Verspätete Feierstimmung am 28. Dezember

Update: Erster Test-Satellit des europäischen Satelliten-Systems Galileo erfolgreich gestartet

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der erste Test-Satellit mit der Bezeichnung Giove-A (Galileo In-Orbit Validation Element) des europäischen Satelliten-Systems Galileo startet mit zwei Tagen Verspätung am 28. Dezember um 06:19:08 CET (05:19 UTC/GMT) vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan, nachdem es nach einem technischen Problem im Triebwerksbereich zu einer notwendigen System-Überprüfung kam. Giove-A sowie Giove-B sind die zwei zu diesem System dazugehörigen Testsatelliten und dienen zur Frequenzsicherung und technischen Validierung. Giove-B wird im Frühjahr von Baikonur aus starten, erst 2008 werden die ersten vier „echten“ Galileo-Satelliten folgen.

Konstellation des europäischen Satelliten-Navigationssystems (Bild: ESA)

Giove-A wurde von dem englischen Unternehmen Surrey Satelliten Technologie Ltd. (SSTL) entwickelt. Er ist ein dreiachsenstabilisierter Satellit mit einem Körper, der 1,3 m x 1,8 m x 1,65 m misst, mit einer Masse von ungefähr 600 Kilogramm. Hinzu kommen noch zwei Sonnenkollektor-Flügel mit einer geballten Energie von 700 Watt und 1,74 Metern Länge. Giove steht für Galileo in Orbit Validation Element und ist Grundlage für das zukünftige System.

Galileo soll weltweit zusammen mit dem globalen Positionsbestimmungssystem GPS (Global Positioning System) der Amerikaner und dem russischen Navigationssystem Glonass (Globalnaya Navigatsionannaya Sputnikovaya Sistema) betrieben werden.

Geplanter Raketenflug mit Trennungsphase (Bild: ESA)

Insgesamt wird das Galileo-System über 30 Satelliten (27 funktionsfähige plus 3 aktive Reserven) verfügen, die gleichmäßig auf drei Umlaufbahnen in einer Höhe von 23.222 Kilometern über der Erde verteilt sind. Mit den terrestrischen Bodenkontrollstationen sollen sie eine globale Abdeckung garantieren.

Die angestrebten Genauigkeiten in der Ortsbestimmung liegen im Bereich von zehn Meter für die globale Anwendung und bei vier Meter bzw. einem Meter für die regionale und lokale Anwendung. Damit werden zivile Anwender erstmals in der Lage sein, ihren Standort mit bisher unerreichter Zuverlässigkeit zu ermitteln.

Zeichnung des Testsatelliten Giove-A (Bild: ESA)

Für Galileo sind zurzeit folgende Dienste vorgesehen:

  1. Ein kostenloser Dienst von allgemeinem Interesse zu Ortungs-, Navigations- und Zeitsynchronisationszwecken.
  2. Ein kommerzieller Dienst mit Zusatzinformationen zur Aufwertung der Produktpalette von Diensteanbietern. Dieser mit einer Gebühr verbundene Dienst soll einer Zugangskontrolle unterliegen und ist für den professionellen Endanwender wie etwa in den Bereichen Vermessungswesen, Netzsynchronisation, Flottenmanagement gedacht.
  3. Der so genannte Safety-of-Life-Dienst, dessen Schwerpunkt auf sicherheitskritischen Anwendungen in der Luft- und Schifffahrt sowie beim Bahnverkehr liegt.

Der lange Weg in eine Höhe von 23.222 Kilometern

Acht Sekunden nach dem Start hört die Soyuz-Rakete mit ihrem vertikalen Aufstieg auf und dreht sich in Richtung Osten. Knapp zwei Minuten nach dem Start werden die vier auffälligen Booster-Raketen der ersten Stufe abgetrennt, nach 4:13 Minuten erfolgt die Absprengung der Nutzlastverkleidung. Nach 8:49 Minuten hat die Fregat-Oberstufe das Ende ihrer ersten Brennphase erreicht. Fregat und Giove reisen nun mit einer Geschwindigkeit von 7751 Metern pro Sekunde (das sind fast 30.000 Kilometer pro Stunde) in einer Höhe von 190 Kilometern um die Erde.

Kontrollraum im Deutschen Raumfahrt-Kontrollzentrum – nach langem zähem Ringen wird es auch ein deutsches Bodenkontrollzentrum geben (Bild: ESA)

Nach einer Flugzeit von drei Stunden und 35,6 Minuten zündet das Fregat-Triebwerk erneut, um Giove in seine endgültige, kreisförmige Umlaufbahn in einer Höhe von 23.222 Kilometern zu katapultieren. Um 10:01:31 CET und drei Stunden 42,3 Minuten nach Start trennt sich der Satellit Giove von Fregat und ist bereit, mit seiner Mission zu beginnen. Die Überwachung und Steuerung wird von der englischen Bodenstation in Guildford durchgeführt.

Update: Wie geplant startete am Morgen des 28. Dezember 2005 in Baikonur erfolgreich die russiche Trägerrakete Soyuz mit dem Galilieo-Testsatelliten, ein erstes Signal konnte schon empfangen werden.

Giove-A startet erfolgreich vom Weltraumbahnhof Baikonur (Bild: ESA)