen ausfüllten. Zudem gaben die Mütter die Länge des Medienkonsums an, was auch heißt, dass die Daten insgesamt nicht besonders verlässlich sein dürften.

Im Alter von fünf Jahren schauten 64 Prozent der Kinder zwischen einer und drei Stunden täglich TV; 15 Prozent mehr als drei Stunden; 3,1 % sogar mehr als sieben Stunden täglich! Gerade einmal zwei Prozent blieben vom Fernsehen verschont. Computerspiele sind in diesem Alter noch nicht so wichtig. 32 Prozent sollen keine gespielt haben, 45 Prozent sollen nur unter einer Stunde täglich gespielt haben. 65 Prozent spielen mehr als eine Stunde und schauen mehr als eine Stunde Fernsehen. Der Fernsehkonsum von Mädchen und Jungen ist ähnlich; mit Computerspielen verbringen Jungen mehr Zeit.

Im Alter von sieben Jahren haben insgesamt 10 Prozent Verhaltensprobleme, fast 13 Prozent haben Probleme mit Hyyperaktivität/Aufmerksamkeit. Probleme mit Gleichaltrigen werden für 9,2 Prozent und emotionale Symptome für 7,4 Prozent genannt. Für reduziertes prosoziales Verhalten sind es 12,5 Prozent. Jungen haben gemeinhin mehr Probleme als Mädchen.

Die Folgen von vielen Stunden täglich vor dem Bildschirm könnten vielleicht eher indirekt zu spüren sein, etwa anhand von Schlafproblemen, zu wenig Bewegung oder verzögerter Sprachentwicklung. Es ergebe aber kaum Sinn, einfach die Bildschirmzeit zu verringern, viel wichtiger sei die familiäre Situation. Eine echte Entwarnung wollen die Wissenschaftler aber auch nicht geben. Man solle, wie das erhöhte Risiko bei intensivem Fernsehkonsum zeige, wegen der möglichen Folgen für Verhaltensprobleme weiterhin vorsichtig mit langem "Screen Entertainment" sein. Zudem hätten andere Studien einen Zusammenhang mit der körperlichen Gesundheit und Schulerfolgen gezeigt.