CAFFEE, trink nicht so viel Kaffee

Von christlichen Gipfeltreffen, dem "Bündnis für Erziehung" und dem Grundgesetz als der Bibel in klein

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Zum Kaffeekränzchen, vulgo „Bündnis für Erziehung“, traf sich die Bundesfamilienministerin (7 Kinder) Ursula von der Leyen in der letzten Woche mit der evangelischen Landesbischöfin Margot Käßmann (4 Kinder) und dem Erzbischof von Berlin Georg Kardinal Sterzinsky (keine Kinder, weiß aber, wie es geht, im Prinzip).

Neben der Kaffeetafel stand der ölverschmierte Amboss, auf dem die drei „ChristInnen“ (taz) bei einer schönen Tasse Türkentrank das „Bündnis für Erziehung“ mit Hilfe zweier schwerer in Kunstleder gebundenen Volksbibeln und der Taschenbuchausgabe der deutschen Verfassung schmiedeten.

Bei der schweißtreibenden Arbeit kam es infolge exzessiven Kaffeegenusses und nicht minder heftigem Bibelstudium zu den üblichen Begleiterscheinungen der Koffeinvergiftung: Herzrasen, Schwindel, Krämpfe und schließlich: Visionen. Als erstes ging es bei von der Leyen los. Angesichts der Verfassungsbroschüre delirierte sie: „Hey, die sieht ja aus wie die Bibel in klein.“ Sah’s und sprach:

Die ersten 19 Artikel unseres Grundgesetzes fassen doch im Prinzip die zehn Gebote zusammen.“

Nun gehört es zu den Errungenschaften eben jenes Grundgesetzes, durch den Meinungsfreiheitsartikel auch irrige Ansichten zu schützen, wie zum Beispiel jene des heruntergekommenen Hippies am Bahnhof Zoo, der in der letzten Woche so manchen Passanten mit seiner Meinung behelligte: „Ich bin Gott, ey.“ Dass vergleichbarer Salm aber durch unsere obersten Staatsvertreter als offizielle Meinung in die Medien geblasen wird, ist, egal in welcher Verfassung man sich befindet, einfach nicht mehr zu fassen und eher schon ein Fall fürs Umweltamt, Abteilung Sondermüll. Für alle, die Politik immer blau gemacht haben und den Kommunionsunterricht nur wegen der zu erwartenden Geschenke abgesessen haben, hier noch mal der direkte Vergleich.

1. Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause, geführt habe.
2. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
3. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen.
4. Gedenke des Sabbattags.
5. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.
6. Morde (töte) nicht
7. Du sollst nicht ehebrechen.
8. Du sollst nicht stehlen.
9. Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
10. Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses. Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes, noch seines Knechtes noch seiner Magd, noch seines Ochsen noch seines Esels, noch alles, was dein Nächster hat.

Die Zehn Gebote

1. Menschenwürde und Menschenrechte
2. Freie Entfaltung der Persönlichkeit und Recht auf Leben
3. Gleichheit und Gleichberechtigung
4. Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit, Kriegsdienstverweigerung
5. Freie Meinungsäußerung, Informationsfreiheit, Forschungsfreiheit
6. Schutz von Ehe und Familie
7. Schulwesen
8. Versammlungsfreiheit
9. Vereinigungsfreiheit
10. Postgeheimnis, Fernmeldegeheimnis
11. Freizügigkeit
12. Berufsfreiheit
12 a. Wehrpflicht, Wehrersatzdienst
13. Unverletzlichkeit der Wohnung
14. Eigentum, Erbrecht, Enteignung
15. Sozialisierung
16. Staatsangehörigkeit, Auslieferungsverbot
16 a. Asylrecht
17. Petitionsrecht
18. Grundrechtsverwirkung
19. Einschränkung von Grundrechten, Rechtsweggarantie

Deutsches Grundgesetz

Schwächt die Nerven macht dich blass und krank

Ab und an ein bisschen Schwachsinn labern, wer hat das als Schüler nicht gerne getan? Aber ein bisschen Schwachsinn war von der Leyen als Ergebnis für ein echtes Gipfeltreffen aber noch nicht genug. Nach gemeinsamen Gebet und dem Genuss eines schönen Pickels Weihrauchs aus dem Privatbestand des Erzbischofs von Berlin kam der Heilige Geist über die Familienministerin und sie redete in Zungen.

Unsere gesamte Kultur gründet sich auf der christlichen Kultur.

Eine gewagte These der sonst eher praktisch veranlagten Medizinerin (promoviert über therapeutische Entspannungsbäder in der Geburtsvorbereitung). Spannt sich doch der Bogen der „kulturellen Aktivitäten“ des Christentums von der Verbrennung Andersgläubiger, der Leugnung der Evolution bis hin zur Abqualifizierung Homosexueller. Wir wollen hier nicht die vielen Toten aller christlichen Glaubenskriege gegen eindeutige Errungenschaften der christlichen Kultur, wie z.B. Bachs H-Moll-Messe, aufrechnen. Statt einer Bilanz soll Katharina Rutschkys Überschlagsrechnung aus der Frankfurter Rundschau gelten.

Es hat also viel gekostet, das Christentum so zu zivilisieren, wie wir es heute vom Islam erhoffen.

Ganz so zivilisiert scheint das Christentum auch in Deutschland noch nicht, rief doch Gipfelbischof Georg Kardinal Sterzinsky noch im November 2004 im Zusammenhang mit der Homoehe zum Widerstand gegen staatliche Gesetze auf, die dem Gesetz Gottes widersprechen. Das haben wir so zuletzt auf den grieseligen Ermittler-Videos aus der Al-Quds-Moschee gehört. Aber was will man erwarten? Seit der bayrische Großinquisitor zum Papst gewählt wurde, feiert das Heilige Römische Reich Deutscher Nation fröhliche Urständ und auch das C in der CDU schwillt aus lauter Vorfreude darauf wieder mächtig an.

Sei du kein Muselmann

Nach der Empörung anderer Religions- und Interessengemeinschaften, die nicht zum Bündnis-Kaffee geladen waren, vorneweg Muslime und Juden, drohen auf jeden Fall weitere Laberrunden, ganz viele „kleine Gipfel“, Minibündnisse und Ausschüsse, die unterhalb der Legislaturperioden zur kommoden Zwischenlagerstätte gesellschaftlicher Probleme geworden sind.

So gesehen ist das Hauptziel des Erziehungs-Gipfels bereits erreicht. Das eigentliche Skandalon, dass fast 5 Mio. Leute beim Exportweltmeister keine Arbeit haben und damit ihre Familien und Kinder bis auf Bußgottesdienste und 9Live-Gucken vom gesellschaftlichen Leben in unserer abendländisch-christlich-deutschen Wertegemeinschaft ausgeschlossen bleiben, ist erst einmal aus den Medien verschwunden. Für dieses Ziel lässt man sich die politische Agenda gerne von ein paar durchgeknallten Hauptschülern diktieren, die mit Schlagringen in der Luft herumwedeln und in die Kameras rappen: „Respekt. Ich fick deine Mutter.“

Das klingt nicht gut, nein und ist wirklich eine Schande, wo wir in unseren werteorientierten Schulmusikbüchern, so viel schönere Lieder haben. Zum Beispiel:

C-A-F-F-E-E, trink nicht so viel Kaffee.
Nicht für Kinder ist der Türkentrank,
schwächt die Nerven macht dich blaß und krank.
Sei du kein Muselmann, der das nicht lassen kann.

Carl Gottlieb Hering (1766-1853)