Grüne bekräftigen Forderung nach fleischfreiem Tag

Kantinen sollen "Vorreiter" sein und an Donnerstagen nur vegetarische und vegane Gerichte verkaufen

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Im Mittelalter zwang die katholische Kirche die Menschen in ihrem Herrschaftsbereich dazu, freitags kein Fleisch zu essen. Die Grünen wollen diese Einschränkung wiederaufleben lassen - allerdings nicht am Freitag, sondern am Donnerstag. Der soll dem aktuellen Wahlprogramm nach zum "Veggie Day" ausgerufen werden, was die Partei gestern nach Medienberichten erneut bestätigte.

An diesem Tag sollen Kantinen dem Willen der Grünen-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Renate Künast nach weder Fleisch noch Wurst anbieten. Die Künast-Erklärung, dass man damit "Ausprobieren" wolle, "wie wir uns mal ohne Fleisch und Wurst ernähren", lässt Kritiker befürchten, dass die Forderung - ähnlich wie das Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden - nur ein erster Schritt in umfassendere Ernährungsverbote sein könnte. Dass sie eine großflächige Änderung der Ernährungsgewohnheiten anstreben, begründen die Grünen unter anderem mit einer Gegnerschaft zur Massentierhaltung und mit dem Kohlendioxid- und Methanausstoß von Kühen, der zu einer Erwärmung der Erde beitrage. Allerdings ist die CO2-Bilanz bei Tieren aus Freilandhaltung deutlich schlechter als bei solchen aus konventioneller Massentierhaltung.

Burger aus Laborfleisch. Foto: David Parry / PA Wire.

Im Mittelalter umging man die Fleischverbote unter anderem dadurch, dass man beispielsweise Biber zu fischähnlichen Tieren erklärte, die verspeist werden durften. Dazu, ob man mit künstlich erzeugtem Fleisch wie dem gestern vom Maastrichter Physiologieprofessor Mark Post in London vorgestellten Hamburger aus 20.000 im Labor hergestellten Muskelstreifen dem Veggie-Gebot ein Schnippchen schlagen könnte, will sich niemand bei den Grünen verbindlich äußern. Bei einem Herstellungspreis von etwa 250.000 Euro pro Burger ist diese Umgehungstechnologie bislang ohnehin eher etwas für den größeren Geldbeutel.

Auch abseits des "Veggie Day" planen grüne Politiker zahlreiche Maßnahmen, die die individuelle Entscheidungsfreiheit von Bürgern einschränken: Die ehemalige Landwirtschaftsministerin Künast erklärte beispielsweise Anfang des Jahres auf der Grünen Woche, sie wolle gegen Schnäppchenangebote von Discountern vorgehen, weil es "Gute Qualität […] nicht zum Nulltarif" gebe. Und auf Tüten aus Polyethylen oder Polypropylen soll einem Parteibeschluss vom 26. November 2011 nach eine Steuer in Höhe von 22 Cent erhoben werden. Noch mehr Negativaufsehen erregte im letzten Jahr ein Papier, in dem führende Grüne die Einführung einer "Kultursteuer nach italienischem Vorbild" fordern. Diese Steuer will die Grünen-Gruppe von Konfessionslosen erheben, was Steuerpflichtige davon abhalten soll, aus der Kirche auszutreten.

Auf potenziell mehr Zuspruch beim Wähler könnten Regulierungspläne stoßen, die eine Verringerung der zunehmenden Lärmprobleme zur Folge haben: Darunter ein Ende der für Raucher aufgestellten Heizpilze vor Gaststätten, Einschränkungen für Nachtflüge zwischen 22 und 6 Uhr, die schrittweise Außerbetriebnahme lauter Zweiräder und ein Grillverbot in Parks.

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