Achtung, kein Witz!

Münchener Universität will einen Professor wegen einer Witzseite im Internet feuern

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Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Doch in München an der Universität und besonders beim dortigen ASTA hört beim Humor der Spaß ziemlich schnell auf. Diese Erfahrung macht jedenfalls derzeit Andreas Hejj, außerordentlicher Psychologie-Professor an der Münchner Ludwigs-Maximilians-Universität, der auf seiner privaten (!) Homepage Witze veröffentlicht hatte, die ihm jetzt womöglich die Lehrbefugnis kosten könnten. Vorgeworfen werden dem 49-jährigen Psychologen vom ASTA der Uni, dass seine Scherze frauenfeindlich und - noch schlimmer! - sogar antisemitisch seien. Dagegen bezeichnet Hejj seine Humorseite als Satire und erwägt nach Zeitungsberichten eine Anzeige wegen Verleumdung.

Da der Professor seine Witzsammlung inzwischen offline gestellt hat, lassen sich die Vorwürfe leider nicht überprüfen. Allerdings ermöglicht das Web-Archiv einen Blick auf eine ältere Fassung dieser Humorseite. Und zudem hat uns Hejj seine inkriminierte Originalseite mittlerweile zugemailt. Auf ihr findet man dann einen „Kulturanthropologie-Quiz der Liebe für Menschen, die gerne über Leute lachen, die sie mögen (und die rechtsverbindlich zugesichert haben, dass sie Spaß verstehen!)“. Und humorvoll gemeinte Fragen wie die Folgenden:

Über welche Frauenbewegungen freuen sich die meisten Männer?
Rhythmische
Spontane
Mili-Tante

Ein echter Gentleman öffnet seiner Dame die
Autotür
Hosentür
Ofentür

Woran erkennt man eine Domina aus Anatolien?
Am ledernen Kopftuch
Am türkischen Honig, den man ihr um die Lippen geschmiert hat
Am zerbrochenen Kochlöffel

Über solche Witze können manche Leute lachen, andere bekommen dagegen einen sofortigen Gähnanfall, weil in den Comedy-Shows auch des Deutschen Fernsehens längst wesentlich härtere und geschmacklosere Töne angeschlagen werden. Dennoch nennt Universitätsrektor Bernd Huber diese Scherze "ekelhaft und widerwärtig“ und schreibt in einem offenen Brief: „Ich werde empfehlen zu prüfen, ob Herrn Hejj die Lehrbefähigung zu entziehen ist.“ Und der ASTA, der die Hochschulleitung erst auf diesen „Fall“ aufmerksam gemacht hat, nennt die doch eher flauen Gags tatsächlich „antisemitisch, rassistisch und sexistisch“ und fordert ebenfalls den Entzug des Lehrauftrags, also ein Berufsverbot für den Hochschullehrer Hejj.

Angesichts dieser Forderungen fällt einem nur noch das Wort "Uni-Posse" ein. Und den politisch-megakorrekten Studentenvertretern kann man eigentlich am Schluss nur dringend raten, mal ein Seminar über das Dritte Reich und die Judenverfolgung zu besuchen. Dort erfahren sie nämlich endlich, was "antisemitisch" bedeutet.