Telepolis Gespräch

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Ästhetik der vernetzten Kooperation

Von der Partizipation des Nutzers im Web 2.0 zum globalen Aktivismus

Die jungen Menschen scheinen aufzuwachen, es ist die Zeit der Empörten. In den Metropolen von Tunis oder Kairo über Madrid, New York oder Frankfurt bis hin zu Istanbul oder Rio de Janeiro versammeln sich plötzlich Massen von protestierenden Menschen, die das Machtsystem in Frage stellen und sich beteiligen wollen.

Zwar müssen Internet oder Soziale Netzwerke nicht die Mittel der Organisation sein, aber sie haben allmählich die Kultur und die Erwartungen verändert, was sich nun mehr und mehr Bahn bricht: in der Politik, aber auch in der Kunst oder in der Wissenschaft. Die Menschen sind nicht mehr mit der traditionellen Rolle als passiver Konsument, Zuschauer oder Wähler zufrieden, sie wollen Mitspieler und aktiver Teil eines handelnden Kollektivs sein, das nicht mehr vertreten oder repräsentiert werden will. Man könnte von einem digitalen Frühling bzw. einer "performativen Demokratie" (Peter Sloterdijk) sprechen.

Die bürgerliche Gesellschaft hatte und hat noch immer Angst vor der Masse, Kollektive und Gruppen sollen geordnet und kontrolliert sein, während die Wirklichkeit der digitalen Medien die Möglichkeit einer lokalen, aber auch grenzüberschreitenden, gar globalen Selbstorganisation ohne ordnendes und regulierendes Zentrum biett. Solche Kooperationen, die das Handeln in den realen und virtuellen Räumen verschränken, können lose sein, viral um sich greifen und gleich wieder erlöschen, auch in Destruktivität enden, oder sie können Formen des Zusammenhandelns entwickeln, die zu einer Kontinuität finden. Auffällig ist, dass in den Protesten eine mediale Ästhetik inszeniert wird. Wir wollen im Telepolis-Gespräch diskutieren, inwiefern für Kooperationsformen in der Politik, in der Kunst und in der Wissenschaft auch Ästhetik eine Rolle spielt und ob diese Perspektive nicht Möglichkeiten zu gelingenden Kooperationsformen erschließen kann.

Prof. Peter Weibel, Vorstand des ZKM. Bild: Uli Deck, © ZKM

Peter Weibel, politisch orientierter Aktions- und Medienkünstler, Direktor des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, gab aus der Perspektive der Medientheorie eine Einschätzung des Phänomens der globalen Proteste.

Hubertus Kohle

Hubertus Kohle, Kunstwissenschaftler an der LMU, sprach über die Folgen der digitalen Mitmachrevolution in den Wissenschaften.

Im Anschluss diskutierten die Referenten, moderiert von Florian Rötzer, Chefredakteur von Telepolis, über die Ästhetik der Kooperation.