"Mir ist jedes Land in Europa recht"

Flüchtlinge in Ceuta

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Drei Monate lang war es an den Grenzen von Ceuta und Melilla, den beiden spanischen Enklaven auf marokkanischem Territorium, ruhig geblieben. Vor wenigen Tagen gelang nun erneut sieben Immigranten der Sprung über den Zaun von Melilla ins "Goldene Europa". Ein Vorfall, der nach den Massenanstürmen im September und Oktober wenig mediale Aufmerksamkeit erregte. Rund 30.000 Immigranten warten laut EU-Angaben in Algerien und Marokko auf ihre Chance europäisches Territorium zu erreichen. 10.000 davon überwintern in Marokko unter wenig humanen Bedingungen.

Rechtzeitig zum 30. Todestag von Franco wurde in Melilla am 20. November die restaurierte Statue des Diktators im Zentrum der Altstadt wieder aufgestellt. "Um der Befreiung der Stadt von den Truppen des Rif-Führers Abdelkarims im Jahr 1921 zu gedenken", rechtfertigte die Stadtverwaltung ihren Schritt gegen die Kritik vom spanischen Festland. Für die Bewohner Melillas, eine der zwei spanischen Enklaven auf marokkanischem Territorium, sind Memorabilien aus der Zeit des Faschismus nichts Besonderes. Noch immer tragen Strassen die Namen von Generälen der Franco-Zeit, an öffentlichen Gebäuden kann man Slogans der Phalange lesen. Die konservative spanische Bevölkerung ist vielfach wehmütig mit den "guten alten Zeiten" verbunden.

In Ceuta, dem zweiten Überbleibsel des spanischen Kolonialismus in Marokko, ist es nicht anders. Von dort aus startete Franco im Juli 1936 seinen Putsch gegen die spanische Republik. Der spanische Hälfte der etwa 70.000 Einwohner hat "Angst vor der Überfremdung", was man in den Bars und Restaurants der Küstenstadt immer wieder zu hören bekommt. Bisher waren es die Marokkaner, die "Moros", die eigentlich nicht ins Stadtbild passten. Nach dem Sturm der Grenze im vergangenen Oktober sind es nun die "Neger" und die "Welle aus Afrika", die die Stadt zu überrollen drohen. Die Lokalzeitung "El Faro" schrieb vom "größten Anschlag auf die Grenze" auf ihrer Titelseite, von der Gefahr für die Integrität des spanischen Staatsgebietes und natürlich auch für die Stadt Ceuta.

Intolerantes Ceuta

Dass bei den insgesamt zwei Versuchen, die Grenzzäune ins goldene Europa zu überwinden, sieben Menschen getötet und mehrer Hundert, teilweise schwer verletzt wurden, spielte eher eine untergeordnete Rolle. Keine zwei Wochen nach den tragischen Ereignissen wurde die Leiterin des ärztlichen Notdienstes, Maria Antonia Granados, fristlos von ihrem Posten enthoben. In einem Radiointerview mit einer andalusischen Radiostation hatte sie Ceuta als "intolerante Stadt" bezeichnet und "ihr würde schlecht werden", wenn sie die Leute in den Bars so abwertend über Schwarze reden hörte. Die Zeitung "El Faro", der das Radiointerview anonym zugespielt worden war, widmete dem Vorfall eine Doppelseite mit der Überschrift "Verschwinde aus Ceuta!". Aufgrund des Artikels sah sich Jeronimo Nieto, der Vertreter der spanischen Regierung in Ceuta, veranlasst, Frau Granados sofort zu beurlauben.

Nach über zwei Monaten haben sich die 'Ceutis', zumindestens optisch, an den Anblick von Schwarzafrikanern gewöhnt, die Tag für Tag in der Fußgängerzone zu sehen sind. In Ceuta gibt es besonders im Herbst und Winter nicht viel zu tun. Die 163 Immigranten, die den Sprung über den Grenzzaun geschafft haben, sind zum Warten verdammt. Sie sind beim Roten und Weißen Kreuz oder im zentralen Flüchtlingslager CETI untergebracht. Zurück nach Marokko werden sie vorerst nicht deportiert. Nachdem die marokkanischen Behörden mehrere Hundert Immigranten in der Sahara, nahe der algerischen Grenze einfach aussetzten und dies zu Protesten verschiedener Menschenrechtsorganisationen führte, sind die "Rückführungen" vorerst gestoppt.

