Von einer Gesellschaft, die auszog, das Gruseln zu lernen

"Tal der Wölfe - Irak" stellt die liberale Gesellschaft auf die Probe ihrer eigenen Toleranz

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Das Interessanteste an dem türkischen Film "Tal der Wölfe - Irak", im Original "Kurtlar vadisi Irak", ist die Reaktion auf ihn. Hinter dem Streit um den Film steckt ein ungelöstes Problem der offenen Gesellschaft. Kaum zwei Wochen nach dem "Karikaturenstreit" provoziert der Start dieses türkischen Actionreißers über den Irakkrieg, von dem zu hören ist, dass er in seiner Heimat sehr erfolgreich sein soll, die westlich-demokratische Mehrheitsgesellschaft. Die deutsche Republik reagiert hysterisch. Was Anlass sein könnte, Toleranz und Großzügigkeit, überhaupt die Stärke einer liberal-pluralistischen Gesellschaft zu beweisen, wird zu ihrem Debakel.

Warum dürfen Türken eigentlich keine schlechten Filme machen? Und seit wann sind Dummheit und schlechter Geschmack in Deutschland verboten? Verbotsforderungen sind jedenfalls zu hören, seit Serdar Akars türkischer Film "Tal der Wölfe - Irak", vor einer Woche in den deutschen Kinos gestartet ist. Die selbstbewusste Antwort einer offenen Gesellschaft, oder die Überreaktion einer ängstlichen?

Wenn in den Feuilletons der Tageszeitungen die politischen Redakteure anfangen, Filmkritiken zu schreiben, wird es jedenfalls gefährlich. Dann ist wieder einmal "Debatte" angesagt, der Kampf der Meinungen, und dann wird ein Film zur Waffe im sozialmoralischen Kampf. Der türkische Film "Tal der Wölfe - Irak" ist zwar längst nicht so schlecht und so dumm, wie einige selbsternannte Filmexperten der deutschen Öffentlichkeit nun weiß machen wollen, aber er bietet einer reduzierten Lesart als notdürftig verpacktes ideologisches Pamphlet auch wenig Widerstand. Gerade in Deutschland, wo man schon historischen Grund genug hätte, mit dergleichen vorsichtig zu sein, sind nun die Aufforderungen, den Film zu verbieten, besonders laut. Zwar kommen diese Verbotsaufforderungen von den üblichen Verdächtigen, vor allem von der Seite, die auch immer schon gegen die Aufnahme der Türkei in die Europäische Union war, doch manch "links-alternative" Stimme leistet gern vorauseilende Schützenhilfe.

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber forderte die deutschen Kinobetreiber auf, den, so wörtlich, "rassistischen und antiwestlichen Hass-Film" sofort abzusetzen. Der baden-württembergische Innenminister Heribert Rech (CDU) vom rechtskonservativen Filbinger-Flügel der schwäbischen Union, mitten im Landtagswahlkampf, schloss sich postwendend an: "Der Film schürt antisemitische und antiamerikanische Ressentiments." Auch der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok verlangte, die angebliche "Verbreitung von Feindbildern" zu beenden. Und der neue kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen, sagte: "Filme, die Hass säen, bei Heranwachsenden zur Rache aufrufen, gegen Glaubensgemeinschaften undifferenziert Front machen, die Werte anderer Kulturen herabsetzen und blanke Gewalt predigen, haben im Kino nichts verloren." Als ob seine Definition nicht irgendwie auf etwa die Hälfte aller US-amerikanischen Produktionen genauso gut zuträfe. Der nordrhein-westfälische Jugendminister Armin Laschet (CDU) nannte den Film schließlich jugendgefährdend und "sozial desorientierend". Und Stoibers Mann fürs Grobe, CSU-Generalsekretär Markus Söder, zog erwartbare Verbindungslinien und drohte mit "Konsequenzen" für den EU-Beitritt der Türkei.

