Die Selbstzerstörung der Christenheit

Reisen in den Untergang: "Kingdom of Heaven"

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"Kingdom of Heaven", der neue Film von Ridley Scott ("Alien", "Gladiator") ist ein opulentes Kreuzzugsdrama und ein Stück revisionistische Geschichtsschreibung. Nicht zufällig erzürnt der Film vor allem die fundamentalistischen Rechten in den USA. Einmal mehr erzählt Ridley Scott im Gewand des Unterhaltungsfilms von Untergang und Niederlage.

Ein Kreuzzugsdrama aus Amerika - da fürchtet man erstmal, nicht nur unter professionellen Antiamerikanern, das Allerschlimmste. Und manche der ersten Schlagzeilen zu Ridley Scotts neuem Film "Kingdom of Heaven" wirkten auch fast wie ein pawlowscher Reflex: "Hollywood rüstet zum Krieg" heißt es zum Beispiel beim "Evangelischen Pressedienst", wo gerade mal wieder - wie etwa alle zwei Jahre - ein neuer Trend zum Militarismus im US-Film behauptet wird. Anderenorts ist vom "Schlachtengemälde" die Rede, auch die "taz" beklagt das und weist im gleichen Moment darauf hin, dass "das Skandalon der Eroberung" hier vergessen würde (Zwischenfrage: Wie ließe sich dieses Skandalon, wenn es denn Thema dieses Films wäre, ohne Schlachten zeigen?). Erwartungsgemäß fanden sich bald auch ein paar Islamistikprofessoren, die erstmal an Edward Saids "Orientalismus"-These erinnern und dann erklären, dass das Bild der Moslems wirklich gar "zu negativ" gezeichnet sei. Ganz Schlaue erinnern schließlich noch an Yussuf Chahines "El Naser Salah el Dine" aus dem Jahr 1963, ein Beispiel arabischen Autorenkinos, das mit "Kingdom of Heaven" allein die Tatsache gemeinsam hat, dass in ihm auch Saladin vorkommt - der in diesem Fall freilich vor allem zum Vorläufer des damaligen ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser stilisiert wird. Insofern ist dieser Film bestimmt kein Beispiel unideologischen Kinos.

Wenn man mit all dem im Hinterkopf vorgewarnt und skeptisch das Kino betritt, wundert man sich über das, was tatsächlich auf der Leinwand gezeigt wird. Klar: "Kingdom of Heaven" ist Massenunterhaltung, die die Tradition der großen Monumentalepen der 50er und 60er Jahre für die heutige Zeit aktualisieren möchte. Und Scott gibt dem Publikum, was es von einem Film wie diesem erwarten kann: Abenteuer pur, edle Helden, schöne Frauen und veritable Schurken. Nicht die kluge Nettigkeit eines Wim Wenders oder die dekonstruktivistisch-informierte political correctness der Intellektuellen-Melos von Pedro Almodovar sind der Maßstab, sondern "Troja", "der Herr der Ringe", "King Arthur" und in mancher Hinsicht noch "Alexander" sind der Vergleichsmaßstab. Daran gemessen schneidet "Kingdom of Heaven" sehr gut ab.

