Geschmackssache

Des Bloggers Konsumvorlieben

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Ob das vielen Bloggern gefallen wird? Niederländische Wissenschaftler sind der Frage nachgegangen, ob man aus den Texten, die in Blogs veröffentlicht werden, geschmackliche Präferenzen der Autoren für bestimmte Konsumgüter ableiten kann.

Die ersten Ergebnisse ihrer ersten Versuche, das kommerzielle Potential von Blogs genauer zu bestimmen, seien viel versprechend, stellen Gilad Mishne und Maarten de Rijke gleich zu Anfang ihrer kleinen Studie (PDF-Datei) fest, die sie im Mai auf der International World Wide Web Conference in Edinburgh einer größeren Öffentlichkeit vorstellen wollen.

Dass Blogs auch Informationsquellen für kommerzielle Interessen sein können, liegt nahe. Das sei längst erkannt worden, so Mishne und de Rijke, doch habe man sich bislang vorwiegend an Sammelblogs („aggregated blogs“) orientiert. Das kommerzielle Interesse an individuellen Blogs sei dagegen bis dato noch gering und die Richtung, welche die beiden niederländischen Forscher eingeschlagen haben, der üblichen entgegengesetzt. Statt die großen Textmengen von Blogs nach Folgerungen und Analysen für ein gegebenes Produkt abzufragen, ist für die beiden der individuelle Blogger die Konstante. Aus seinen Posts wird ein Product Profile angefertigt - via Textanalyse mit Tags und „externen Wissensquellen“.

Wie das konkret aussehen kann, demonstrieren Mishne und Rijke anhand eines „Blogger-Buch-Profils“. Die Texte eines von ihnen ausgewählten Blogs wurden nach expliziten Verweisen auf Bücher und auf öfter vorkommende, „typische“ Schlüssel-Wörter und Ausdrücke durchsucht. Aus den Schlüsselwörtern wurden dann Kategorien entwickelt, die man mit der „externen Wissensquelle“ verband. Mancher mag es schon geahnt haben: Die externe Wissensquelle war vor allem Amazon.

Dort wurden die Stichwörter eingegeben und eine Liste von Büchern erstellt, die zum eruierten Buchprofil passen. Da der ausgesuchte Blogger ein Comic-Fan ist, der daraus offensichtlich kein Hehl machte, war die Erstellung seines Buchprofils nicht schwer. Evaluiert wurde dieses Modellergebnis, indem man die über Textanalyse ermittelten Buchprofile von 91 zufällig ausgesuchten Blogs, die eine Amazon-Wunschliste führten, mit eben diesen Listen verglich.

Die Übereinstimmung war nicht sensationell, aber ermutigend genug, um die Autoren der Studie zu weiteren Untersuchungen des „kommerziellen Kontexts“ in Blogs anzuregen. Man will eine Methode des „Datenmining“ entwickeln, an dem sich die künftigen Kaufabsichten von Bloggern ablesen lassen, Gefühle der Blogger sollen als Faktoren mit eingerechnet werden. Fragt sich nur welche…

Bei der Suche nach möglichen Fehlerquellen ihrer Studie haben Mishne/de Rijke übrigens festgestellt, dass die tagebuchartigen, sehr persönlichen Blogs bei geringer „Themensubstanz“ am wenigsten unterscheidbare Schlüsselwörter hergaben und damit die kommerzielle Profilierung erschwerten. Aber auch daran wird noch gearbeitet.