Die "hyper-rich" hängen die Reichen ab

In den USA wächst wie anderswo die Kluft zwischen den Reichen und Armen immer schneller

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Dass die Schere zwischen den Reichen und Armen immer weiter aufgeht, ist schon lange bekannt. Gleichwohl ist schon erstaunlich, wie schnell die Kluft sich vergrößert und dass sich dagegen Protest nicht wirklich laut meldet. Die New York Times hat dazu neue Zahlen vorgelegt – und auch deutlich gemacht, dass die Mobilität, also die Chance für einen Aufstieg zwischen den Klassen abgenommen hat (Es war einmal in Amerika).

In den USA ist es nicht anders als in anderen Ländern (Deutschland, dein Armutszeugnis). Bis zu den 80er Jahren waren die Unterschiede noch nicht so krass. Doch mit den 80er Jahren, mit den Thatchers, Reagans und Kohls und dem Erstarken des Mythos vom Wirtschaftsliberalismus, begannen sich die sozialen Unterschiede zu mehren und näherten sich wieder den kapitalistischen Boom-Zeiten der 20er Jahre an. Damals hatten die 0,1 Prozent der Menschen mit den jährlich höchsten Einkommen – von der Times die "hyper-rich" genannt - einen Anteil am gesamtgesellschaftlichen Reichtum von über 10 Prozent. Nach den letzten verfügbaren Zahlen von 2002 lag ihr Anteil bei 7,4 Prozent, doppelt so hoch als zu Beginn der 80er Jahre. Der Anteil der übrigen Personen, die zu den 10 Prozent mit den höchsten Einkommen zählen, stieg wesentlich weniger stark an. Und natürlich muss dann der Anteil der restlichen 90 Prozent zurückgegangen sein, nämlich um 9 Prozent.

Zu den 0,1 Prozent der Menschen mit den höchsten Einkommen gehörten im Jahr 2002 145.000 Steuerzahler mit einem jährlichen Durchschnittseinkommen von 3 Millionen US-Dollar. Mit einem Einkommen ab 1,6 Millionen durfte man sich zu dieser Schicht der Superreichen zählen. 1980 lag das Durchschnittskommen dieser Klasse inflationsbereinigt noch bei 1,2 Millionen. Die Times macht die wachsende Kluft noch mit einem anderen Vergleich deutlich. So hat von 1950 bis 1970 die Schicht, die zu den 0,01 Prozent mit den höchsten Einkommen gehört, jeweils 162 Dollar mehr erhalten, wenn die "restlichen" 90 Prozent ihr Einkommen um 1 Dollar steigern konnten. Zwischen 1990 und 2002 erzielten die Angehörigen der reichsten Einkommensklasse von 0,01 Prozent (14.000 Haushalte mit einem Einkommen ab 5,5 Millionen Dollar) bereits für jeden Dollar 18.000 Dollar mehr.

Verteilung des Reichtums in den USA. Grafik Edward N. Wolff, Recent Trends in Wealth Ownership, 1983-1998 April 2000

Auch wenn man nicht das Einkommen, sondern den Reichtum ansieht, findet man ähnliche Ergebnisse. 2001 gab es 338.400 Haushalte mit einem Besitz im Wert von über 10 Millionen, 409 Prozent mehr als noch 1983, als es 66.500 Haushalte waren. Je reicher, desto stärker war das Wachstum. Die Haushalte mit einem Besitz zwischen 1 und 5 Millionen nahmen in dieser Zeit um 123 Prozent, diejenigen mit einem Besitz zwischen 5 und 10 Millionen schon um 304 Prozent zu. Die Zahl der Haushalte insgesamt wuchs dagegen nur 27 Prozent.

Die Bush-Regierung verstärkt bekanntlich die Kluft noch weiter, da vor allem die Reichen von den Steuersenkungen profitieren – auch Bush und Cheney natürlich. 53 Prozent der Steuerentlastungen kommen den reichsten 10 Prozent der Steuerzahler zugute. So zahlen die 400 Steuerzahler mit den höchsten Einkommen (ab 87 Millionen im Jahr 2000) nun noch denselben Prozentsatz Steuern wie die Menschen mit einem Einkommen zwischen 50-75.000 Dollar. Die Hauptlast wird wie üblich der Mittelstand zu tragen haben. Wer mehr als 10 Millionen Dollar Einkommen jährlich erzielt, so die New York Times, wird nach der weiteren Umsetzung der Steuerreform prozentual weniger als die Menschen mit einem Einkommen zwischen 100-200.000 Dollar zahlen.