Mit Friedrich Kittler unterwegs

Eine kleine Hommage an den Pionier und Begründer der neuen deutschen Medienwissenschaft

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"Leben Sie noch in diesem idyllischen Garten mit dem schmucken Holzhäuschen?" - Mit diesen Worten begrüßte mich Friedrich Kittler, als wir uns das vorvorletzte Mal über den Weg liefen. Es war, glaube ich, Ende September 2000 auf einem Kongress, den damals das "Referat für Kultur und Medien im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung" unter dem damaligen Regierungssprecher Uwe Karsten Heye zusammen mit dem "Kulturwissenschaftlichen Seminars der Humboldt Universität" in Berlin veranstaltete.

Es ging seinerzeit um die Zukunft politischer Öffentlichkeiten, darum, welche analytische Schärfe und kategoriales Gewicht dem Begriff "Öffentlichkeit" angesichts seiner allmählichen Aus- und Zerfaserung durch digitalisierte Medien aktuell noch zukomme. Diesem neuerlichen "Strukturwandel", den Jürgen Habermas gut vierzig Jahre davor noch unter gänzlich anderen Bedingungen und Voraussetzungen schon mal für die "bürgerliche" konstatiert hatte, wollte die Regierungsbehörde auf den Grund gehen und mit Politikern, Medienmachern und Wissenschaftlern diskutieren.

Zunächst war ich ob der Frage ziemlich verblüfft. Wie kam Kittler bloß darauf, dass ich in einer Holzhütte wohnen könnte? Mit Heidegger hatte ich noch wenig, mit Naturverbundenheit oder gar Einsiedelei überhaupt nichts am Hut. Und nach einem Flanellhemdenträger mit Bon Iver Bart (wie man wohl heute sagen würde) sah ich nun wirklich nicht aus. Doch dann fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Hatte er wirklich geglaubt, dass ich ...?

Neun Jahre zuvor hatte ich den Literaturprofessor und spätere Nachfolger auf Hegels Philosophensessel an der Humboldt Universität nach Regensburg eingeladen. Damals war ich sozialpolitisch noch einigermaßen bewegt. Zwar hatte ich den poststrukturalistischen Atem längst eingesogen und die Wende zum postmodernen Denken bereits vollzogen, doch war ich geburtstechnisch wie mental ein 78er, der intellektuell immer noch vom 68er "Geist" benebelt war und, im Ehrenamt, gewerkschaftlich aktiv war.

Seinerzeit leitete ich das hiesige Berufsbildungsreferat der GEW und hatte den Literaturprofessor, der noch in Bochum an der Ruhr-Universität lehrte, Anfang Juli 1991 an die Donau gelockt. Im "Leeren Beutel", einem herrlich restaurierten ehemaligen "Getreidespeicher" der alten Reichsstadt, sollte er den Kollegen etwas von jenen "Aufräumarbeiten" berichten, die die beginnende Computerisierung nahezu aller Lebensbereiche für "die Menschen", sein Zusammenleben und seine Vorstellung von Wirklichkeit nach sich ziehen würde.

Mit dem Abschied von der Gutenberg-Galaxis und dem Eintritt in die Welt operativer Medien stand "die Menschheit", so meine damalige Sicht der Dinge, an einer "Epochenschwelle". Selbstverständlich gewordene Deutungsmuster, Sinnkonzepte und Wertvorstellungen zerbrachen. Neues, noch nicht Greifbares, in Umrissen aber bereits Erkennbares kündigte sich am Horizont bereits an. Der inflationäre Gebrauch von Begriffen wie "Verschwinden", "Abschied", "Ende" oder "Tod" in nahezu allen Wissensgenres, von der Geschichte über die Erziehung, die Kunst und die Erziehung bis hin zum Sozialen, deuteten darauf unmissverständlich hin.