Die spanische Regierung hatte ein Abkommen aus dem Jahr 1992 mit Marokko ausgegraben, das bisher nicht zur Anwendung kam, aber man nun benutzte, um 73 schwarzafrikanische Immigranten zu deportieren. Man wartet bis die Marokkaner in der im Nordosten gelegenen Stadt Nador, etwa 10 Kilometer von Melilla entfernt, ein neues Auffanglager für Immigranten errichtet haben, das allen humanen Anforderungen der Unterbringung von Flüchtlingen gerecht wird.

Verklärung Europas

"Wir haben nichts zu tun", sagt Peter aus Nigeria, die mit zwei Freunden im Zentrum von Ceuta beim Einkaufen ist. Sie erkundigen sich nach einem transportablen DVD-Spieler. "Der hier kostet 160 Euro und der andere daneben 199 Euro", erklärt der Verkäufer vor dem Schaufenster. Man erkennt in seinem Blick, dass er kaum daran glaubt, dass diese drei Kunden so viel Geld aufbringen können. "Die sind doch angeblich so arm", sagt er später zu mir. "Woher hätten die so viel Geld".

Vor dem Haus des "Weißen Kreuz", einer christlichen Hilfsorganisation, vertreibt man sich auch die Langeweile. "Ich bin seit zwei Monaten hier", sagt Ossas aus Guinea. "Ich weiß nicht, was mit mir passieren wird". Wie alle Flüchtlinge bekommt er nach einer kurzen Befragung einen vorläufigen Ausweis von der örtlichen Polizei. "Sie wollen nur den Namen wissen, Geburtsdatum, Nationalität und warum ich gekommen bin. Das hat nur fünf Minuten gedauert". Ossas zeigt mir seinen Ausweis, ein mittlerweile schon abgegriffenes Papier mit Foto und Stempel drüber. "Ich bin hier, weil ich Arbeit suche, Geld verdienen will", fügt er strahlend hinzu. Seine Augen haben einen verklärten Glanz, der mehr nur als Hoffung bedeutet. "Mir ist jedes Land in Europa recht. Man kann ja überall ganz leicht viel Geld verdienen". Von Problemen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland will er nichts wissen. "Du hast doch keine Ahnung", sagt er zu mir fast etwas verärgert. Sein Freund, der neben ihm steht, gibt ihm Recht.

Wer in Europa arbeiten will, der findet Arbeit. Man muss nur wollen.

Bruder Diego Moreno vom Weißen Kreuz, der in seinen langen Dienstjahren schon viele Immigranten betreut hat, versteht diese Verklärung Europas nicht. "Früher mag das noch zu verstehen gewesen sein, aber heute, bei diesen schlechten ökonomischen Verhältnissen. Man muss doch auch in Afrika mitbekommen, dass es mit dem Goldenen Europa zu Ende geht", meint er kopfschüttelnd.

Teure, strapaziöse Reise

2000 Euro wird für eine Fahrt nach Nordafrika bezahlt. Wer kein Geld hat, nimmt meist bei zwielichtigen Kreditgebern ein Darlehen, für das die gesamte Familie haftet. Nach einer bestimmten Frist muss mit der Rückzahlung begonnen werden. Wer es bis dahin nicht nach Europa geschafft hat, kann um einen kleinen Aufschub bitten, ansonsten muss die Familie in irgendeiner Form mit der Schuldentilgung beginnen. Immigration ist für bestimmte Leute ein einträgliches Geschäft geworden.

Drei Monate waren Ossas und sein Freund unterwegs, was noch relativ wenig Zeit sei. "Andere brauchen sechs oder sieben Monate", meint Ossas. "Dann hat es noch einmal 14 Monate gedauert, bis ich endlich nach Ceuta kam". Joseph, der etwas abseits an der Wand gelehnt in der Sonne steht, saß sechs Jahre in Marokko fest. "Ich lebte in den Wäldern nahe der spanischen Grenze, bis mir ein marokkanischer Ladenbesitzer geholfen hat". Bei ihm bettelte der Senegalese täglich um etwas zu Essen und zu Trinken. "Er gab mir eine Schwimmweste".