Phantasien der (Selbst)zerstörung

Nahezu alle und jedenfalls die besseren der Filme von Ridley Scott, sind Reisen in den Untergang, sind verständlich als Phantasien der (Selbst)zerstörung. Die Charaktere brechen auf, manchmal freiwillig, manchmal gezwungenermaßen, doch die Ziele der Reise sind ungewiß, und man kann sicher sein, dass sie andere Orte erreichen, als jene, zu denen sie aufbrachen. Immer wieder kreisen Scotts Filme auf diese Weise um jene "thin red line", den schmalen Grad zwischen Zivilisation und Barbarei. Man erlebt in ihnen Menschen in der Sicherheit eines vertrauten Terrains, denen diese Wohlvertrautheit zunehmend oder manchmal auch schlagartig genommen wird. Ob die Besatzung des Raumschiffs in "Alien", ob jener von Michael Douglas gespielte New Yorker Polizist, der auf einmal in "Black Rain" in Japan auf Verbrecherjagd gehen muss, in einer Welt, deren Sprache, Regeln, Codes er nicht versteht, ob der "Blade Runner", der in einer heruntergekommenen Zukunft die androide Spreu vom menschlichen Weizen trennen, und dabei die Unsichtbarkeit des Menschlichen am eigenen Leibe erfahren muss - auch Christoph Columbus der in "1492 - Conquest of Paradise" eine neue Welt betritt, und sogar die beiden Heldinnen, die sich in "Thelma & Louise" aufmachen ins Nirgendwo, müssen diese Grenze erfahren, sie für sich ausloten, und sich am Ende auf eine Seite schlagen - und sei es einfach die eigene. Gewiß ist bei Scott, dass solche Entscheidungen keinen Trost bringen, dass sie ihre Helden, oft Außenseiter, Skeptiker nicht reintegrieren in die Massengesellschaft. Der Tod ist ihnen sicher, auch wenn die Filme ihn nicht immer zeigen.

Den Krieg brauchte der britische, seit einem Vierteljahrhundert in Hollywood arbeitende Regisseur dafür lange Zeit nicht. Auch bei "Gladiator" war er noch vor allem Kulisse, bildete er den Herkunftsort der Hauptfigur, nicht sein Leben. Aber dass das Leben eine Art Kampf ums Überleben ist, den Satz würde wohl auch Scott unterschreiben, der in seinen letzten Filmen immer stärker solche Überlebenskämpfe ins Zentrum stellt - in durchaus ambivalenter, weder affirmativer, noch glasklar kritischer Form. Auch jene Soldaten, die in "Black Hawk Down" von ihren Generälen in eine von vornherein dilettantisch geplante und insofern zum Scheitern verurteilte Aktion geschickt werden, erinnerten zunächst einmal mehr an jenen "Blade Runner" von einst, an die Jäger von "Hannibal" Lecter, Gegenspieler des absolut Bösen, Geisterreiter in einer menschlichen Wüste und ferne Verwandte jener Raumschiffbesatzung, die es auf einmal mit einem "Alien" zu tun hat, und Mann für Mann dezimiert wird, egal, was sie tut. Überleben ist nur ein Zufall; und in diesem düstren, wenig verklärenden Pessimismus, der den meisten seiner Filme eigen ist, bewegt sich Scott durchaus in einer guten Tradition amerikanischen Filmemachens.

Memento mori

Jetzt hat er also einen Film über die Kreuzzüge im Hochmittelalter gedreht. Und so wie man kaum glauben mag, dass es ein Zufall war, dass Scott im Jahr 2000, als alle über Spaßgesellschaft sprachen, mit "Gladiator" einen Film dreht, der die römische Spektakelgesellschaft in ihrem blutigem Untergrund bloßlegt, oder dass stimmt, was Scott im Gespräch immer betont - "Meine Filme sind keine historische Dokumentation, und auch kein politisches Traktat." -, möchte man kaum glauben, dass es nicht auch der subtile Kommentar eines Europäers zum US-Umgang mit Kriegseinsätzen war, der ihn einen Stoff wie "Black Hawk Down" wählen ließ - ein düsteres Gegenstück zur Welle der US-Kriegsfilme vor drei Jahren.

"Kingdom of Heaven", im Deutschen ohne Doppelsinn und eher fragwürdig als "Königreich der Himmel" übersetzt ("Königreich des Himmels" wäre treffender gewesen, weil es hier eben um eine utopische, gewissermaßen himmlische Einheit geht, die der Vielheit und Gespaltenheit des Irdischen entgegengesetzt ist) passt zu solchen Nachfragen. Es beginnt in Frankreich im Jahr 1184: Das Begräbnis einer Frau ist das erste Bild, ein memento mori gleich zu Anfang eines Films, in dem viel gestorben wird, in dem aber Kampf, Töten und Tod nie Selbstzweck werden, sondern das Leben und die Frage, wofür es sich zu leben lohnt, und wann, ob überhaupt Opfer sinnvoll sein können, eines von mehreren Leitmotiven bildet.

