Fracking für Serie von Erdbeben verantwortlich

In Youngstwon, Ohio, kam es während eines Jahres, in dem Wasser tief in den Boden eingepresst wurde, zu 109 Erdbeben - davor und danach wurden keine registriert

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Während Fracking, bei dem Öl oder Gas aus Gestein mit hohem Druck durch Wasser, Sand und Chemikalien herausgespült wird, bei den Anhängern des fossilen Zeitalters hoch im Kurs steht, weil die großen Vorkommen angeblich eine Energiewende unnötig machen oder sie zumindest hinauszögern, wächst der Widerstand bei den Gegnern. Sie befürchten unter anderem eine Verunreinigung des Grundwassers durch den chemischen Mix oder auch andere Umweltschäden, aber auch die Auslösung von Erdbeben.

Die Bundesregierung hat sich vor der Wahl nicht getraut, das Fracking wie ursprünglich geplant durchzusetzen. Bundesumweltminister Altmaier rät inzwischen zum Abwarten, weil die Technik noch neu sei und man die Umweltgefahren noch "nicht zuverlässig einschätzen und abschätzen" könne. Der Sachverständigenrat der Bundesregierung hatte schon abgewunken und Fracking in Deutschland als kommerziell nicht interessant eingestuft, zu groß seien derzeit noch die Wissenslücken (Berater der Bundesregierung halten Fracking für überflüssig).

Schon letzten Monat wurde in Studien, die in Science erschienen sind, darauf hingewiesen, dass mit Öl- und Gasbohrungen, bei denen auch Wasser in den Boden eingepresst wird, die Zahl der Erdbeben in den USA angestiegen sei. Dabei müssten Erdbeben nicht direkt im Umfeld der Bohrungen ausgelöst werden, sie könnten Instabilitäten verstärken und auch in größerer Entfernung Schwarmbeben verursachen (Schwarmerdbeben nach Fracking). Eine neue, in der Zeitschrift Geophysical Research-Solid Earth erschienene Studie von Won-Young Kim von der Columbia University untersuchte die Erdbebenhäufigkeit in Youngstown, Ohio. Dort wurde zwischen 1776, als es erste Aufzeichnungen gab, bis 2011 kein einziges Erdbeben registriert. Seit Januar 2011 gab es hingegen 109 kleinere Erdbeben bis zu einer Stärke von 3,9 auf der Richter-Skala.

Im Dezember 2010 war Northstar 1 in Betrieb gegangen, ein Bohrloch, um Abwasser mit hohem Druck in die Tiefe zu pressen, das durch Fracking im Nachbarstaat Pennsylvania produziert wurde. Das erste Erdbeben wurde von den Seismometern in und um Youngstown 13 Tage später gemessen. Die Erbebenhäufigkeit steht nach der Studie in direkter Verbindung mit der Aktivität in Northstar 1. Als die Quelle im Dezember 2011 geschlossen wurde, gab es auch keine Erdbeben mehr. Unterbrechungen der Erdbeben gab es während der einjährigen Betriebsdauer immer an Feiertagen und in Zeiten, wo die Arbeiten vorübergehend pausierten.

Die Erdbeben zentrierten sich auf Verwerfungen unter der Erdoberfläche um das Bohrloch, die vermutlich durch den Druck des eingepressten Wasser in Bewegung gerieten. So wanderte die Erdbeben im Laufe des Jahres 2011 entlang der Verwerfung von Ost nach West. 2012 hatte bereits das Ohio Department of Natural Resources in einem Bericht Northstar 1 für die Erdbeben verantwortlich gemacht, weil zu tief in ein Felsschicht in 3000 Meter Tiefe gebohrt worden sei. In den USA gibt es um die 30.000 ähnliche Bohrlöcher zum Einpressen von Abwasser. In Ohio gibt es 177 ähnliche Bohrlöcher, nach Won-Young Kim wurde aber dort keine vergleichbare seismische Aktivität festgestellt.