"Bei aller Freiheit..." - Augenzwinkern mit der Zensur

Flankiert wurde derlei kaum überraschender und in Wahlkampfzeiten auch in seiner Stoßrichtung leicht zu durchschauender Alarmismus aber auch durch Stimmen aus anderen Lagern: Der Berichterstatter einer Frankfurter Zeitung fühlte nach seinem Kinobesuch im spürbar unvertrauten Berlin-Neuköllner Kino die Ahnung einer "Blutrache am Westen" und wunderte sich erstaunlicherweise allen Ernstes, dass bei einem türkischen Film in einem türkischen Stadtteil in einem türkischen Kino plötzlich auch die Besucher vor allem Türken sind. Sein Kollege von der Hamburger "Zeit" sah den "Ausdruck eines neuen türkischen Antisemitismus, der nicht mehr nur im Halbdunkel agiert" - als ob nicht gerade die Türkei, das erste Land mit moslemischer Bevölkerungsmehrheit, das Israel anerkannt hat, traditionell bemerkenswert tolerant und freundlich gegenüber Juden wäre.

Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden in Deutschland kritisierte vor allem den in den Plot des Films eingewebten Antisemitismus - ein israelischer Arzt entnimmt im US-Foltercamp Abu Ghraib Gefangenen Nieren und sendet sie nach "London", "New York" und "Tel Aviv", worin man das antisemitische Stereotyp des Juden als eines skrupellosen Geschäftemachers sehen mag. Darin gleich den "Stil des Nazi-Arztes Dr. Mengele" zu erkennen, und "antisemitische Hetz-Legenden im Breitwandformat" zu folgern (Spiegel Online) setzt allerdings schon eine gewisse Voreingenommenheit voraus.

Unerwähnt bleibt hingegen konsequent, dass es auch dieser Arzt ist, der im Film versucht, die bösen Amerikaner in ihrem Blutrausch zu bremsen. Spätestens da war auch für "den" Türken-Experten links von der rechten Mitte, den grünen Europa-Abgeordneten Cem Özdemir, die Stunde gekommen, um sich zu Wort zu melden: "Dieser Film erschwert einmal mehr all jenen die Arbeit, für die das Wort 'Dialog' keine billige Gutmenschen-Floskel ist - und dieser Tage ist es offensichtlich Mode, anderen absichtlich oder unabsichtlich die Arbeit zu erschweren." Bald darauf sprang ihm sein Parteichef Reinhard Bütikofer bei, und wurde deutlicher gegen den "offensichtlich hetzerischen Film": "Bei aller Freiheit sollte man an die appellieren, die zuständig sind, verdient euer Geld anders." Der "Filmexperte" der FDP, Hans-Joachim Otto, sagte, zwar gelte die Kunstfreiheit auch für antiamerikanische Filme. Mit dieser müssten Filmemacher jedoch, ebenso wie Karikaturisten mit der Presse- und Meinungsfreiheit, verantwortungsbewusst umgehen - nichts anderes also, als Augenzwinkern mit der Zensurdrohung.

"Kritisieren ist das eine, Verbieten ist das andere"

Statt alldem nun zu widersprechen oder wenigstens offen zu debattieren, reagiert die Mehrheitsgesellschaft mit grotesk vorauseilendem Gehorsam: Die Kette der Cinemaxx-Kinos nahmen den Film trotz guter Kassenergebnisse aus dem Programm - was angeblich nicht mit den Politiker-Forderungen zu tun habe. Ein Sprecher betonte, die Entscheidung sei vor Forderungen nach einem Verbot gefallen, gab aber zu, nach rein wirtschaftlichen Kriterien hätte man den Film weiter zeigen können. Doch Stoibers Medienminister Eberhard Sinner frohlockte "Die Absetzung dieses Hass-Films durch die größte deutsche Kinokette ist ein wichtiges Signal der gesellschaftlichen Verantwortung."

