Chip-chip Hurra!

Jetzt kommt der iDog

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Keine Panik! Wenn in Hamburg der RFID-Detektor jetzt schon beim Spaziergang an der Alster anschlägt, hat das einen einfachen Grund. Am 1. April trat in der Hansestadt das „Gesetz zur Neuregelung über das Halten und Führen von Hunden“, vulgo Hundegesetz, in Kraft. Zentrale Bestandteile sind die fälschungssichere Kennzeichnung von Waldi und Hasso mittels RFID-Chip und Einrichtung eines zentralen Melderegisters. Nach der Verwanzung der Fussball-WM-Tickets ein weiterer Schritt zur Sicherung des Hightech-Standorts Deutschland oder neue Perspektiven für den Schnüffelstaat?

Bello, Hasso, Che und Waldi geht es künftig an den Kragen, bzw. unter denselbigen. Denn in Hamburg mutieren die besten Freunde des Menschen zukünftig zum bioelektronischem Hybriden, einem Cyborg, der mittels unter das Fell injiziertem Chip "fälschungssicher" gekennzeichnet ist. Das Gesetz (hundegesetz.hamburg.de) fordert hier, spätestens zum 1. Januar 2007 die Verwendung von Microchiptranspondern nach ISO-Norm (11784/11785), die im EU-Tierpass bereits Pflicht sind. http://www.welpen.de/service/redaktion/mikrochip-transponder.htm. Hunde, die neu angemeldet werden, sind umgehend zu "chippen".

Bei dem Chip handelt es sich um einen etwa 1 cm großen Transponder in RFID-Technologie, der unter die Haut des Tieres injiziert wird. Die Elektronik befindet sich in einer Kapsel aus so genanntem Bioglas. Die aufgerauhte Oberfläche soll ein Wandern des Projektil verhindert, ein bekanntes und gefürchtetes Phänomen vieler Schäferhundbesizter, denen noch heute WWII- Granatsplitter durch den Körper, teilweise bis in Gehirn wandern.

Der Chip ist passiv. Das heißt, er braucht keine eigene Stromversorgung. Sorgen offensichtlich iPod-geschädigter Hundehalter "Was passiert eigentlich mit Waldi, wenn die Batterie alle ist?" sind also unbegründet. Der Chip beginnt erst zu senden, wenn er mittels der Radiowellen eines Lesegeräts aktiviert wird und gibt dann eine 15-stellige Identifikationsnummer zurück. Diese Nummer enthält in den ersten drei Stellen einen Ländercode, z.B. 276 für Deutschland, die letzten 12 Stellen kennzeichnen weltweit eindeutig das markierte Lebewesen. Mit 100 Milliarden verschiedenen ID-Codes pro Land ausreichend für die Registrierung des Gesamtbestands an Wirbeltieren inklusive der Human-Bevölkerung.

Um Akzeptanz für das neue Verfahren warb bereits im September 2004 der Deutsche Tierschutzbund mit der Aktion Chip-Chip-Hurra und der zweideutigen Pressemeldung: "Stefanie Hertel tut's, Kater Rudi braucht's". Die prominente Volksmusikmutantin ist als Sympathieträger gut gewählt. Schließlich wurde ihr schon vor Jahren der Casio Dur-Dreiklang-Chip implantiert, in den Ehegatte Stefan Mross in mühevoller Heimarbeit Erfolgsalben wie "Die große Jodelparty" und "Lasst die weißen Tauben fliegen" einprogrammiert hat.

Gegenstück zum Chip ist in Hamburg die zentrale Hundekartei, in der die Halterdaten gespeichert werden. Nach Auskünften der Amtstierärztin sollen aber auch Datenfelder angelegt werden, die den Ausbau zum Strafregister ermöglichen.

Datenschutzexperten fordern Dateneinsicht und eine offene Architektur der Kennzeichnungstechnologie, wohingegen Postgewerkschaft und das Innenministerium unter Druck der USA auf die Integration von Geheimcodes für Regierungsbehörden hinarbeiten. Insbesondere zur Notsprengung durchgeknallter Fellträger durch den Postboten oder den Innenminister im Falle von terroristischen Übergriffen.

Während unter Privacy-Aktivisten die Meinungsbildung noch andauert, ob dafür gekämpft werden soll, dass "Killer/Wotan" weiterhin unter dem Decknamen "Waldi" in die Rabatten scheißen darf, rechnet man in bulgarischen Fälscherwerkstätten ab 2007 mit erhöhter Nachfrage zum "Umstanzen" von Bullmastiffs zu Rehpinschern.

Allseits begrüßt wird die Übergangsfrist bis zum Jahresende. Solange braucht die Firma Microsoft, um ein zu Windows NT abwärtskompatibles Betriebssystem für den Chip zu programmieren und die Windows XP-Aktivierung anzupassen.

Auch bei Apple soll eine Strategiegruppe damit beschäftigt sein, wie man im Übergangsprozess von Mac OS Tiger zu Mac OS Teckel Marktanteile gewinnen kann. Wir freuen uns schon heute auf die erste Präsentation im Moscone Center, bei der Steve Jobs mittels des kleinen blauen Kästchens in seiner Hand kostenpflichtige Klingeltöne aus iTunes auf den iDog downloaded.

Spätestens 2013 wird dann unausweichlich jeder Hund zum Cyborg, und auf Startrek Conventions wird es zum Running Gag, den kleinen Freund mittels Simultanübersetzer sagen zu lassen: „We want to assimilate you" . Die Technologie dazu wurde von der Firma Takara schon vor Jahren entwickelt.