Gesteuert von elektromagnetischen Wellen

Alexis auf Menschenjagd. Bild: FBI

Das FBI veröffentlicht Ausschnitte aus Überwachungsvideos vom Amoklauf im Navy Yard, der offenbar paranoide Täter konnte problemlos ein Gewehr kaufen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In den USA ist man zwar an Amokläufe und Schießereien gewöhnt, offensichtlich aber stellt der 34-jährige Aaron Alexis, der am 16. September das Marinekommandogebäude auf dem Washington Navy Yard in Washington betrat und dort wahllos 12 Menschen erschoss und 4 verwundete, für die Sicherheitsbehörden ein Rätsel dar. Nach einer Jagd wurde er von der Polizei getötet. Wie so oft bei Amokläufen war dies auch vom ehemaligen Navy-Soldaten gewünscht, der als IT-Experte bei HP dort arbeitete und Zugang hatte.

Das FBI wandte sich schon früh an die Öffentlichkeit und bat um Informationen, um ein Motiv für den Amoklauf aufzuspüren. Schon bald war klar, dass es sich nicht um einen Terroranschlag, sondern um die Tat eines Einzelnen handelte. Das FBI hat nun Ausschnitte aus Videos von Überwachungskameras veröffentlicht, die zeigen, wie Aaron Alexis das Gebäude betritt und es mit einem abgesägten Gewehr, offensichtlich nach Menschen suchend, auf die er schießen konnte, durchstreifte.

Gleichzeitig mit der Veröffentlichung des Videos teilte das FBI mit, das durch Untersuchungen und Aussagen von Zeugen mehr über das Motiv bekannt geworden sei. Offenbar litt Alexis unter einer Paranoia und glaubte, von niederfrequenten Radiowellen gesteuert zu werden.

Mit seinem Amoklauf wollte der Mann sich von der vermeintlichen Beeinflussung und den Qualen befreien, zumindest stand auf dem Gewehr eingraviert: "End to the torment" und "Better off this way!" Er sah offensichtlich keinen anderen Weg mehr, sich von seinem Albtraum zu befreien.

Warum er den erweiterten Selbstmord suchte und sich nicht selbst tötete, sondern seine Tötung durch fremde Hand erzwang, bleibt zwar noch unklar, deutlich aber wird durch den blutigen Vorfall, dass die leichte Verfügbarkeit von Schusswaffen verwirrten Menschen ermöglicht, großes Unheil anzurichten.

Man wird kaum präventiv vermeiden können, dass Menschen psychische Störungen und Wahnvorstellungen entwickeln, aber man könnte durch strengere Waffengesetze - sofern diese in der mit Schusswaffen aufgerüsteten US-Gesellschaft noch Sinn machen - erschweren, dass sie die Mittel in die Hand bekommen, um massenhaft und schnell andere Menschen umzubringen. Die Vorstellung, dass mit Mikrowellen oder heimlich implantierten Chips Menschen gesteuert werden, ist seit Jahren verbreitet. Die Aufdeckung der NSA-Lauschprogramme dürfte solche Wahnvorstellungen noch verstärken.

"Better off this way!", Text auf der Shoitgun. Bild: FBI

Am Freitag vor der Tat soll es Probleme am Arbeitsplatz gegeben haben, aber es gibt keine Hinweise darauf, dass Alexis Arbeitskollegen im Visier hatte. Er tötete zufällig. Erst am Samstag kaufte er eine 870 Shotgun und Munition in einem Waffengeschäft in Nord-Virginia. Anschließend erwarb er eine Eisensäge, mit der er den Lauf des Gewehrs verkürzte, die er seine "ELF Weapon" (Extremely Low Frequency) nannte. Während seines Mordzugs durch das Gebäude soll er noch eine geladene Beretta-Pistole gefunden haben.

Alexis auf Menschenjagd. Bild: FBI

Alexis soll geschrieben haben, dass er durch niederfrequente Radiowellen (ELF- 3-300 Hz) seit drei Monaten gesteuert werde. Diese werden von der Navy für die sichere Kommunikation von U-Booten verwendet, schreibt das FBI.

Verschwörungstheoretiker, so heißt es, würden diese Anwendung falsch interpretieren und glauben, dass die Regierung aus der Ferne mit neuronalen Frequenzen Bürger überwachen und manipulieren. Das Frequenzspektrum menschlicher Gehirnströme liegt im Bereich von ELF, was die Überwachungs- und Steuerungsphantasien geschürt hat.