Zwei, drei Stunden war er im Wasser, bis er in spanischen Gewässern von einem Boot der Guardia Civil aufgegriffen und an Land gebracht wurde. Normalerweise kostet diese Art von "Reise" rund 500 Euro. Zurzeit das Doppelte, da das Risiko bei den gestiegenen Kontrollen um ein Vielfaches höher ist. Von zwei Marokkanern wird man ins Meer hinaus geschleppt, um den Eisenzaun im Wasser zu umschwimmen. Danach wird man in Richtung Ceuta entlassen.

Ein Zehntel wird als Asylbewerber anerkannt

"Politisches Asyl haben nur etwa die Hälfte aller Immigranten beantragt", sagt Mari Carmen, die Leiterin vom "Weißen Haus". "Früher waren es mehr". Fast alle Flüchtlinge besitzen keine Papiere mehr. Sobald sie Marokko erreichen, wirft man sie entweder weg, oder später nimmt sie die marokkanische Polizei. Ohne Nachweis des Geburtsorts und Wohnsitz, ist es schwierig den Status eines politischen Flüchtlings zu bekommen. Dazu braucht man Beweise oder zumindest Indizien für eine Verfolgung. Von den spanischen Behörden werden nur rund 10% aller Immigranten aus Afrika als Asylbewerber anerkannt.

In der Regel dauert der Aufenthalt in Ceuta drei Monate. Dann geht es hinüber auf das Festland, wo endgültig über den Status entschieden wird. Darauf hoffen alle, denn in Madrid, Barcelona oder Valencia können sie sich ebenso frei bewegen wie in Ceuta. Dann hat man es in ihren Augen so oder so geschafft. Wer nicht offiziell anerkannt wird, geht in die Illegalität und versucht über Freunde und Bekannte Arbeit und Wohnung zu finden. Die meisten davon enden bestenfalls dabei, CDs auf der Strasse oder in U-Bahnstationen zu verkaufen. Viele Mädchen verdingen sich als Haushaltshilfen, manche gehen aber auch in die Prostitution. Der illegale Arbeitsmarkt von Billigst-Lohnkräften ist in Spanien mit Südamerikanern, Rumänen und anderen Staatsangehörigen aus Osteuropa, aber vor allen Dingen auch durch Marokkaner längst gesättigt.

Jede Menge Rollstühle

Auf der Rückfahrt nach Tanger über den Grenzübergang von Ceuta, wo sich die Menschen hinter den Eisengittern der engen Fußgängerpassagen drängen und auf ihre Abfertigung nach Ceuta warten. Auf der spanischen Seite sind Überwachungskameras angebracht. Nicht nur der Kofferraum jedes Autos wird kontrolliert, sondern auch unter der Motorhaube, nachdem dort immer wieder Flüchtlinge gefunden wurden. Am Grenzübergang jede Menge Rollstühle, die zum Warentransport umgebaut wurden. Oben auf dem Stapel von Konsumgütern sitzt ein gemieteter Behinderter.

Laut marokkanischer Grenzvorschriften kann man so viel mitnehmen, wie man eigenhändig transportieren kann. Jährlich erhält Ceuta rund 1 Mio. Tonnen an Konsumgütern vom spanischen Festland. 80% davon landet in Marokko, dank der hohen Gewinnspannen beim Schmuggel, der von den marokkanischen Behörden toleriert wird. Würde man den Warenverkehr von Ceuta und auch der zweiten spanischen Enklave, Melilla, in der offiziellen Statistik berücksichtigen, wäre Spanien noch vor Frankreich der Haupthandelspartner Marokkos. 2010 ist es allerdings mit dem Schmuggel vorbei. Dann wird Marokko Teil der europäisch-mediterranen Freihandelszone sein.

