Nordkorea: ein schwarzes Loch

Bild der Lichter auf der nächtlichen Erde aus Satellitenaufnahmen vom April und Oktober 2012. Bild: Nasa

Satellitenaufnahmen zeigen, dass das militärisch hochgerüstete, aber arme Land nachts weitgehend dunkel ist, weil der Strom fehlt

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Nächtliche Satellitenaufnahmen von der Erde zeigen anhand des künstlichen Lichts, das von den Städten ausgeht, nicht nur, wo viele Menschen in räumlicher Dichte leben, sondern im Vergleich auch, welche Regionen wohlhabend und welche so arm sind, dass das elektrische Licht oder die Stromversorgung knapp sind. Licht kann allerdings auch von Bränden, Gasflammen, Ölanlagen, Schiffen etc. stammen.

Dunkle Flecken stellen so Meere und dünn besiedelte Flächen wie Wüsten, Steppen oder Gebirge dar. Afrika ist lichtmäßig, abgesehen von Südafrika, einem schmalen Band in Nordafrika und der Küste Nigerias, noch weitgehend ein schwarzer und daher auch stromarmer und allgemein armer Kontinent.

Die Nasa hat nun Satellitenaufnahmen von Nordkorea veröffentlicht, die deutlich machen, dass auch dieses militärisch hochgerüstete, gerade seine Nachbarn und die USA mit Krieg und Atombomben bedrohende Land äußerst lichtarm ist. Auch das bestätigt, dass große Teile der nordkoreanischen Bevölkerung in großer Armut leben. Nicht einmal die Hauptstadt Pjöngjang mit drei Millionen Einwohnern macht eine Ausnahme, nur ein schwaches Glimmen ist zu sehen, während die Städte der Nachbarländer deutlich leuchten. Seoul ist ein Lichtermeer, der Rest Südkoreas, wo um die 49 Millionen Menschen leben, glitzert voller Lichter, Nordkorea hingegen mit seinen 24 Millionen Einwohnern versinkt in Schwärze, hat gewissermaßen die Vorhänge zugezogen. Das Nachtleben ohne Strom dürfte für den Großteil der Bevölkerung trist aussehen.

Nordkorea ist dunkel. Bild: Jesse Allen und Robert Simmon/Nasa

Die Aufnahme wurden am 24.September 2012 mit dem Visible Infrared Imaging Radiometer Suite (VIIRS) auf dem Nasa-Satelliten Suomi NPP gemacht. VIIRS erkennt Licht im sichtbaren und infraroten Bereich. Das Bild zeigt die koreanische Halbinsel, Teile von China und Japan und in dem mit einem Quadrat markierten Bereich die Lichter von vielen Fischerbooten im Gelben Meer. Sie scheinen, wie die Nasa sagt, eine Linie zu bilden, als würden sie eine Wassergrenze respektieren.

Lichter von Fischerbooten im Gelben Meer. Bild: Nasa

Nordkorea warnte gestern erneut Südkorea und die USA vor weiteren feindlichen Aktionen und Provokationen und forderte den Abzug aller nuklearen Kräfte. Überdies müssten die gegenüber Nordkorea verhängten Sanktionen beendet werden, um in einen Dialog eintreten zu können. Besonders erzürnt hatte das Regime antikommunistische Demonstrationen in Seoul am 15. April, dem 101. Geburtstag des Gründers Kim Il-sung. Diese hätten die "heilige Würde" des Landes verletzt, indem sie ein Bild von Kim Il-sung verbrannten. Gedroht wurde in der üblichen Rhetorik, dass man alle auslöschen würde, die sich daran beteiligt hatten. Die Demütigung der "obersten Führung" Nordkoreas sei eine "offene Kriegserklärung" gewesen.

Der Provokationsmodus des nordkoreanischen Regimes scheint beendet zu sein, es wurde auch bislang keine weitere Rakete getestet, wie befürchtet wurde. Offenbar scheint das Regime nun willens zu sein, wieder in Verhandlungen einzutreten. Die Wirtschaftszone Kaesong bleibt jedoch vorerst weiter geschlossen. Während weitere Südkoreaner die Zone verlassen, hindert die Regierung die 53.000 Nordkoreaner daran, die Arbeit wieder in der Zone aufzunehmen, in der sich 123 südkoreanische Unternehmen wegen der billigen Arbeitskräfte angesiedelt haben..