Als Transporteure dieses radikalen Umbaus galten für mich die elektronischen Medien. Versuchte sich die kritische Medientheorie weiterhin in der Analyse von Techniken der Manipulation und des Betrugs, begann die Faktizität der modernen Kommunikationsmedien, in deren Zentrum die Chiparchitekturen standen, derlei Anstrengungen in das Reich des Scheins zu verweisen. Der rasche Übergang von analogen zu digitalen Produktions- und Reproduktionstechniken machte offenbar die Unterscheidung von Manipulatoren und Manipulierten ebenso unmöglich, wie er die Auflösung unseres klassischen Bildes von Wirklichkeit bewirkte. Wie es zu diesem Umbruch kommen konnte, warum künftig nur noch sein sollte, "was schaltbar ist" und was in Zukunft in Sachen Speichermedien noch zu erwarten war, über dieses "Aufschreibesystem 2000" sollte Kittler den Kollegen Rede und Antwort geben.

Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass eigentlich ein Streitgespräch zwischen ihm und Oskar Negt geplant war, über den Zustand und die Interventionsmöglichkeiten "kritischer Öffentlichkeiten" heute. Doch diese öffentliche Diskussion hatte sich nicht realisieren lassen, weil der zuständige Kulturreferent der Stadt Regensburg, mit dem ich die Veranstaltung ein Dreivierteljahr davor schon mal angedacht hatte, kurz danach seinen Posten aufgab und lieber in Erlangen, zu vermutlichen besseren Konditionen, eine neue Herausforderung gesucht hatte.

Mediengeschichte als Kriegsgeschichte

Auf Kittler aufmerksam geworden war ich vor allem durch sein "Grammophon-Buch", das mich weniger wegen des Inhalts als vielmehr wegen seines neuartigen "Sounds", wie man heute formulieren würde, sofort in seinen Bann gezogen hatte. Mediengeschichte als Kriegsgeschichte zu lesen, als Ergebnis einer "waffentechnologischen Eskalation", das war Ende der Achtziger des vorigen Jahrhunderts, sieht man mal von Paul Virilios Bunker- und Kriegsmaschinenstudien ab, radikal neu und alles andere als selbstverständlich. Vor allem in der Kohl-Republik, die neben "rasenden Stillstand" und starrköpfigen Beharrungsverhalten vor allem von "pazifistischen" Haltungen und "grün-alternativer" Leutseligkeit erfüllt war.

Der "kalte" Zugriff seiner medienhistorischen Analysen, der die emanzipatorische Funktion von Medien leugnete und bei mir eine weitere "Befreiung" von allen humanistischen, wertideologischen und sozialpädagogischen "Soßen" bewirkte, stieß bei meinen Kollegen hingegen auf breites Unverständnis. Mit dem archäologischen Gestus und dem "herzlose" Klartext, den Kittler bevorzugte, konnten sie ebenso wenig etwas anfangen wie mit der Vorstellung, dass das Medium die Rezipienten steuern könnte. Zu sehr waren sie in ihren alten Denkmustern von der gesellschaftlichen Veränderbarkeit der Verhältnisse verfangen. Hinzu kam, dass Kittler alles andere als ein "aufklärender Linker" war, weder einer, der irgendwie sozial bewegt war, noch jemand, der an eine dem Menschen verliehene Schöpferkraft glaubte.

Was ihn eher interessierte war die Militärgeschichte, etwa die Mythen umwobene V2 in Peenemünde auf Usedom, die Aufmarschpläne der Deutschen Wehrmacht oder die "paranoischen" Schriften Thomas Pynchons, denen er sichtlich mehr zuneigte als jenem "schizoiden" Guerillakampfgedanken, denen eine Salonlinke nachhing. Von der "Freiheit", der Aufklärung oder gar der Rettung des Menschen hielt er wenig. Revolutionen bedeuteten für ihn bestenfalls Machtwechsel, den Austausch einer Elite durch eine andere. Daher nütze es den Leuten wenig, sie auf eine Freiheit zu vertrösten, die irgendwann mal kommen werde. Für Kittler hatten vielmehr die "Strukturen" Vorrang. Im Großen und Ganzen stünden wir "unter strengen Rahmenbedingungen", eine Sichtweise, die mit der Marxschen Auffassung, so seine Ansicht, durchaus in Einklang zu bringen sei.