Die Tote lässt ihren Mann, den jungen Schmied Balian zurück, und es ist gleich klar, dass dies der Held von "Kingdom of Heaven" sein wird. Wie im klassischen Heldenepos folgt zunächst die Initiation: In der Hochzeit der Kreuzzüge ziehen Ritter durch das Land und rekrutieren Nachschub für den Heiligen Krieg. Aber schon in diesen ersten Minuten steht Desillusionierung und eine versteckte depressive Komponente im Raum, eine Ahnung von Niederlage, das Bewusstsein der Ritter, dass das Beste, was sie in ihrem Ziel Jerusalem erreichen können, Vergebung ist. Hier, wie auch später oft wirkt "Kingdom of Heaven" wie der europäische Film, der er in seiner Produktionsgeschichte über weite Strecken ist, erinnert eher an Filme wie Taverniers "La Passion Beatrice", denn an Hollywood-Schinken.

Nicht Glaubeneifer, sondern Flucht von zuhause

Es muss noch ein Mord hinzukommen, um den zögerlichen, eigensinnigen Balian zu zwingen, seine Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen, und nach Messina zu reiten, um sich einzuschiffen, und in der Neuen Welt des Orients seine Zukunft zu suchen.

So lässt Regisseur Ridley Scott keinen Zweifel, dass es nicht Glaubenseifer, sondern die Ausflucht vor den Problemen zuhause und der Wunsch nach Neuanfang sind, der Kreuzfahrer antreibt - Männer, denen alles egal ist, die nichts zu verlieren haben. Nach kurzem Kampfunterricht und erster Bewährungsprobe wird Balian zum Ritter geschlagen und findet sich in Jerusalem wieder. Dort regieren seit einem knappen Jahrhundert die Christen, doch der gute König Balduin der Aussätzige - er trägt wegen seiner Krankheit ständig eine Silbermaske, und wird von Edward Norton gespielt, ohne dass man ein einziges Mal sein Gesicht zu sehen bekommt - ist todgeweiht, das christliche Lager gespalten. Während der König mit seinen Anhängern - Jeremy Irons spielt großartig den desillusionierten Marschall Tiberias - mühsam die Toleranz zwischen den Religionen aufrechterhält, sammeln sich die Bad Guys dieses Films im fanatischen Orden der Templer, Gotteskriegern, die alle "Ungläubigen" töten wollen. Auch in der historischen Wirklichkeit gehörten die Tempelritter zu den Hardlinern unter den Kreuzfahrern. Überhaupt halten sich Scott und sein Autor William Monahan - dem hier ein beeindruckendes Debüt gelingt - so weit, wie in einem Unterhaltungsfilm möglich, an die historischen Fakten.

Als der kranke König stirbt, eskalieren die Fraktionskämpfe. Auch weil Balian, der "ein perfekter Ritter" sein will, die angetragene Führungsposition ausschlägt, wird der charakterlose Guy an der Seite der Königs-Schwester Sibylla neuer König. Bald bricht Krieg mit den Sarazenen und ihrem Führer Saladin aus, der nach dem Tode des allseits geachteten Königs nun von den Arabern konsequent zuende geführt wird. Balian bewährt sich als Verteidiger von Jerusalem und kann doch den Fall der Stadt nicht verhindern. Zu günstigen Bedingungen wird die Stadt übergeben, gemeinsam mit seiner Liebe Sibylla zieht Balian nach Frankreich - und wird dort bald aufgefordert, an der Seite von Richard Löwenherz Jerusalem zurückzuerobern. Mit Sibylla reitet er aus der Leinwand - ein Ende, das offen lässt, ob er sich endgültig ins private Glück zurückzieht, oder sich dem neuem Kreuzzug anschließt (und damit ein Sequel ermöglicht).