Vergleichsweise wenige Stimmen widersprechen der Verbotsforderung. Deutlich wurde nur der "Bundesverband Regie" (BVR): Der umstrittene Film könne "nicht als volksverhetzend betrachtet werden", erklärte der Verband:

Nach Sichtung des Films kann allenfalls festgestellt werden, dass der Film Passagen enthält, die in der gegenwärtigen Auseinandersetzung der Kulturen durchaus diskussionswürdig sind. Andererseits enthält der Film sogar friedenstiftende Elemente. Ansonsten stellt der Film eine typische Bedienung des Action-Genres dar, mit dem Unterschied, dass diesmal der Held der Fiktion nicht aus dem Westen und der Böse aus dem Osten kommt, sondern umgekehrt.

In der Union meldete sich nur der saarländische Ministerpräsident Peter Müller gegen Verbote zu Wort:

Rassistische Filme sind zu kritisieren, egal gegen wen der Rassismus sich richtet. Kritisieren ist das eine, Verbieten ist das andere. Ich glaube, da haben wir eine klare Grenze, die ist erreicht dann, wenn zum Rassenhass aufgestachelt wird. Ob das das Ziel dieses Filmes ist, weiß ich nicht. Jedenfalls ist der Film ja zugelassen worden durch die Prüfstelle, und deshalb gehe ich davon aus, dass das eine fundierte Entscheidung ist.

Auch die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin plädierte für Debatten statt Verbote:

Der aktuelle Streit und die Forderungen nach Absetzung des Films zeigen vielmehr, wie notwendig ein Dialog auf beiden Seiten ist.

Konsequent kritisierte sie daher Stoiber: "Ich finde, dass sich Herr Stoiber und die anderen genauso verhalten wie die Regimes in den arabischen Ländern, die die europäische Meinungs- und Pressefreiheit angreifen", Stoiber falle "denjenigen in den Rücken, die westliche Werte gegen islamistischen Fundamentalismus verteidigen und macht damit auch noch Werbung für den Film." Bei den Grünen war es nur Christian Ströbele, der seinem Vorsitzenden widersprach:

Das mag ein unerfreulicher Film sein. Aber für irgendwelche Maßnahmen sehe ich überhaupt keinen Anlass.

Glücklicherweise ist es immerhin nicht mehr ganz so einfach, in Deutschland etwas zu verbieten.

Autoritäre Reflexe

Tatsächlich steckt hinter der ganzen Aufregung aber ein tieferer Konflikt: "Tal der Wölfe - Irak" trifft ins Herz einer westlichen Gesellschaft, in der die Angst regiert, und illustriert eine erschreckende Unsicherheit. Während der Film auch schon in den Niederlanden, Dänemark und Österreich - weiß Gott keine Länder, die sich derzeit durch besondere Toleranz gegenüber orientalischen Bevölkerungsgruppen auszeichnen -, in Belgien, England und der Schweiz lief, ohne zu Protesten und erregten Zeitungsdebatten zu führen, reagiert Deutschland mit Hysterie. Als ob man darauf gewartet hätte, ergreift man dankbar den erstbesten Anlass, sich den eigenen antiliberalen Reflexen hinzugeben. Wieder schnappen die autoritären Reflexe zu, und die neuerdings beschworene neue Bürgerlichkeit zeigt ihre ausgrenzenden Seiten.

Wer den Film am Wochenende zum Beispiel im Berliner Zoopalast ansehen wollte, dem bot sich ein merkwürdiges Schauspiel. Neben der für einen türkischen Actionspielfilm in Originalfassung mutmaßlichen Zielgruppe - viele junge, ihrem Aussehen nach türkischstämmige Männer mit Lederjacken, ein paar vermutlich auch deutsch-türkische junge Frauen, einige wenige davon mit Kopftuch - und ein paar junge Leute mit bunten Punkfrisuren, sah man das Kino fast zu Hälfte gefüllt mit älteren Paaren. Viele von ihnen trugen Lodenmäntel, einige einen Schal von Hermes oder Chanel. Wer genauer hinsah, erkannte auch den Redakteur eines öffentlich-rechtlichen Polit-Magazins und die für Bildung zuständige Redakteurin einer Wochenzeitschrift.

