Werner-Bonhoff-Stiftung sucht Bewerber für Anti-Bürokratie-Preis

Schilderungen werden Teil einer Online-Fallsammlung

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Seit 2006 vergibt die Werner-Bonhoff-Stiftung jährlich einen mit 50.000 Euro dotierten Preis "wider den Paragrafendschungel". Bewerben können sich bis zum 31. Dezember 2013 Unternehmer, Unternehmensgründer und Selbständige, die negative Erfahrungen mit bürokratischen Hürden gemacht haben und dazu drei Fragen beantworten können: " Um welche bürokratische Hürde handelt es sich?", " Was wurde von Ihnen verlangt oder wurde Ihnen verweigert bzw. was erschien Ihnen daran als Hemmnis für Ihr Unternehmen?" und "Haben Sie versucht, Ihr unternehmerisches Ziel dennoch/ schneller/ anders zu erreichen? Wenn ja, wie?".

Wer von solchen Fällen aus seiner Umgebung weiß, kann auch eine andere Person für den Preis vorschlagen. Die Antworten auf diese Fragen werden nach Rücksprache mit den Betroffenen Teil einer online zugänglichen Fallsammlung für das Forschungsprojekt Unternehmer & bürokratische Hürden.

Neben dem Preis, der dem Bonhoff-Vorstand Till Bartelt zufolge "Bürger ermutigen [soll], uns ihre Fälle zu schildern", damit "ihre Information, was schief läuft, […] nicht verloren geht", vermittelt die Stiftung auch Lehr- und Anschauungsmaterial sowie Kontakte zu Personen, die mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind, damit Betroffene "von Erfahrungen anderer profitieren und eventuell Kosten teilen [können], um sich zu wehren".

Tim Wessels bei der Preisübergabe 2013. Foto: Werner-Bonhoff-Stiftung.

Im letzten Jahr gewann den Preis wider den Paragrafendschungel der 28-jährige IT-Unternehmer Tim Wessels aus Hamburg, der eine Massenpetition gegen Ursula von der Leyens Zwangsversicherungspläne ins Leben gerufen hatte. Die Bundesarbeitsministerin hatte geplant, Selbständigen eine Versicherungspflicht aufzuerlegen, die sie vor Altersarmut schützen sollte.

Weil viele schlechter verdienenden Freiberufler fürchteten, durch hohe einkommensunabhängige Mindestbeiträge nicht erst im Rentenalter unter das Existenzminimum fallen, sondern schon zum Inkrafttreten des Gesetzes, initiierte Wessels eine ePetition gegen das Vorhaben, der sich in kurzer Zeit über 80.000 Mitzeichner anschlossen, die befürchten, dass sie durch das geplante "Geschenk an die Versicherungsindustrie" ihren Beruf aufgeben und Hartz IV beantragen müssen. Die Sozialministerin leugnete diesen Effekt gar nicht und empfahl solchen Selbständigen, im Juni 2012 sich auf freie Stellen zu bewerben.

Der Petitionsausschuss, der im Juni 2013 seinen Beschlussentwurf vorlegte, nahm das Anliegen etwas ernster. In seiner Überweisung der Petition an das Bundesarbeitsministerium ließ er überraschend deutlich erkennen, dass er das Vorhaben der Bundesarbeitsministerin für schlecht durchdacht und potenziell schädlich hält. Weil es darin heißt, die Einführung einer Versicherungspflicht dürfe nicht dazu führen, dass Existenzgründungen verhindert werden, hofft Tim Wessels, dass mit dieser Forderung pauschale Mindestbeiträge indirekt vom Tisch sind. Solche Mindestbeiträge waren eine der Kernforderungen von der Leyens.

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