Zwei verschiedene Varianten von Zivilisation

Wie bereits in seinem Welterfolg "Gladiator" unternimmt Ridley Scott auch in "Kingdom of Heaven" die Wiederbelebung eines in die Krise geratenen Genres. Mit Leichtigkeit gelingt die Anknüpfung an klassische Ritterfilme Hollywoods. Ohne in Konventionen zu erstarren, gibt er dem Publikum, was es von einem Film wie diesem erwarten kann: Abenteuer pur, edle Helden, schöne und veritable Schurken. Von Beginn an trifft der sehr schön gemachte Film einen episch ruhigen Ton, wechselt ökonomisch zwischen ruhigen Phasen, Charakterzeichnung und Action. Die Erzählung, nicht Krieg und Schlachten, steht im Mittelpunkt. Die Rahmenhandlung ist, ebenso wie der größere Teil der Figuren, historisch. Besonders gut gelungen, streckenweise phänomenal sind die prächtigen - nur selten CGI-unterstützten - Bauten, die ein stimmiges Bild der Welt der Kreuzzüge entwerfen, ohne plumpe Aktualisierung ebenso, wie ohne Mittelalterkitsch. Nicht nur hier gelingt Scott komplett, was Oliver Stone kürzlich mit "Alexander" zu großen Teilen misslang: Einen glaubwürdigen Kostümfilm, der nicht wie eine Hollywood-Erfindung wirkt.

Visuell klappt das hervorragend. Scott zeigt den Krieg aus verschiedenen Perspektiven, computerunterstützt choreographiert er ein Ballett der geometrischen Muster - Dreiecke, Quadrate, Phalanxen und Halbmonde, um dann wieder in ein bluttriefendes Chaos abzutauchen, das irgendwo zwischen "Saving Private Ryan" und "Kagemusha" liegt. Wie bei Kurosawa mischen sich die Feldherrenperspektive mit ihren Pfeilwolken und Lanzenmeeren und Fahnenwäldern und die Drecksarbeit des Kriegproletariats - Abgrund und Naturzustand. Das erweitert die Geschichte der Kriegsdarstellungen nicht um neue Kapitel, ist aber weit eindrucksvoller, als entsprechende andere Beispiele der letzten Jahre.

Die Story erlebt im Mittelteil allerdings einen gewissen Bruch: zu schnell wird da erzählt, die Handlungen der Figuren sind streckenweise kaum verständlich und psychologisch völlig unmotiviert. Erklärbar ist dies allein durch die Ankündigung des Regisseurs, der auch Produzent des Films ist, eine, vor allem in diesem Mittelteil deutlich erweiterte, um eine Stunde längere Fassung werde im kommenden Jahr als DVD auf den Markt kommen. Im letzten Drittel liegt der Film dann wieder in der Spur.

Einen großen Unterschied zu "Gladiator" bilden die Charakterisierung des Helden und die "Botschaft" von "Kingdom of Heaven". Kein Barbar attackiert hier eine als dekadent gezeichnete Form der Zivilisation, vielmehr führt der Film zwei verschiedene Varianten von Zivilisation vor: Eine fanatisch-ausschließende, die das Andere skrupellos vernichtet, und eine, die integriert, in der friedliches multi-kulturelles Zusammenleben möglich ist. So ist die Hauptfigur von "Kingdom of Heaven" ein Vertreter zivilisierter Toleranz. Der Film beschreibt die Selbstzerstörung einer Zivilisation dadurch, dass sie nicht zivilisiert genug ist, durch zuwenig, nicht durch zuviel Humanität, Toleranz und freiheitliches Denken.

"Hinter dem Namen Gott habe ich die schlimmsten Fanatismen gehört"

Der politisch-kulturelle Subtext liegt in diesem Fall in Zeiten neuer Religionskriege und religiös motivierten politischen Handelns klar auf der Hand: Es ist ein Plädoyer für Toleranz und friedfertiges Zusammenleben zwischen verschiedenen Kulturen und Bekenntnissen. Mit sicherem Instinkt rüstet daher jetzt in den USA die religiöse Rechte der christlichen Fundamentalisten gegen das Buch. Entgegen einzelnen Vorwürfen, die jetzt umgekehrt gegen den Film erhoben werden, zeichnet "Kingdom of Heaven" ein überaus positives Bild der moslemischen Welt: Sie sind zivilisiert, tolerant, großzügig und agieren weitaus rationaler, als die Vertreter des "Abendlands". Damit setzt sich Scotts Film positiv von gängigen Araber-Stereotypen im Mainstream-Kino, vor allem dem amerikanischen, ab. Zwar gibt es auch Europäer-Hasser unter den Arabern, die wahren Fanatiker und Fundamentalisten finden sich aber unter den Christen.