Freiwild

Das Büro von "Ärzten ohne Grenzen" in Tanger ist nicht leicht zu finden. Etwas versteckt liegt es in einer Seitengasse der Medina. "Zum Hospital gerade aus und dann links", erklärt ein älterer Marokkaner, der vor einer kleinen Moschee sitzt. Das Hospital ist ein traditionelles Altstadthaus mit hohen Decken. Der Behandlungsraum, in dem jeden Freitag die Sprechstunde stattfindet, ist keine 15 Quadratmeter groß. Seit zwei Jahren versorgen die "Ärzte ohne Grenzen" Immigranten aus Schwarzafrika medizinisch.

Ein Viertel aller Behandlungen sind auf die Einwirkung von Gewalt zurückzuführen. Die Hälfte davon wurden von der marokkanischen Polizei begangen.

Frederico Barroela, der Projektleiter von "Ärzte ohne Grenzen" in Tanger

Immigranten aus Schwarzafrika sind für die marokkanischen Behörden Freiwild. Man kann mit ihnen machen was man will. Sie besitzen keine Rechte, haben niemanden, der für sie eintritt. "Wir helfen ihnen wenigstens medizinisch", meint Barroela, dessen Organisation auch einen Mobilservice unterhält, der Immigranten betreut, die in Wäldern unter katastrophalen Bedingungen campieren. "Es gibt nicht ausreichend Wasser und Verpflegung. Das Hauptnahrungsmittel ist Reis, viele sind schlecht ernährt". In den Wäldern werden auch Kinder geboren. "In den letzten acht Monaten waren es rund 40 Babys", sagt Barroela nach kurzem Nachdenken. In Tanger steht der Winter vor der Tür, der viel Regen und Wind bringt. Der Arzt Jorge Rosa ist sehr besorgt. "Ich weiß nicht, was der werden soll. Sie haben nur behelfsmäßige Zelte und kaum Decken".

Die Camps

Insgesamt leben zwischen 1000 und 1500 Immigranten aus Schwarzafrika in der Region Tanger. Teilweise in der Medina von Tanger, wo sie in so genannten "save houses" untergebracht sind. Auf wenigen Quadratmetern teilen sich fünf oder sechs Menschen ein kleines Zimmer. Die "sicheren Häuser" wurden nach den Ereignissen in Ceuta und Mellila eingerichtet, da Polizeikontrollen unmittelbar danach verstärkt wurden. Wer sich keinen Platz in einer "Wohngemeinschaft" leisten kann, muss in die nahe gelegenen Wälder. Die Camps sind nach Stamm und Nationalität organisiert. Jedes Lager hat einen "Chairman", einen "Vorsitzenden", der bestimmt, was getan wird.

Von der Strasse aus sind diese Camps nicht zu sehen, die eingebettet zwischen Hügeln liegen. Der Aufstieg dauert etwa ein halbe Stunde. Von weitem kann man die blauen und grünen Plastikplanen sehen. Außer den "Ärzten ohne Grenzen" darf sie niemand betreten. Oben wird man von den Wachen empfangen, die lange Eisenstangen haben, mit denen sie einem eindeutig klar machen, dass es nur einen Weg gibt und der geht zurück nach unten, wo ein kleines, heruntergekommenes Kieswerk liegt. Dort erzählt mir James aus Nigeria aufgebracht über die Brutalitäten der marokkanischen Polizei. Zum Beweis zeigt er mir Narben auf dem Kopf und eine ganz frische am Arm.

Die Wachen sind Frühwarnsystem und Abschreckung zugleich gegenüber der Polizei, die sich nur in großen Gruppen ins Lager wagt. Die Camps sind ein beliebtes Ziel von Razzien, bei denen den Bewohnern alles abgenommen wird, was sie besitzen. "In erster Linie haben sie es aufs Geld und die Handys abgesehen", erzählt James. "Geschlagen wird man sowieso". Aber verhaftet sei in letzter Zeit niemand, berichtet der 25-jährige weiter. Nach der internationalen Kritik an der Behandlung von Immigranten in den letzten Monaten, sind die Behörden anscheinend froh, wenn sie niemand mehr verhaften müssen. Die zwei, drei hundert Zeltlagerbewohner nur dieses Lagers würden bei der Polizei von Tanger in ein logistisches Chaos auslösen.

