Iran kündigt Produktionsbeginn von Kampfdrohnen an

Auch wenn sich beim iranischen Atomprogramm ein Ende des Konflikts andeutet, geht die Aufrüstung weiter

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Die militärische Aufrüstung, die Iran betreibt, wird weiter gehen, auch wenn möglicherweise eine Einigung im Atomstreit absehbar ist. Der neue iranische Präsident Rohani scheint jedenfalls gewillt zu sein, den Atomkonflikt mit den Westmächten und Israel zurückzufahren, nachdem die Vorgängerregierung diesen auch aus innenpolitischen Gründen heraus forciert hat. Mittlerweile haben gestern erstmals seit 1979 wieder der US-amerikanische Präsident und der iranische miteinander telefoniert, US-Außenminister Kerry kündigte im Überschwang schon einmal eine Lockerung der Sanktionen an. Aber auch wenn es hier eine Einigung geben sollte, bleiben die regionalen Spannungen mit Saudi-Arabien und den anderen schiitischen Staaten bestehen.

Shahed 129. Bild: Iranische Armee

In Israel, der bislang einzigen Atommacht in der Region, sieht man die Annäherung von Iran und den USA ungern, schließlich wurde auch dort die iranische Bedrohung innenpolitisch genutzt. Zudem steht der alte Feind Hisbollah, der verlängerte Arm des Iran, an der Nordgrenze. Im Libanon-Krieg hatte sich schon gezeigt, dass Israel Schwierigkeiten hat, mit der waffentechnisch gut ausgestatteten Hisbollah klar zu kommen. Aufgerüstet mit Waffen von Iran haben Hisbollah-Truppen in den Syrien-Konflikt an der Seite des Assad-Regimes eingegriffen und man lässt auch gerne einmal iranische Aufklärungsdrohnen in den israelischen Luftraum eindringen, um die Luftabwehr zu testen und den Israelis Angst einzujagen (In Israel beginnt die Auseinandersetzung mit den "Terrordrohnen"). Zuletzt ist dies im April geschehen (Israel schießt Drohne ab)

Im gesamten Nahen Osten hat, wie auch in Russland, China (China drängt in den Drohnenmarkt) oder Europa, schon längst ein Run auf Drohnen eingesetzt (Rüstungsindustrie bläst zum Drohnen-Wettlauf im Mittleren Osten, Drohnen-Wettrüsten im Nahen Osten), den bislang vor allem von Israel und USA produzierten Wunderwaffen für einen "sauberen" Krieg, der die Feinde in Angst und Schrecken versetzt, aber die eigenen Soldaten nicht gefährdet. Auch der Iran setzt schon seit Jahren auf die eigene Entwicklung von Drohnen und anderen Waffen- und Aufklärungssystemen, während die Golfstaaten für Milliarden im Westen einkaufen. 2010 hatte Iran die erste Kampfdrohne mit dem Namen Karrar vorgestellt. Der Gottesstaat Iran will gleichzeitig als alte Kulturnation ganz vorne in Wissenschaft und Technik mitspielen, weswegen immer wieder betont wird, welche neuen Techniken oder Waffensysteme ohne fremde Hilfe selbst entwickelt wurden. Die Sanktionen tragen natürlich zu dieser behaupteten Autonomie auch bei, wobei oft unklar ist, wie viel tatsächlich aus eigener Entwicklung entstanden ist, zudem wird auch gerne mal, um den nationalen Stolz anzusprechen und Abschreckung zu bewirken, die Einsatzfähigkeit übertrieben.

Ende 2011 bekamen die Iraner die modernste US-Stealth-Drohne, eine RQ-170 Sentinel, mit der neuesten Technik in die Hände. Während das Pentagon behauptet, dass die Drohne aufgrund eines Fehlers aus Afghanistan in den iranischen Luftraum eingedrungen und dort niedergegangen sei, behauptete die iranische Führung, man habe durch elektronische Kriegsführung die Drohne gehackt und sie zur Landung gebracht (Iran will eine US-Drohne durch elektronische Kriegsführung gekapert haben). Für die USA war dies jedenfalls eine Schlappe, für den Iran nicht nur ein Propagandasieg, denn so kam man an Technik heran, die sich nachbauen lässt. Überdies wurde verkündet, dass man auch an die verschlüsselten Daten herangekommen sei (USA: Wachsende Instabilität).

Letztes Jahr hatte der Iran eine Aufklärungs- und Kampfdrohne mit dem Namen Shahed 129 vorgestellt, von der es auch wieder hieß, sie sei vollständig im eigenen Land hergestellt worden. Gestern wurde von den Revolutionsgarden bekannt gegeben, dass nun die Serienproduktion der Drohne beginne, man habe das Monopol der USA durchbrochen und das Knowhow zum Bau von Drohnen entwickelt.

Die Shahed 129 soll mit acht Bomben oder Sadid-Raketen ausgerüstet werden können. Sie soll eine Reichsweite von 1700 km besitzen, mit einer Tankfüllung 24 Stunden fliegen und eine Höhe von mehr als 7 km erreichen können. Der Brigadegeneral Amir-Ali Hajizadeh von der IRGC-Luftwaffe erklärte, die Drohne verstärke die Sicherheit der Grenzen des Landes. Man könne mit ihr Verbrecher, Terroristen und Drogenschmuggler aufspüren und identifizieren, aber auch alle, die den Iran angreifen wollen. Auf Befehl könne sie auch Raketen abschießen. Betont wird aber auch wie üblich, dass der Iran für andere Länder keine Bedrohung darstelle.

Angekündigt wurde auch, dass man demnächst eine Drohne vorstellen werde, die man durch Reverse Engineering der angeblich gekaperten US-Drohne vorstellen werde. IRGC-General Hossein Salami wiederholte, dass man alle Speicher und Computersysteme der RQ-170-Drohne entschlüsselt habe. Die staatliche Nachrichtenagentur Fars News verweist noch auf weitere Aufklärungs- und Kampdrohnen, die hergestellt würden oder bereits einsatzfähig seien.