Überhaupt ist die Sichtweise auf Religion skeptisch: "Hinter dem Namen Gott habe ich die schlimmsten Fanatismen gehört," erklärt eine Figur, und Balian plädiert für Polytheismus: Alles in Jerusalem sei heilig. "Sie lehrten mich viel über Religion, Eure Eminenz", verspottet er den zugleich opportunistisch-zynischen, wie eifernden Bischof von Jerusalem. Auch sonst sind Priester hier überwiegend Negativfiguren - was beim Blick auf die historischen Quellen recht plausibel erscheint. Balian ist in seinem Tun eher den Ideen von 1789 verpflichtet: Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Brüderlichkeit bilden die Grundlage des erfolgreichen Widerstands gegen Aggressoren. Jerusalem selbst ist das titelgebende "Königreich des Himmels", ein Reich der Toleranz und Aufklärung. Und Scotts Film, der dieses Bild zeichnet, ein Stück revisionistische Geschichtsschreibung.

Ridley Scott ist ins Handwerk vernarrt, und es ist viel einfacher, mit ihm über technische Fragen, über das pure "Machen" eines Films zu reden, als über anderes. Aber es ist leicht, zu leicht, Scott aufgrund mancher schlechter Filme - "G.I. Jane", "1492 - Conquest of Paradise" - zu verdammen. Vielleicht ist er tatsächlich auch jener "Meister der Oberfläche", wie man ihn genannt hat. Aber er ist mehr als das, mehr als ein ernster, überaus professioneller Handwerker. Betrachtet man seine letzten Filme, stellt sich gegen Ende seiner Karriere - Scott ist 68 Jahre alt - die Frage, ob man ihn nicht mit Fug und Recht als einen Autorenfilmer innerhalb der Industrie begreifen muss, einen Regisseur, der es schafft, jedem Film einen eigenen Stempel, eine unverfälschte persönliche Note zu verleihen, und bestimmte Themen und Fragen immer wieder neu, aus verschiedenen Perspektiven ins Zentrum zu rücken.

Auch Scotts nächstes Projekt passt zu seinem thematischen Interesse: Mit William Monahan, seinem Drehbuchautor für "Kingdom of Heaven", wird er den Roman "Blood Meridian" von Cormac McCarthy fürs Kino adaptieren. Ein Roman, der Mitte des 19.Jahrhunderts spielt, und ein hartes, blutiges, in jeder Hinsicht unverklärtes Portrait des "Wilden Westens" und der Indianerkriege zeigt. Man kann sich vorstellen, dass Scott den Stoff nutzt, um nach anderen Genres nun auch das Western-Genre für unsere Zeit wiederzubeleben und ihm zugleich die völlig unzeitgemäße Patina des pathetischen Gründungsmythos der Vereinigten Staaten zu nehmen.

Einmal mehr erzählt Ridley Scott im Gewand des Unterhaltungsfilms von Untergang und Niederlage. Der Heroismus, der hier noch sein darf, ist gebrochen und dunkel. Selten war Scotts Kino "europäischer", als in dieser hervorragend und sehr zeitgemäß inszenierten Geschichte, die ahnt, dass die größten Gefahren für eine Zivilisation in ihr selber liegen.

Literaturhinweise:
Steven Runciman: "Geschichte der Kreuzzüge"; dtv, München 2003, 24.50 Euro
Amin Maalouf: "Der Heilige Krieg der Barbaren. Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber"; dtv, München 2004, 12.50 Euro