Es gibt keinerlei geeignete Unterbringungsmöglichkeiten, die ueber einen längeren Zeitraum humane Bedingungen gewährleisten würden. Deshalb zeigte mir wohl der Colonel der Militärkaserne in Tanger ganz offenherzig sämtliche Immigranten-Lager auf seiner großen Karte im Büro. Er zuckte aber nur mit den Schultern, als ich ihn nach dem weiteren offiziellen Vorgehen fragte.

Bisher wurden alle aufgegriffenen Immigranten ins Niemandsland zu Algerien, ganz in der Nähe der im Nordosten von Marokko gelegnen Grenzstadt Oujda, abgeschoben. Zurück in das Land, von dem sie aus nach Marokko einreisten. "Aber da beginnt nur alles wieder von vorne", meint Kelly, der bereits zweimal nach Oujda deportiert worden war.

Man überquert erneut illegal die Grenze und dann geht es sofort zurück nach Tanger.

Das kann Wochen und Monate dauern, da die meisten einen Grossteil der 600 Kilometer zu Fuß zurücklegen. Nur wer Geld hat, kann sich eine Fahrt versteckt im LKW oder auf einem Kleinlaster leisten.

40 Millionen Euro von der EU als Soforthilfe zur Grenzsicherung

Anfang Oktober erklärte Franco Frattini, der EU-Kommissar für Freiheit, Sicherheit und Justiz, dass alleine in Algerien rund 20.000 Immigranten auf dem Weg nach Marokko und die beiden spanischen Enklaven, Ceuta und Melilla, seien. Hinzu kämen weitere 10.000, die sich bereits in Marokko befänden. Deshalb müsse man die marokkanisch-spanische Überwachung zur See unbedingt verstärken und außerdem Gespräche mit Algerien führen, dass es endlich die Bekämpfung der Immigration als oberste Priorität erkennt. 40 Millionen Euro stellte die EU als Soforthilfe für Marokko zur Grenzsicherung zur Verfügung.

Wir wollen für Marokko ein Zeichen setzen, dass wir zur Seite stehen.

Franco Frattini

Bekanntlich wäscht aber eine Hand die andere. Noch vor Ablauf dieses Jahres soll ein Abkommen zwischen EU und dem Maghrebstaat unterzeichnet werden. Darin verpflichtet sich Marokko alle Flüchtlinge, die von seinem Staatsgebiet aus Europa betreten, wieder zurückzunehmen.

Die Festung Europa hat an der einzigen Landgrenze mit Afrika bereits mit der Verstärkung der Befestigungsanlagen begonnen. In Melilla arbeitet man an der Errichtung eines dritten Zaunes, der neben allen technischen Finessen wie Radar und Nachtsichtgeräten, auch Pfähle und eine Sprinkleranlage für "Störmittel" beinhaltet.

Weltweit 200 Millionen Immigranten

Angesichts dieser Maßnahmen werden die Worte des spanischen Premierministers, Jose Luis Rodriguez Zapatero, der sich auf dem letzten Euro-Med Gipfeltreffen in Barcelona für eine "kontrollierte Einwanderung" ausgesprochen hatte, nur hohle Phrasen bleiben. Für seine Ansicht, dass "Immigration für beide Seiten" des Mittelmeeres eine "positive Sache" sei, gibt es keine Mehrheit. Das Pferd wird wie üblich weiter von hinten aufgezäumt.

Vor kurzem stellte der UN-Bericht über globale Migration fest, dass es weltweit mindestens 200 Millionen Immigranten gibt. Doppelt so viele wie noch vor 25 Jahren. Die Zunahme der Immigration ist ein Resultat der Globalisierung, die den Unterschied zwischen reichen und armen Ländern verstärkt hat. Viele Volkswirtschaften sind ohne ausländische Arbeitskräfte nicht mehr funktionsfähig. Dabei geht es nicht nur um einfache Arbeiter, sondern auch um ausgebildete Fachkräfte, die ihre Heimatländer in Richtung Westen verließen. Immigranten, die überwiegend jung sind, könnten zum Teil auch das Problem der Überalterung europäischer Industrienationen lösen. Aber statt daran ernsthaft zu denken, baut man weiter neue Zäune und installiert weitere Überwachungssysteme.