Ladykiller "Public Relations"

Selbst in einem von Frauen dominierten Beruf sind Männer erfolgreicher

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Im Berufsfeld der Öffentlichkeitsarbeit tummeln sich seit Jahrzehnten immer mehr Frauen. Berufsstatistiken zeigen, dass der Frauenanteil in den entsprechenden Ausbildungen schon bei bis zu 80 Prozent liegt. Dennoch beweisen neue Studien der Universität München, dass Frauen in dieser Frauendomäne deutlich benachteiligt werden.

Romy Fröhlich, Sonja B. Peters und Eva-Maria Simmelbauer vom Institut für Kommunikationswissenschaft der LMU München haben für ihre repräsentative Berufsfeldstudie männliche und weibliche Öffentlichkeitsarbeiter befragt – sie erstellten die erste explizit geschlechtsspezifische Repräsentationsstudie in Deutschland.

(Bild: University of Arkansas/Little Rock)

Zusätzlich erforschten sie in einer zweiten Studie die Besonderheiten weiblicher Karrierewege im PR-Bereich. Die Wissenschaftlerinnen haben ihre gesamten Ergebnisse im Buch „Public Relations. Daten und Fakten der geschlechtsspezifischen Berufsfeldforschung“ im Verlag Oldenbourg veröffentlicht.

Nach der Definition der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) lautet die Definition des Berufsbildes:

Öffentlichkeitsarbeit/ Public Relations ist Management von Kommunikation

Öffentlichkeitsarbeit/ Public Relations vermittelt Standpunkte und ermöglicht Orientierung, um den politischen, den wirtschaftlichen und den sozialen Handlungsraum von Personen oder Organisationen im Prozess öffentlicher Meinungsbildung zu schaffen und zu sichern.

Öffentlichkeitsarbeit/ Public Relations plant und steuert dazu Kommunikationsprozesse für Personen und Organisationen mit deren Bezugsgruppen in der Öffentlichkeit. (...) Öffentlichkeitsarbeit/ Public Relations ist Auftragskommunikation (...).

Seit Jahren zählen Public Relations zu den überdurchschnittlich stark feminisierten Berufsfeldern in Deutschland. Die Kommunikations- und Medienberufe erlebten insgesamt einen Run der Frauen, aber PR überholte alle in rasantem Tempo. Der Anteil an Frauen in diesem Berufsfeld verdoppelte sich seit Anfang der 80er Jahre.

Vielen Männern bereitet diese Entwicklung Sorge, nicht nur durch die verstärkte Konkurrenzsituation, sondern weil traditionell weibliche Berufe wie Kindergärtnerin, Verkäuferin, Friseuse oder Krankenschwester sich vor allem durch Helferfunktionen, hohe Flexibilitätsanforderungen und schlechte Bezahlung hervortun. Die männlichen PR-Experten befürchten einen schleichenden Niedergang ihrer Profession, verbunden mit einem Verlust von Ansehen, Status und Reputation.

Schlechte Bezahlung und wenig Karrierechancen

Trotz den steigenden Frauenzahlen in der PR-Branche zeigten die Studien der Wissenschaftlerinnen von der Uni München gravierende Benachteiligungen der weiblichen Beschäftigten, sowohl beim Gehalt als auch bei der Verteilung von Aufgaben und Karrierechancen. Die kommunikative Stärke von Frauen, ihre Intuition und soziale Kompetenz, die sich in Konsensorientierung, Kreativität und ausgeprägter Teamfähigkeit äußert, erwiesen sich in den Untersuchungen als hauptsächlicher Karrierekiller. Wer in die tückische "Freundlichkeitsfalle" tappt, kann seinen beruflichen Aufstieg vergessen – so lautet das Fazit des Teams um Fröhlich. Ganz oben in der Chefetage regieren nach wie vor die Männer.

Wenn es darum geht, wer die Karriereleiter eine Sprosse hinaufgehievt wird, gelten die viel gelobten weiblichen Kommunikations- und Dienstleistungstalente plötzlich als mangelnde Durchsetzungsfähigkeit, schwach ausgebildete Führungskompetenz und konfliktscheues Teamverhalten im harten Wettbewerb. Wer sich als "nettes PR-Mädel" zu lange auf dem stereotypen Frauenimage als "begnadete Kommunikatorin" ausruht, läuft Gefahr in den niedrigen Berufsrängen zu verbleiben. "Insbesondere Frauen mit Managementambitionen in den PR müssen sich der enorm karrierehinderlichen Wirkung dieser spezifischen sozialen Kategorisierungen im Berufsfeld Public Relations bewusst sein", meint Romy Fröhlich.

In der Aufgabenaufteilung haben Frauen unabhängig von ihrer tatsächlichen Ausbildung vor allem zuarbeitende und produzierende Funktionen inne, den Männern bleiben die systematischen Planung und Organisation vorbehalten. Ein Blick auf die Gehaltsabrechnung macht zusätzlich krasse Dimensionen der Benachteiligung deutlich, denn Frauen verdienen im Schnitt 900 Euro im Monat weniger als ihre männlichen Kollegen. Romy Fröhlich hält fest:

Selbst auf gleicher Hierarchiestufe und bei gleicher Aufgabenstruktur verdienen Frauen im Schnitt weniger als ihre männlichen PR-Kollegen.

Ihren mit vielen Erläuterungen zu anderen Studien, aktuellen Daten und Fakten versehenen Forschungsbericht sehen die Wissenschaftlerinnen nicht nur als Anregung für weitere Forschungsarbeiten zur Klärung der vielen noch offenen Fragen, sondern auch als praktische Anregung, diese geschlechtsspezifischen Stereotypen und Diskriminierungen zu hinterfragen und ein verstärktes Bewusstsein der PR-Branche für diese Problematik zu schaffen.

Die in der Forschung erarbeiteten Typisierungsmodelle könnten zur Entwicklung eines Trainingstools beitragen, der Berufseinsteigerinnen eine große Hilfe sein könnte. „Be prepared!“ lautet das Motto des Teams von Münchner Kommunikationswissenschaftlerinnen.