So ganz recht passten sie alle nicht hierher, und manche Stirn war schon vor Beginn besorgt gerunzelt. Und spätestens, als die gleichen Leute dann nach dem Film mit noch besorgteren Minen diskutierten und bestimmte Schlüsselvokabeln des gegenwärtigen Diskurses - "Integration", "versagt", "verbieten", "Banlieu" - durch den Raum schwappten, war klar: "Tal der Wölfe - Irak" war im deutschen Bildungsbürgertum angekommen. Es hatte endlich einen Film gefunden, um sich mal wieder richtig zu gruseln und die eigene Empörung über die schlimmen Türken zu genießen. Mehr als die Hälfte der Deutschen haben laut neuesten Umfragen Angst vor einer muslimischen Bedrohung. Aber wo die Angst regiert, da ist der Liberalismus in der Defensive.

Eine Debatte innerhalb der muslimischen Welt

Mit dem Film, der übrigens auf einer gleichnamigen Fernsehserie beruht, hat all dies aber nichts zu tun. Die Handlung ist schnell erzählt: Nach der US-amerikanischen Besetzung des Irak im Jahr 2003 kämpft ein dreiköpfiges türkisches Spezialkommando, geführt von einem, wenn man so will: türkischen James Bond, gegen die Exzesse des örtlichen Generalbevollmächtigten der US-Streitkräfte. Dieser, gespielt von dem bekannten Darsteller Billy Zane ("Titanic"), ist ein Filmschurke, wie er im Buche steht: arrogant, skrupellos und überaus brutal. Es gehört zu den bekannten Stereotypen, dass dieser Bösewicht besonders schlimm ist, weil er weich ist, dandyesk, mit einer Vorliebe für beige Anzüge und Klaviermusik. Dass sein Lieblingsstück Beethovens "Hymne an die Freude" ist, dürfte auch kein Zufall sein: Das Lied ist schließlich EU-Hymne und Aufklärungsmanifest in einem.

Die Amerikaner tun fast durchweg schlimme Dinge: Eine Hochzeitsgesellschaft im Nordirak wird von US-Soldaten niedergemetzelt, ohne Rücksicht auf Anstand und Moral. Am Ende bringen die Türken den bösen Ami, der überdies Sam Marshall heißt, eine Kombination aus "Uncle Sam" und dem Gründer des Marshall-Plans womöglich, zur Strecke. Moral: Die Türken zeigen es den Amerikanern.

Es kann also kein Zweifel sein: Der Film ist einseitig, er zeigt ein antiamerikanisches Zerrbild, man darf ihn stilistisch als übles Machwerk bezeichnen. Ästhetisch dominiert wird alles von den Stereotypen des Actionfilms: Explosionen, Schießereien. Und darin ist das vermeintlich antiamerikanische Manifest dann ein sehr amerikanischer Film, der das übliche Gut-Böse-Schema Hollywoods übernimmt und in "Rambo"-Manier fortsetzt. Nur werden diese stilistischen Mittel gegen die Amerikaner gewendet. Das ist legitim, denn diese Mittel gehören schließlich nicht den USA.

Zudem ist "Tal der Wölfe" viel komplexer, als man auf den ersten Blick annimmt: Eine bittere Studie über Freundschaft und Versöhnung, die oszilliert zwischen Pathos und nacktem Zynismus, das von Provokation und Zweifel geprägt ist. Schließlich wird hier, auch wenn dies kein Fall jenes Kunstkinos ist, das man hier normalerweise zeigt, unglaublich viel geredet und deklamiert, schließlich ist eine Hauptfigur des Films ein Priester und Sufi-Meister, der einen ganz anderen friedfertigen Islam repräsentiert, sich der Botschaft des Films widersetzt, gegen Selbstmordattentäter wettert, gegen Heilige Kriege ("Wer einen Unschuldigen tötet, der hat die ganze Menschheit getötet.") und für Versöhnung.

