Massenmord an Ixil-Maya

Guatemala arbeitet in einem Prozess gegen den früheren Militärdiktator Efrain Rios Montt Kriegsverbrechen aus den frühen 1980er Jahren auf

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Im mittelamerikanischen Guatemala-Stadt stehen derzeit der ehemalige Militärdiktator Efrain Rios Montt und sein Militärgeheimdienstchef Mauricio Rodriguez Sanchez vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, während des Bürgerkrieges in den 1980er Jahren die Tötung von über 1.700 Ixil-Maya angeordnet zu haben. Da die Ixil möglicherweise wegen ihrer Volkszugehörigkeit getötet wurden und mit aktuell etwa 100.000 Menschen weniger als ein Prozent der Bevölkerung Guatemalas stellen, lautet die Anklage auf Völkermord.

Bislang 70 als Zeugen geladene Ixil erzählten teilweise mit Hilfe von Dolmetschern unter anderem davon, dass Soldaten im Sommer 1982 im gebirgigen Nordwesten des Landes nicht nur erwachsene und halbwüchsige Maya, sondern auch kleine Mädchen und Jungen fesselten, vergewaltigten, erschossen und erstachen. Außerdem beklagen sie, dass viele Ixil, die zuerst flüchten konnten, später verhungerten, weil die Soldaten die erntereifen Felder niederbrannten und die Kühe mitnahmen. Die Menschenrechtsorganisationen Center for Legal Action in Human Rights und Association for Justice and Reconciliation streamen diese Aussagen im Internet und die NGO Open Society Justice Initiative liefert täglich frische Zusammenfassungen.

Volksgruppen in Guatemala

Insgesamt nimmt man an, dass der guatemaltekische Bürgerkrieg zwischen 1960 und 1996 über 200.000 Menschen das Leben kostete. Eine bereits 1999 einberufene Wahrheitskommission konnte zwar zahlreiche Greuel gegen Ixil dokumentieren, blieb aber bezüglich der Verantwortlichen vage. Nun argumentiert die Anklage, dass die Greuel Teil einer von Sanchez entworfenen und von Montt angeordneten Politik der Verbrannten Erde waren, während die Anwälte des heute 86-jährigen geltend machen, er habe keine der geschilderten Grausamkeiten konkret zu verantworten. Außerdem könne durch die bisherigen Zeugenaussagen nicht bewiesen werden, dass die Ixil als ethnische Gruppe und nicht lediglich als potenzielle Versorger der Rebellen Opfer der Maßnahmen wurden. Für solch einen Vorwurf fehlten sowohl schriftliche Beweise als auch Zeugenaussagen über mündlich erteilte Befehle.

Das Tribunal wirf jedoch nicht nur Fragen nach Tätern in Guatemala, sondern auch nach einer möglichen Mitverantwortung der USA auf: Aus einer erst unlängst bekannt gewordenen Notiz des damaligen US-Botschafters auf einem CIA-Bericht vom Februar 1983 geht nämlich klar hervor, dass er wusste, dass die Greueltaten durch Staatsorgane zunehmen. Und, dass er diese Information an seine Regierung weitergab. Trotzdem befand die Reagan-Administration im selben Jahr, die Gewalt würde sich unter Mott auf dem Rückzug befinden, und hob mit dieser Begründung ein Waffenembargo auf.

In einem anderen CIA-Bericht von 1982 heißt es wörtlich:

Wenn eine Armeepatrouille auf Widerstand stößt und aus einer Stadt oder einem Dorf beschossen wird, dann nimmt man an, dass die gesamte Ortschaft feindlich ist, und zerstört sie danach. […] Der gut dokumentierte Glaube der Armee, dass die gesamte indianische Ixil-Bevölkerung aufseiten der Rebellen steht, schuf eine Situation, in der man von der Armee erwarten kann, dass sie weder gegenüber Kombattanten noch Nichtkombattanten Gnade zeigt.

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