Postverkehr und Postmoderne

Schon deswegen zeigte sich Kittler anfangs höchst verwundert, dass er von einer "Gewerkschaft" eingeladen worden war. Möglicherweise war dies einer der Gründe, warum er die über fünfstündige Zugfahrt in die alte Reichshauptstadt auf sich genommen hatte. Das dürftige Salär, das ich ihm bieten konnte, konnte es jedenfalls nicht gewesen sein. Vermutlich war es etwas ganz anderes. Regensburg ist bekanntlich nicht nur die alte Reichsstadt, in der seit Anfang des 17. Jahrhunderts die Fürsten des "Heiligen Römischen Reiches" zweihundert Jahre lang "immerwährend" getagt hatten - so wurde hier im Reichsaal bekanntlich die Auflösung des Großreichs beschlossen, die dann auch zur Säkularisation eines Großteils der Klöster führte - , sondern auch jene Stadt, in der Napoleon vor gut zweihundert Jahren, nachdem seine Batterien die zuvor von Österreichern besetzte Stadt in Brand geschossen hatten, seine einzige Verwundung auf allen seinen Feldzügen erlitt und hier deswegen kurzzeitig sein Lager aufschlagen musste.

Auch darüber war Kittler, der Napoleon wegen seiner Kriegskunst und seines strategischen Denkens sehr bewunderte, natürlich bestens informiert. Als ich ihn im Herzogshof gegenüber dem Dom St. Peter unterbrachte, machte er mich darauf aufmerksam, dass Napoleon am 24. August 1809 genau an dieser Stelle, und zwar in der "Residenz" des Erzbischofs Carl von Dalberg, der zu dieser Zeit nicht in Regensburg weilte, sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Stolz zeigte er mir die große Gedenktafel unter dem Balkon sowie jene drei eingemauerten Kanonenkugeln an der Ostseite des Hauses, die seitdem an die Ereignisse dieser Tage erinnern.

Und noch etwas anderes dürfte sein Interesse geweckt haben. Im Zuge der Napoleonischen Eroberungen und dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verlor das Fürstengeschlecht der Thurn und Taxis, die in Regensburg residierten, das kaiserliche Reichspostmonopol und damit wichtige Einnahmequellen. Durch den zuvor von ihnen selbst ins Leben gerufenen internationalen "Post-Verkehr" war die fürstliche Familie zu Ruhm und Reichtum gekommen.

Für die "Post"-Moderne und deren Vision von Pluralisierung, Enthierarchisierung und Individualisierung von Diskursen und Lebensbereichen hatte Kittler, wie man weiß, nur Hohn und Spott übrig. Umso mehr interessierte er sich für das "Post"-Wesen und den "Post"-Verkehr, der dreihundert Jahre lang, das heißt vom frühen 16. Jahrhundert bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in den Händen der Thurn und Taxis ruhte, nach Verlust der Kaiserlichen Reichspost anno 1810 noch als privates Postunternehmen bis zum preußisch-österreichischen Krieg 1863.

Goethe, so Kittlers These, die er Jahre lang felsenfest vertrat, soll von Karl Anselm von Thurn und Taxis, der seit 1773 Generalerbpostmeister der Kaiserlichen Reichspost war, vom "Briefporto" befreit worden sein. Diese "Gebührenfreiheit" wurde nur sehr wenigen Auserwählten gewährt und galt damals als ungeheures Privileg. Für den Dichter bedeutete dies nicht nur eine ungeheure Kostenersparnis, laut Kittler soll sie auch Grundbedingung dafür gewesen sein, dass der Geheimrat Goethe fortan so einen exorbitant hohen Schriftverkehr mit unzähligen Leuten unterhalten konnte. Auch hinter dem Schrifttum des Großdichterfürsten vermutete eine "diskursive Regel" oder "medialen Effekt, nämlich die Post.

