Menopause - der Männer wegen?

Dass Frauen im späteren Verlauf ihres Lebens ihre Fruchtbarkeit einbüßen, haben sie womöglich der Lust der Männer auf jüngere Partnerinnen zu verdanken

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Die Menopause ist, so scheint es zumindest derzeit, ein vor allem bei der Affenart Homo sapiens sapiens auftretendes Phänomen. Auch bei Walen hat man Hinweise darauf gefunden, sowie bei Schimpansen, die in Gefangenschaft gehalten wurden. Bei den meisten anderen Tierarten jedoch gibt es zwischen dem Lebensende und dem Ende der sexuellen Reproduktion keine so große Differenz wie beim Menschen.

Warum setzt bei Frauen ab einem Lebensalter von 45 oder 50 Jahren ein Prozess ein, an dessen Ende (zusammen mit anderen Problemen) der Verlust ihrer Fruchtbarkeit steht, während Männer bis ins hohe Alter Nachkommen zeugen können? Evolutionsbiologen haben das bisher mit der Großmutter-Theorie erklärt: Die Familie profitiert demnach davon, wenn sich Mitglieder ohne eigene kleine Kinder um den Nachwuchs der anderen kümmern können. Evolutionär gesehen wäre es jedoch eigentlich effizienter, wenn jede Frau ihre eigenen Kinder aufziehen würde, statt sich um ihre Kindeskinder zu kümmern und damit deren Überlebenswahrscheinlichkeit zu erhöhen.

Eine andere Theorie meint, dass die Evolution vielleicht einen Kompromiss geschlossen haben könnte: Erst die geringere Fruchtbarkeit in späten Jahren ermögliche eine derartige Langlebigkeit, wie sie den Menschen auszeichnet. Ebenso möglich wäre es, dass die Menopause ein Artefakt der unvorhergesehenen Langlebigkeit des Menschen ist. Im Bauplan sei gewissermaßen nicht vorgesehen gewesen, dass Menschen älter als 30, 40 Jahre werden.

Als biologische Ursache wird zudem diskutiert, ob nicht das Aufbrauchen des begrenzten Vorrats an Eiern in den Eierstöcken zum "Ausbruch" der Menopause führt. In diesem Fall müssten allerdings Frauen mit vielen Kindern (die während der Schwangerschaft ja Eisprünge sparen) im Mittel deutlich später die Menopause erreichen als kinderlose Frauen. Diese Statistik lässt sich in der Realität jedoch nicht nachweisen.

Das Paarungsverhalten menschlicher Männer

Die Genetiker Rama Singh, Jonathan Stone und Richard Morton von der kanadischen McMaster University behaupten nun in einem Paper im Open-Access-Magazin PLoS Computational Biology , dass ein anderer Faktor evolutionären Druck ausgeübt habe: das Paarungsverhalten menschlicher Männer. Weil diese sich tendenziell jüngeren Partnerinnen zuwendeten, habe eine Fruchtbarkeit bis ins hohe Alter keinen Selektionsvorteil mehr dargestellt. Deshalb sei diese Eigenschaft mit den Generationen verloren gegangen - und die Menopause der Frau überhaupt erst als Symptom entstanden.

Die Forscher untermauern ihre Behauptung mit einem Computermodell, das anders als bei Konkurrenz-Theorien nicht die Annahme voraussetzt, dass Frauen schon seit der Entstehung des Menschen im Alter weniger fruchtbar gewesen sein müssen. Allerdings geht das Modell der Forscher von einer anderen Annahme aus: Dass Männer von Anfang an tendenziell jüngere Frauen bevorzugt hätten. Hätten die tatsächlichen Verhältnisse andersherum gelegen, hätten Frauen also schon in der Frühzeit jüngere Männer als Sexualpartner bevorzugt, hätte dies zur Entwicklung einer Menopause beim Mann führen müssen.