Überwachungs-Luftschiffe über Washington

Nächstes Jahr sollen zur besseren Abwehr von Langstreckenraketen und anderen Gefahren 70 m lange Luftschiffe dauerhaft über der US-Hauptstadt kreisen

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Lange waren die großen, vom US-Rüstungskonzern Raytheon im Auftrag des Pentagon entwickelten Luftschiffe zur Überwachung großer Gebiete schon angekündigt. Zunächst wollte sollten Long Endurance Multi-intelligence Vehicles (LEMV) vom Rüstungskonzern Northrop Grumman in Afghanistan eingesetzt werden (Luftschiffe für die Dauerüberwachung), wozu es aber wegen Verzögerungen und Problemen nicht kam.

JLENS mit dickem Überwachungsbauch. Bild: Raytheoan

Nun erklärte Doug Burgess, zuständig bei Raytheon für die bislang 2,7 Milliarden US-Dollar teuren Luftschiffe mit dem komplizierten Namen Joint Land Attack Cruise Missile Defense Elevated Netted Sensor System (JLENS), dass zwei von diesen nächstes Jahr über Washington D.C. ihren Dienst aufnehmen sollen. Die Testphase sei vorbei, die Luftschiffe seien einsatzbereit, jetzt könnten auch 20-25-jährige Soldaten das System steuern.

Das 74 m lange Luftschiff kann nach Angaben von Raytheon 30 Tage lang ununterbrochen in drei Kilometer Höhe eingesetzt werden. Und es soll natürlich ein Muss für die Gewährleistung der Sicherheit sein. Stets könne man Gefahren mit dem installieren Radarsystem im Umkreis von 550 km sehen, preist der Konzern sein Luftschiff an. Man habe mehr Zeit, eine anfliegende Langstreckenrakete zu entdecken und abzuschießen. Man könne Grenzgebiete und Küsten dauerhaft überwachen und "Hunderte von Bedrohungen auf dem Meer oder in der Luft aus einer 360-Grad Perspektive verfolgen". Und man könne Bedrohungen in der maximalen Reichweite der vorhandenen Waffensysteme abwehren. Im Vordergrund steht nach dem Namen die Abwehr von Langstreckenraketen, von denen die USA allerdings kaum ernsthaft bedroht wird. Die vor dem 11.9. von der Bush-Regierung geschürte Angst (Abschreckung im Zeitalter nach dem Kalten Krieg) davor diente schon dazu, das teure Raketenabwehrschild durchzusetzen und trotz der terroristischen Bedrohung sowie des "langen Kriegs" gegen diesen, zu installieren sowie die befreundeten Staaten unter diesen zu bringen und abhängig zu machen (Die große Mauer). Neben den Langstreckenraketen sollen die Luftschiffe besser tieffliegende Flugzeuge oder Drohnen, Raketen und Boote, Autos und Panzer erkennen. Die Luftschiffe seien wesentlich billiger als Drohnen und benötigten auch weniger Personal als diese.

Joint Land Attack Cruise Missile Defense Elevated Netted Sensor System. Bild: Raytheon

Im Prinzip lassen sich die Luftschiffe auch mit Waffen ausrüsten und mit beliebiger Überwachungstechnik ausstatten. Der Feind lauert bekanntlich auch im Inneren und die US-Geheimdienste werden jede Möglichkeit ausnutzen, mehr Daten zu sammeln.

Davon abgesehen sind Luftschiffe zur Abwehr feindlicher Systeme natürlich nicht neu. Im Zweiten Weltkrieg haben die Deutschen, die Amerikaner, die Russen, die Franzosen oder die Briten Sperrballons über von Luftangriffen bedrohten Städten oder Anlagen eingesetzt. Sie sollten die Flugzeuge zum Absturz bringen oder sie höher fliegen lassen, um sie besser abschießen zu können. Die Briten setzten über London mit Wasserstoff gefüllte Ballons ein, die mit Kabeln an LKWs befestigt waren.