Googlebombing nun auch in Griechenland

Eine interessante Reihe von Google-Bombing Attacken beschäftigt derzeit die griechischen Medien

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Das staatliche Telekommunikationsunternehmen OTE hat mit Wirkung zum 6.12.2005 den Knecht Ruprecht los gelassen und die Internetverbindungspreise empfindlich erhöht. Die Folgen sind ziviler Ungehorsam im Netz.

Zahlte der griechische Nutzer bei der Nutzung der einheitlichen Rufnummer seines Providers bisher 0,35 Euro (0,18 Euro in der Nebenzeit) pro Stunde, so darf er nun 0,60 Euro pro Stunde für alle Tageszeiten bezahlen. Dies gilt, sofern sich im Bereich des Ortsnetzes ein Router des ISP befindet. Ist dies nicht der Fall, kostet es 1,56 Euro pro Stunde oder, falls der nächste ISP-Router weiter als 45 km entfernt ist, 3,72 Euro pro Stunde, jeweils in der sogenannten Hauptzeit (8 bis 20 Uhr). In der Nebenzeit gilt 0,60 Euro pro Stunde für alle Verbindungen.

Je nach Anrufzeit und bisherigen Tarifregelungen entspricht das grob einer Erhöhung um 75 % bis annähernd 500 %. Eine happige Preiserhöhung im Zeitalter des Euro, der für die Griechen vor allem zu einem Kaufkraftverlust geführt hat.

Erfolgreiches Google-Bombing gegen die staatliche Telefongesellschaft OTE

Ein einfacher Arbeiter verdient in Provinzgebieten etwa 600 Euro netto, während ein Studienrat mit etwa 1100 Euro über die Runden kommen muss. Die allgemeinen Lebenskosten liegen etwa auf dem Niveau des deutschen Marktes, sofern man von Mietkosten absieht. Die bisherigen Verbindungskosten für das Internet zählten in Relation zu den Löhnen und Gehältern bereits zu den teuersten Europas.

Einige Internetnutzer Griechenlands haben daher aus dem amerikanischen Googlebombing gegen Präsident Bush (Vom Begriff "Versager" zur Biographie von G.W.Bush) gelernt und ihrerseits die Webseite von OTE mit ihren Seiten und dem griechischen Begriff für „Räuber“ verlinkt.

Gibt man nun Räuber bei Google ein, so erscheint die Webseite von OTE an erster Stelle. Einmal auf den Geschmack gekommen wurde gleich auch die Internetpräsenz der regierenden Nea Dimokratia mit dem Begriff Lügner „bombardiert“ und nach erfolgreichem Google-Bombing als Treffer Nummer Eins gesichert.

Google-Bombing gegen die Regierungspartei „Nea Dimokratia“

Der jetzige Ministerpräsident Kostas Karamanlis, der jüngere,(Neffe des Karlspreis-Trägers Konstantinos Karamanlis, hatte im Wahlkampf 2004 versprochen, das Internet in Griechenland zur „Volkssache“ zu machen. Er propagierte die Nutzung der Computer als Mittel zum Erfolg. Da die staatlichen Unternehmen Griechenlands weitgehend von der Regierung kontrolliert werden, wird er nun unter anderem für die erhöhten Internetzugangspreise verantwortlich gemacht.

Wahlversprechen zu brechen ist allerdings kein speziell griechischer Sport. Diese Kunst ist international bekannt und erfreut sich wachsender Beliebtheit unter Politikern aller Couleur. Google-Bombing gab es ebenso bereits vielfach, auch in Frankreich (Stichwort: Iznogoud), in der Schweiz oder zwischen Privatleuten. Die Griechen sind im Allgemeinen aber für ihren Geschäftssinn bekannt. Folgerichtig werden bereits Suchmaschinenoptimierungsdienste angeboten, die gegen Google-Bombing schützen sollen. Bahnt sich hier ein neuer Schutzgeldgeschäftszweig an?

Es steht außer Frage, dass Google-Bombing kurzfristig zu den erwünschten Ergebnissen führt. Ob diese Ergebnisse langfristig den Initiatoren nutzen oder nicht, das ist eine andere Frage, die zum Beispiel im Forum von Hagalil ausgiebig diskutiert wird.

Google selbst räumt die Anfälligkeit gegen Google-Bombing in einer Stellungnahme ein (englischer Text). Die Stellungnahme erscheint als gesponserter Link, wenn man zum Beispiel „miserable failure“ eingibt und auf die Seite mit der Biografie von George Bush als erste Referenz verwiesen wird. Eine Zensur oder Korrektur der durch Google-Bombing beeinflussten Suchergebnisse wird von Google selbst nicht vorgenommen. Google fühlt sich offensichtlich auch nicht dafür verantwortlich, dass der Suchalgorithmus für Diffamierungszwecke missbraucht werden kann.