Streit um GreenTec Awards

Kritiker werfen den Preisverleihern vor, nachträglich die Regeln geändert zu haben, um eine Publikumsentscheidung für einen Dual-Fluid-Reaktor aufzuheben

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Die 2008 von den Ingenieuren Marco Voigt und Sven Krüger unter dem Namen "Clean Tech Media Awards" ins Leben gerufenen GreenTec-Awards sind nach eigenen Angaben die "größten und wichtigsten Umwelt- und Wirtschaftspreise" in Deutschland. Sie sollen "ökologisches und ökonomisches Engagement und den Einsatz von Umwelttechnologien" fördern. Dazu lässt man den Gewinnern der Preise zwar kein Geld, aber eine mit sehr viel Aufmerksamkeit beim Medienpartner ProSieben verbundene Holzkugel zukommen.

Diese (wirtschaftlich verwertbare) Aufmerksamkeit lockt jedes Jahr zahlreiche Unternehmen, Privatleute und Projekte an, die sich für eine Gebühr in Höhe von 200 Euro in den Kategorien Bauen & Wohnen, Energie, Galileo Wissenspreis, Green Music Award, Kommunikation, Mobilität, Luftfahrt, Produktion und Recycling bewerben. Über die mit einem Fernsehbeitrag vorgestellten drei besten Bewerber in den jeweiligen Kategorien sollte den FAQs zufolge dieses Jahr nicht nur eine Jury aus Fernsehpromis, Professoren und Managern entscheiden. Unter Punkt 13 war zu lesen:

Wer entscheidet über die Nominierten und Preisträger der GreenTec Awards?
Auf der einen Seite wählt die Öffentlichkeit im Online-Voting einen von drei Nominierten in jeder Kategorie. Zwei weitere Nominierte in der jeweiligen Kategorie und letztendlich die Preisträger werden von unserer Expertenjury gewählt.

In acht der neun Kategorien war das anscheinend auch der Fall. Nur in der Kategorie Energie wurde die Publikumsnominierung nicht in die Runde der letzten Drei aufgenommen. Dort hatte sich eine Mehrheit der Online-Teilnehmer für ein Projekt namens Dual-Fluid-Reaktor (DFR) entschieden – einen Flüssigsalzreaktor, der durch die Umwandlung von lange strahlenden Atommüll in kürzer strahlende Stoffe Strom erzeugen und gleichzeitig Umweltprobleme lösen soll.

Selbstdarstellung des Projekts Dual Fluid Reactor

Fans des Projekts kritisierten diese Nichtaufnahme im Facebook-Profil der GreenTec Awards als Regelbruch und eine von der GreenTec Communications GmbH nachgeschobene Erklärung, dass die "Auswahl der Nominierten und Preisträger […] letztendlich unabhängig durch die Jury" erfolge, als nachträgliche Änderung der Teilnahmebedingungen. GreenTec-Initiator Marco Voigt spricht dagegen von einem bloß "ergänzenden Zusatz", der nichts am "Regelwerk" geändert habe.

Seiner Darstellung nach erfolgte der Ausschluss wegen "falscher Angaben des Bewerbers". Dieser "unterschlug" angeblich "dass die verwendeten Materialien hoch giftig sind und ihre Umgebung radioaktiv kontaminieren" könnten, weil es "unmöglich [ist], sicherzustellen, dass keine Unfälle passieren oder vorsätzliche Anschläge zum Erfolg führen". Deshalb begrüße man das Projekt zwar als "Beitrag zur Forschung", halte es aber als Umweltpreisträger für "nicht geeignet".

Rainer Klute von der Gruppe Nuklearia, die eine Petition zur Nominierung des Dual Fluid Reaktors gestartet hat, streitet Risiken nicht ab, fordert aber eine Bewertung, die für alle Technologien gleichermaßen gilt. Der beim DFR angelegte Maßstab würde seiner Ansicht nach dazu führen, dass man beispielsweise auch Windräder kritisch bewerten müsste, weil beim Abbau von Neodym ebenfalls Radioaktivität freigesetzt wird. Außerdem bleibt seiner Auffassung nach unberücksichtigt, dass das Netto-Strahlungsrisiko sinkt, weil Atommüll mit DFR-Technologie "nicht mehr 300.000, sondern nur noch 300 Jahre lang sicher gelagert werden muss".

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