Die wirkliche Kontroverse, die der Film als Folie benutzt, ist also eine Debatte innerhalb der muslimischen Welt: Die zwischen dem säkularen türkischen Nationalismus, der alten Ideen des Osmanischen Reiches, dem friedfertigen, universalen Islam und dessen fundamentalistisch-panislamistischer Radikalisierung.

Abu Ghraib ist kein perverser Regieeinfall eines durchgeknallten Filmemachers

Was "Tal der Wölfe - Irak" über das Widerspiegeln einiger Weisheiten vom türkischen Stammtisch hinaus nun zu einem besonderen, und auf seine Art sehenswerten Film macht, ist aber vor allem, wie er seine B-Movie-Handlung mit Motiven aus der Zeitgeschichte aufpeppt: Schon der Beginn verweist auf einen authentischen Vorfall 2003, als 11 türkische Soldaten, damals US-Verbündete, von US-Truppen verhaftet und als Geiseln genommen wurden. Das Massaker der Hochzeitsgesellschaft hat es ebenso gegeben, wie die Vorkommnisse von Abu Ghraib, die der Film deutlich, aber ohne Voyeurismus zeigt.

Dass Amerikaner, im übrigen die traditionellen Verbündeten der Türken, so gezeigt werden können, ist Folge von Bush und seiner Politik. Abu Ghraib ist kein perverser Regieeinfall eines durchgeknallten nationalistischen Filmemachers. Es könnte und dürfte einem bei solchen Bildern klar werden, was die US-Politik der letzten Jahre nicht nur dem Bildergedächtnis im Orient und nicht nur der langfristigen US-Außenpolitik, sondern vor allem der Selbstwahrnehmung der Bevölkerung zugefügt hat.

Das macht "Tal der Wölfe" so unangenehm. Wer sich jetzt nach dem Kinobesuch im Publikum empört und große Augen ob der "gewalttätigen Bilder" macht, sollte sich fragen, welche Bilder er eigentlich meint? Die Provokation dieses Films liegt vor allem in jenen Momenten, in denen er die TV-Nachrichten nachstellt.

Wer darauf mit Verbotsforderungen reagiert, kapituliert vor seinen antiliberalen Reflexen. Man will das Unerträgliche, Untragbare, die eigene Scham Berührende auslöschen. Und wer den Film nur auf anti-amerikanische, -christliche, -semitische und/oder -westliche Hetze reduziert, konstruiert vor allem selbst anti-islamische oder anti-türkische Hetz-Legenden. Der Fall "Tal der Wölfe" illustriert eine erschreckende Unsicherheit und Angst der deutschen Demokratie. Der Liberalismus verheddert sich in den eigenen Vorurteilen. Kaum kommt etwas, das vielen nicht passt, und schon schwingt man mit der Zensurkeule. Was einem nicht gefällt, das will man verbieten. Das mag aus der Stimmung erklärlich sein, die momentan in Europa herrscht. Aber so wenig wir berechtigt sind, Karikaturen zu verbieten, die manchen nicht passen, so sehr müssen wir auch einen solchen Film ertragen können.

Hinter den Verbotsforderungen steckt der autoritäre Charakter der Fordernden. Vielmehr ist der Umgang mit "Tal der Wölfe" eine Nagelprobe auf die Toleranz der Gesellschaft. Toleranz ist nicht leicht zu haben. Toleranz ist nichts Nettes, Hübsches, nichts, was wärmt. Sondern etwas, das man auch von sich selbst ertrotzen muss. Es gibt ein Recht auf Dummheit, es gibt ein Recht auf schlechten Geschmack. Kunst ist frei, und muss es bleiben. Und das Kino, warum muss man das nur immer wieder betonen, ist keine moralische Anstalt.