Der nette NSA-Beamte

Peter Beck hat einen Thriller über Globalisierung und Geheimdienste geschrieben

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"Der Araber brennt besser als die Frau." So dramatisch wie lakonisch beginnt der Thriller Söldner des Geldes des Schweizers Peter Beck, der am 26. September erschien.

In dem Buch verliert Tom Winter, Sicherheitschef einer Schweizer Privatbank, bei einem Anschlag die Frau, die er geliebt hatte und die gleichzeitig seine rechte Hand im Job war. Seine Bank verliert einen wichtigen Kunden. Winter reist durch die halbe Welt, um die Hintergründe aufzuklären, lernt eine schöne und geheimnisvolle Ägypterin kennen, und überlebt selber mehrere Anschläge auf der Spur des Geldes.

Peter Beck. Bild: Emons Verlag

Herr Beck, mit der NSA haben Sie ja ein sehr aktuelles Thema erwischt, auch wenn die Behörde in Ihrem Buch eine eher kleine Rolle spielt. Aber Ihr Herr Smith von der NSA ist ja eher ein Guter, während sich die reale NSA doch gerade recht unbeliebt macht. Was sagen Sie nun?

Peter Beck: Dass die NSA als Akteur auftaucht, ist Zufall, ich habe das Buch schon vor einiger Zeit geschrieben. Smith ist Beamter, er steht zwischen den Guten und den Schlechten: Er macht einfach seine Arbeit und überlässt es den Politikern, zu beurteilen, ob es gut oder schlecht ist.

Ein anderer Akteur ist die fiktive Gruppe TAA: True and Armed Americans. Dabei handelt es sich um amerikanische Nationalisten. Haben Sie dazu recherchiert, sehen Sie Anhänger dieser Richtung als Problem?

Peter Beck: Das ist eine Frage des Standpunktes. Wir alle wissen, dass es in Amerika Gruppen gibt, die Waffen haben und die Menschen aus anderen Kulturkreisen sehr skeptisch betrachten. Für mein Buch war mir wichtig, einen Kontrapunkt zu schaffen zum reichen arabischen Scheich. Das Spannende ist ja: Wem gehört was auf der Welt? Jeff Bezos von Amazon hat die Washington Post gekauft, die Schweizer Schokoladenmarke Toblerone ist nicht mehr in Schweizer Besitz, auch das Empire State Building wurde verkauft. Große Teile der bekannten Schweizer Banken gehören heute Investoren aus Singapur, Asien, Leuten aus ganz anderen Kulturkreisen. Große Unternehmen haben Aktionäre in aller Welt - und wir haben keine Chance, Einfluss zu nehmen auf das, was hinter den Kulissen passiert. Und die bankrotten Staaten verkaufen Infrastrukturen, die Straßen gehören dann Chinesen. Und wenn man das weiterdenkt, kommt man letztlich zu Sicherheitsthemen wie Lebensmittelsicherheit und Atomkraftwerke. Das ist beunruhigend, interessiert aber niemanden groß.

Stört Sie das?

Peter Beck: Es stört mich nicht, wenn jemand eine andere Hautfarbe hat oder eine andere Sprache spricht, aber es stört mich, dass ich nicht weiß, wie die Entscheidungen gefällt werden, die meinen Alltag beeinflussen. 


Die Frage der Privatisierung ist ja ein Grundthema - aber wie realistisch ist das Ausmaß an Privatisierung, das Sie beschreiben: Ich denke zum Beispiel an die Szenerie in Vermont, die Atomenergiegewinnung mittels einer Public Private Partnership?

Peter Beck: Das ist ziemlich realistisch. Denn wo ist das Geld? Das war früher beim Staat, aber die meisten westlichen Staaten haben kein Geld mehr. Stattdessen gibt es ein Konsortium von Banken. Diese geben Obligationen für ein spezielles Projekt aus, und die kann jeder Investor kaufen. Es tauchen Goldmann Sachs oder die Deutsche Bank auf, die poolen das Geld - und wenn das Geld gepoolt ist, ist der Einfluss verwischt.

Wer hat Einfluss?

Peter Beck: War zahlt, befiehlt. Ich wollte "Söldner des Geldes" erst "Veni - Vidi - Vici" nennen, nach dem Ausspruch Cäsars: "Ich kam, sah und siegte." Cäsar hatte regiert, indem er die Infrastruktur kontrolliert hat. Wer die Infrastruktur kontrolliert, hat enormen Einfluss auf Menschen.