Den Beweis dafür hoffte er im stattlichen Archiv des Fürstengeschlechts zu finden. Ursprünglich wollte er dafür auch seinen damaligen Assistenten Bernhard Siegert mitbringen, der gerade über die "Epoche der Post" dissertierte. Doch der Leiter des Zentralarchivs und der Fürstlichen Museen, Dr. Martin Dallmeier, der uns nachmittags durch das Archiv führte, konnte oder wollte Kittlers Vermutung weder bestätigen noch dementieren.

Danach kam es schließlich zum besagten Aufenthalt in dem "idyllischen Garten" mit dem "schmucken Holzhäuschen". Wobei "schmuck" sicherlich etwas übertrieben war. Groß war sie gewiss, und ein Wochenende konnte man darin durchaus allein oder mit seiner Liebsten verbringen. Idyllisch war der Ort, weil der Garten mit altem Baumbestand hoch über der Stadt auf den sogenannten Winzerer Höhen im Landschaftsschutzgebiet lag und, zumindest im Winter, wenn die Laubbäume ringsum Trauer trugen, einen herrlichen Blick auf den Dom, Altstadt und Patrizierhäuser gewährte. Aber wohnen oder gar leben?

Nach der Exkursion ins Archiv war ich mit Kittler, der mir schon damals eher wie ein Freak denn ein Literaturprofessor vorkam und mich später im Aussehen immer wieder an Thilo Sarrazin erinnerte, hierher gefahren. In dieser ruhigen Umgebung gedachte ich ihn bei Kaffee und Kuchen zu diversen Themen und Problemen, die mich seinerzeit umtrieben, zu befragen. Zum Mai 68 und zur damaligen Rockmusik etwa, zum zweiten Golfkrieg und zum Ende der Schrift, zur Macht des Siliziumchips und zur Zukunft politischer Öffentlichkeiten. Sehr geduldig hörte er sich das alles an und antwortete auch ernst, unermüdlich und ausdauernd, zwei Stunden lang, während er genüsslich seinen Kuchen verzehrte.

Unaufgeräumt und übersät mit Papieren, Disketten, Platinen und Kabel

Ein Dreivierteljahr später setzten wir unser Gespräch, das in Regensburg unvollendet blieb, in seiner damaligen Bochumer Wohnung am Alten Stadtpark fort. Das "Wohnzimmer", wenn man es als solches bezeichnen möchte, war nüchtern, karg und wenig wohnlich eingerichtet. Bücher in den Regalen fanden sich nicht, nur ein paar Amplituden und Röhren, Transistoren und Kondensatoren, mit denen er offensichtlich gerade herumhantierte, und ein Synthesizer standen da herum. Briefe oder Anfragen an ihn, Radio- und Redemanuskripte, die er überarbeiten sollte, lagen teilweise unbearbeitet oder ungeöffnet herum. Mir wurde klar, warum es häufig vorkam, dass Sendungen an ihn unbeantwortet blieben und es mitunter schwer war, mit ihm Kontakt aufzunehmen.

Sein Arbeitszimmer, das er mir danach zeigte, war hingegen unaufgeräumt und übersät mit Papieren, Disketten, Platinen und Kabel. Stolz führte er mir, der sich in Regensburg als "Hardwarefanatiker" bezeichnet hatte, sein neuestes Programm vor, das er gerade geschrieben hatte. Von dem verstand ich zwar wenig, dafür aber sofort, was er mir gerade über die zeitgenössische Rolle des Intellektuellen ins Mikrofon diktiert hatte. "Ein Intellektueller, der überhaupt nicht weiß, was eine Programmiersprache ist und wie in ihr zu schreiben ist, scheint mir nicht mehr ganz up to date zu sein." Darum sei er, will er nicht wie einst "Moses an der Schwelle zum gelobten Land der Programmierung stehen bleiben", aufgefordert, "an dieser Schnittstelle zwischen ursprünglichen Worttext und elektronischem Klartext beidseits zu spielen".

