Peru: Drohnen schützen archäologische Fundstätten

Altertumsforscher Steve Wernke baut unbemannte Erkunder und Wächter für unter 2.000 US-Dollar

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Unbemannte Luftfahrzeuge, sogenannte Drohnen, wurden für das Militär entwickelt und haben einen eher schlechten Ruf. Dass man sie auch für andere Zwecke einsetzen kann, zeigen Archäologen in Peru: Sie setzten sie im letzten Jahr an sechs verschiedenen Ausgrabungsstätten ein, darunter auch in der Andenstadt Machu Llacta, die 4.000 Meter über dem Meeresspiegel liegt.

Der Einsatz von Drohnen hat für die Archäologie mehrere große Vorteile: Den Erfahrungen des peruanischen Altertumsforschers Luis Jaime Castillo Butters kann man damit ein Gelände, für dessen Auswertung der Professor an der Pontificia Universidad Católica del Perú (PUCP) vom Boden aus Jahre benötigen würde, innerhalb von Tagen dreidimensional kartografieren und beurteilen.

Das ist in Peru besonders wichtig, weil durch sechseinhalb Prozent Wirtschaftswachstum der Bedarf nach Bauland stark gestiegen ist und weiter steigt. Dies führte beispielsweise dazu, dass zwei Bauunternehmen im Juni die vier- bis fünftausend Jahre alte Pyramide El Paraiso in San Martin de Porres bei Lima zerstörte. Die an der Nordküste Perus gelegene präkolumbianische Lehmsiedlung Chan Chan wird nicht nur von Bauunternehmen bedroht, sondern auch von Landwirten, die ihre Ertragsflächen ausweiten wollen. Und in Yanamarca beschädigten unlängst Quarzsucher eine dreistöckige Ruine aus der Zeit vor der Entstehung des Inkareichs schwer. Hinzu kommen Raubgräber, die Kunstgegenstände suchen und Fundstätten so zurichten, dass sie für die Vermehrung des Wissens über die Geschichte deutlich an Wert verlieren.

Untersuchen Archäologen Gelände aus der Luft, dann können sie deutlich früher Hinweise auf mögliche Funde geltend machen, damit Behörden Baufirmen, Landwirten und Bodenschatzsuchern Genehmigungen verweigern. Außerdem lassen sich so Fundstätten überwachen, sodass Raubgrabungen und Schwarzbauten viel eher entdeckt und unterbunden werden als bisher. Und selbst dann, wenn Zerstörungen nicht verhindert werden können, helfen Luftaufnahmen später bei der Rekonstruktion.

In den vergangenen Jahrzehnten setzten peruanische Archäologen manchmal landwirtschaftliche Sprühflugzeuge ein, um solche Luftaufnahmen zu machen. Aber deren Einsatz war sehr viel teurer als der von Drohnen und die Aufnahmen waren weniger brauchbar, weil sich die Maschinen weit weniger fein steuern ließen: Der Harvard-Archäologe Jeffrey Quilter, der durch den Fund von Moche-Priesterinnengräbern in San Jose de Moro weltweit bekannt wurde, vergleicht eine Drohne und ein Sprühflugzeug mit einem Skalpell und einer Keule.

Die "Kriegsente" der Moche – kein direkter Vorläufer der Drohne. Foto: Micah MacAllen. Lizenz: CC BY-SA 2.0.

Angesichts dieser Vorteile und angesichts eines neuen Entwicklungsgesetzes, das Archäologen zwingt, bei Bauvorhaben eventuelle Einwände früher anzumelden als bisher, hat das peruanische Kulturministerium angekündigt, mehrere Drohnen für den archäologischen Einsatz zu kaufen. Im Gespräch sind unter anderem Geräte der Firmen SenseFly, Aurora Flight Sciences und Helicopter World.

Manche Archäologen wollen darauf nicht warten: Weil herkömmliche Geräte mit der in vielen peruanischen Fundstätten vorliegenden Höhenluft nicht gut zurechtkommen, konstruierte Steve Wernke (ein Archäologe von der Vanderbilt University, der den Übergang vom Inkareich zur spanischen Herrschaft untersucht) zusammen mit der Ingenieurin Julie A. Adams zwei eigene Drohnen, die mit unter 2.000 Dollar weniger als ein Zwanzigstel des Preises kommerzieller Angebote kosten. Wernke zufolge war das möglich, weil der Drohnenbau durch Open-Source-Software und durch Websites wie DIY Drones immer stärker "demokratisiert". Nun wollen er und Adams einen Drohnenballon bauen, der noch besser mit extrem hohen Lagen zurechtkommen soll.

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