Ihre Hauptperson Tom Winter hat als Sicherheitschef der Privatbank ziemlich viele Freiheiten. Er kommt an Informationen aus allen Ebenen und nimmt an Sitzungen teil, er unternimmt auf eigene Faust Reisen durch die halbe Welt ... - Wie realistisch ist diese Rolle?

Peter Beck: Das hat einen sehr realistischen Hintergrund: Die Privatbank ist eher klein, sie sind nur zu zweit in der Sicherheitsabteilung und Winter ist der einzige, der weiß, um was es geht. Ihm redet niemand rein. Die Leute, die ich in dieser Branche kenne, haben zwar Regulationen vom Staat, aber innerhalb ihrer Organisation sehr viele Freiheiten.

Wie genau waren Sie bei der Recherche? Einige kleinere Unstimmigkeiten fallen auf, zum Beispiel geht der Mitschnitt eines Telefonats an geheime NSA-Computer in der Wüste Nevadas. Laut Wikipedia hat Echelon fünf Großstationen zur Überwachung des Verkehrs via Intelsat. Die NSA betreibt davon zwei, aber keine in der Wüste Nevadas, sondern eine in Sugar Grove (West Virginia) und eine auf dem Armeestützpunkt Yakima im Bundesstaat Washington.

Peter Beck: Ich habe versucht, so genau wie möglich zu sein, aber in der Wüste Nevadas war ich nicht. Ich habe mir einfach überlegt, wohin ich an der Stelle der NSA die Station aufstellen würde, und die Wüste Nevadas schien mir ein guter Platz zu sein.

Die Hauptperson Ihres Buches, Tom Winter, ist ein harter Typ. Es gibt ziemlich viele Kampfszenen, er bricht manch einem Gegner die Knochen. Winter ist Sympathieträger, aber er bricht jemand das Handgelenk, ohne Regung; ich musste schon ein paarmal schlucken.

Peter Beck: Diese Handgreiflichkeiten sind mir wichtig, Tom Winter ist ein physischer Typ. Früher war er Polizist einer Eliteeinheit und musste sich an Regeln halten; jetzt macht er er seine eigenen Regeln. Da hat mich Lee Child inspiriert, er ist einer meiner Lieblingsautoren. Ich wollte mit der Figur Tom Winter keinen Alkoholiker oder Choleriker, sondern einen unverbrauchten Helden, asketisch und mit starken eigenen Werten. Tom Winter ist ein Mann der und überlegten Tat.

Sie deuten an, dass Tom Winter eine düstere Vergangenheit, vielleicht in seinem Beruf Schreckliches erlebt hat. Eine Spur für weitere Folgen, für den Beginn einer Reihe, in der diese Vergangenheit dann eine Rolle spielt?

Peter Beck: Mal sehen - ich muss eine Hypothek abzahlen, sprich: einer Arbeit nachgehen, mit der ich Geld verdiene. Aber ich habe schon Ideen für eine Fortsetzung im nächsten oder übernächsten Jahr. Der erste Band kommt am 26. September in die Läden, mal schauen, wie sich das entwickelt.

Woher kommen eigentlich die begeisterten Leserkommentare auf Ihrer Homepage, wenn doch das Buch erst Ende September erscheint?

Peter Beck: Ich habe das Manuskript ziemlich breit an Testleser im Bekanntenkreis verteilt, mit Fragebögen für Feedback. Auf dieser Grundlage habe ich den Thriller dann mehrmals überarbeitet und immer besser gemacht. Zudem haben nun ausgewählte Buchhändlerinnen den Thriller gelesen und kommentiert.

Tom Winter kann auch Judo, einmal nennen Sie den japanischen Namen eines seiner Griffe. Winter und die Frau, die er liebt und die gleich am Anfang des Buches stirbt, lernen einander auf einem Judowettampf kennen. Laut Ihrer Homepage haben Sie einen schwarzen Gürtel in Judo - haben Sie auch Wettkämpfe bestritten?

Peter Beck: Nein, ich hatte viel zu spät angefangen, um offizielle Wettkämpfe zu bestreiten, ich habe zwar im Club gekämpft, aber dann vor allem Kata gemacht.

Aber das Kämpfen liegt Ihnen? Waren Sie selber, wie so viele Schweizer, Soldat oder Offizier?

Peter Beck: In der Schweiz muss auch heute noch jeder Militärdienst leisten. Ich selbst war nur Soldat, Radfahrersoldat. Wir hatten Ein-Gang-Fahrräder, die 15 Kilogramm wogen, mit Ausrüstung 25 Kilo. Im Kriegsfalle hätten wir den Flughafen Kloten bewacht: Wenn Panzerdivisionen aus Deutschland oder woanders her gekommen wären, hätten wir diese auf Fahrrädern bekämpft.

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