Russischer Geheimdienst bestellt aus Sicherheitsgründen wieder Schreibmaschinen

Der dem russischen Präsidenten unterstellte Geheimdienst FSO will damit eine der Lehren aus dem Fall Snowden ziehen

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Glaubt man der russischen Zeitung Iswestija, dann hat bereits ein russischer Geheimdienst eine Konsequenz aus den Enthüllungen des NSA-Whistleblower Edward Snowden gezogen. Wie viele Daten dieser tatsächlich kopiert und auf seinen 4 Laptops und möglicherweise weiteren Datensticks abgespeichert hat, ist nicht bekannt. Aber Massenleaks, durch die WikiLeaks bekannt wurde, gibt es nur mit digitalen Daten, die schnell und großen Aufwand kopiert werden können. Mit Informationen, die auf Papier gedruckt oder geschrieben wurden, wäre ein massenhafter Datenklau kaum möglich.

Diese Überlegung scheint beim russischen Geheimdienst FSO, der dem Präsidenten untersteht und mit 40.000 Mitarbeitern gut ausgestattet ist, dazu geführt zu haben, die Verwendung von Computern etwas zurückzudrängen und wieder auf gute alte Schreibmaschinen zurückzugreifen, weil das sicherer sei. Die hat man natürlich schon ausrangiert, weswegen der Geheimdienst 20 Schreibmaschinen bestellt hat. Die Ausschreibung in Höhe von 11.500 US-Dollar wurde auf einer Regierungswebsite veröffentlicht. Das ist erstaunlich viel Geld, wenn der Geheimdienst wirklich auf Maschinen "Made of Germany" setzen will, nämlich angeblich auf elektrische Schreibmaschinen des Typs Triumph-Adler Twen 180, die es aber schon ab 130 Euro in Deutschland gibt.

Ein Mitarbeiter des FSO sagte der Zeitung, Papier sei sicherer als digitale Datenverarbeitung. Weitere Auskünfte gab es bislang nicht. Angeblich würden Schreibmaschinen aus Gründen der Sicherheit noch von vielen Geheimdiensten verwendet. In Russland würde das nicht nur von Sicherheitsdiensten, sondern auch vom Verteidigungsministerium oder vom Ministerium für Katastrophenschutz gemacht. Im Gegensatz zu Computerdruckern habe jede Schreibmaschine individuelle Charakteristiken, so dass man zurückverfolgen könne, mit welcher Schreibmaschine ein Text getippt worden ist. Der Stellvertreter der Staatsduma und ehemalige FSB-Direktor Nikolai Kowaljow bestätigte, dass jede Form der elektronischen Kommunikation anfällig sei. Daher könne es zum Schutz von Geheimdokumenten besser sein, sie mit den einfachsten Mitteln wie einem Kugelschreiber oder einer Schreibmaschine anzufertigen. Verwiesen wird auch darauf, dass Mitarbeiter, die die Erlaubnis haben, Daten abzuspeichern, dies aus irgendwelchen Gründen auch mit Geheimdokumenten machen und sie dann verlieren oder Interessenten übergeben könnten. Man könne allerdings auch Papierdokumente mitnehmen, sie fotografieren und faxen. Was allerdings schwierig werden dürfte, wenn es sich um Zehn- oder Hunderttausende von Seiten handelt.