Geht laute Musik zusammen mit Ecstasy besonders auf den Geist?

Hirnschäden durch Lärm scheinen sich durch Drogenkonsum zu verschärfen

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Ecstasy wird als Partydroge üblicherweise bei Tanz und lauter Musik genossen. Während der Tanz noch das geringere Problem darstellt, scheinen sich die Wirkung der Droge und zu lauter Geräusche gegenseitig aufzuschaukeln und Langzeitschäden im Gehirn zu verursachen.

Wie der New Scientist in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, sollten zumindest Ratten keine Pillen schlucken, wenn sie in die Techno-Disco gehen. Dieses Ergebnis erzielten der schon seit vielen Jahren am Thema forschende Michelangelo Iannone mit seinen Kollegen am Institut für Neuronalwissenschaften in Catanzaro, als sie in einem Versuch Ratten verschieden hohe Dosen von MDMA (Ecstasy) verabreichten und sie dabei zusätzlich mit weißen Rauschen der in den italienischen Nachtklubs maximal zulässigen Lautstärken beschallten.

Die Ratten, die die höchste Dosis verabreicht bekamen – entsprechend der typischen an einem Abend konsumierten Menge eines Techno-Partygängers – zeigten anschließend einen fünf Tage anhaltenden Einbruch der elektrischen Aktivität des Cortex. In früheren Studien waren die Forscher bereits zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Unteraktivität durch vorherige Überaktivität des Gehirns und die daraus resultierende Überlastung ausgelöst wird, was zu Depressionen führen kann. Ratten, die nur Pillen, aber keinen Krach serviert bekamen, zeigten zwar ebenso wie solche, die weniger Pillen verabreicht bekamen, ein Nachlassen der Hirnaktivität, doch hielt diese dann nur einen Tag an und nicht fünf (BMC Neuroscience, DOI: 10.1186/1471-2202-7-12).

Auch wenn Ratten keine Menschen sind und weißes Rauschen keine Musik, zeigt das Experiment, dass gerade die übliche Kombination von Discomusik und Drogen tückisch sein könnte. Ähnliches hatte bereits Jenny Morton von der Universität von Cambridge für eine Kombination von Amphetaminen (Speed) und lauter, stark rhythmischer Musik – also dem typischen Techno-Disco-Sound – ermittelt, was ihr dann massiven Ärger mit den Tierschützern einbrachte. Weißes Rauschen hatte bei diesen Experimenten allerdings keinerlei Auswirkungen, weshalb Morton vermutet, dass die aktuellen Experimente mit richtiger Musik noch wesentlich deutlicher ausgefallen wären. Sie plädiert für weitere Forschungen, um sicher zu gehen, dass Ecstasy-Partys in der Jugend nicht zu einer erhöhten Anfälligkeit für Geisteskrankheit im Alter führen.

Auch ein dritter Forscher, Andy Parrott von der University of Wales in Swansea, hat die Kombination von Ecstasy und Umgebungseinflüssen untersucht und wird seine Ergebnisse in kommenden April im Journal of Psychopharmacology veröffentlichen. Vorab verriet er nur, dass bezüglich der langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit Raves der schlimmste Anlass sein könnten, um Ecstasy zu konsumieren: "Das Tanzen, die Hitze und der Lärm unterstützen zwar die aktuelle Wirkung von MDMA", so Parrott, und verringern dadurch die notwendige Dosis für ein Rauscherlebnis, "doch genau dieselben Faktoren verstärken auch die langfristigen negativen Effekte".