Lang saßen wir danach beim Essen im Stadtpark bei Rotwein, Toledos und Cognac zusammen, zu denen er mich einlud. An die Inhalte unserer Unterhaltung erinnere ich mich kaum noch. Es ging wohl um die Zukunft der Geisteswissenschaften, darum, wie man unter technischen Bedingungen weiter von nicht-technischen Sachen reden könnte. Es war bereits Mitternacht, als wir das Restaurant verließen. So großzügig wie er immer war, bezahlte er die Zeche. Anschließend bat er mich, dass ich nochmals zu ihm mit in die Wohnung käme. Irgendwie machte er damals im April 1992 eines sehr vereinsamten Eindruck auf mich. Und irgendwie habe ich es im Nachhinein bereut, dass ich ihm diesen Wunsch abgeschlagen hatte. Aber es war schon spät und mein Weg nach Hause noch lang.

Die Unvollkommenheit des Menschen

Das allerletzte Mal traf ich Friedrich Kittler im September 2009 auf der Ars Electronica. In Linz sollte der "Anthropos", den die Post-Moderne Jahrzehnte davor schon mal verabschiedet hatte, im grünen Gewand "reloaded" werden. Kittler, vollkommen schlohweiß im Haar geworden, sprach über die Sterblichkeit und die Unvollkommenheit der Menschen, von deren Neid auf die Götter und der promethischen Fiktion, ihnen mittels Maschinentechnik nicht nur gleich zu kommen, sondern über sie hinaus zu wollen; er sprach auch von den Griechen, seinem Lieblingsthema der letzten Jahre, von Aristoteles und Hephaistos, vom Golem und dem Rabbi Löw und davon, Bottom-up Maschinen zu schaffen, um nicht mehr Knecht sein zu müssen, sondern endlich Wachsende zu werden. Da war es wieder, Heideggers "Gestell", das nicht das Ende der Dinge bedeuten, sondern einen neuen wunderbaren Anfang bilden sollte, deren Ursprünge er zuletzt, allerdings unvollendet, bis in die Antike zurückverfolgen wollte.

Kittler sprach dabei in Deutsch, nicht auf Englisch. Anders als viele andere verleugnete er seine Muttersprache nicht, was an sich, vor allem auf der Ars in Linz, schon eine Besonderheit darstellt. Bestes Wissen, auch da ganz Heideggerianer, lässt sich stets nur in der Muttersprache ausdrücken. Allerdings machte er nicht nur einen überaus müden Eindruck, er wirkte auch ungemein zerstreut, fahrig und manchmal gar geistig abwesend. Der körperliche Verfall, den ich drei Jahre zuvor ebenfalls noch mit Schrecken in Linz an ihm wahrgenommen hatte, war rascher gediehen als gedacht.

Das Filouhafte, das ihn zeit seines Lebens umgab und das er auch trefflich zu konservieren wusste, haftete ihm zwar immer noch an, wenn er vortrug und diskutierte. Doch das Jahrzehnte lange Leben "auf dem Siedepunkt", wie es bei Georges Bataille heißt, der exzessive Gebrauch von Nikotin, Alkohol und anderen Drogen, forderte anscheinend allmählich seinen Tribut. Irgendwie präsentierte Kittler da an diesem 4. September um 10.45 Uhr im Brucknerhaus zu Linz, so zumindest mein Gefühl, sein intellektuelles Vermächtnis, wie immer trotzig und polarisierend, mit stetig aufblitzenden Augen und im intellektuellen Widerspruchsgeist. So aufbrausend wie anno 2000 bei der Tagung in Berlin, als er einen seiner jüngeren Schüler voller Wut und Zorn anherrschte: "Ich bin ein Programmierer" und er nur mühsam zu beruhigen war, hat man ihn da nicht mehr erlebt.

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