"Lasst sie nicht rein …"

Das rassistische, zur Gewalt gegen Einwanderer aus Mexiko aufrufende Computerspiel "Border Patrol" heizt die Debatte in den USA an

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In den USA ist ein Konflikt darüber ausgebrochen, wie man mit den illegal Eingewanderten vor allem aus Lateinamerika umgehen soll. Während der US-Präsident und Teile des Kongresses eine Legalisierung anstreben, wird von anderen eine Ausweisung aller Immigranten und der Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko gefordert. Immigranten haben bereits große Demonstrationen für die Legalisierung durchgeführt, heute sollen wieder Millionen auf die Straße gehen. Ein primitives Computerspiel, bei dem es darum geht, möglichst viele Einwanderer abzuschießen, wurde nun, obgleich es schon einige Jahr alt ist, zu einem Skandal, das die aggressive Stimmung bei den Rechten zum Ausdruck bringt. Seit geraumer Zeit wird von Rechten wie der Minuteman-Organisation die Grenze überwacht.

Das Flash-Spiel Border Patrol ist ganz einfach. Ziel des Spiels sei es, alle „Drogenschmuggler“, „mexikanische Nationalisten“ und „Brüter“, dargestellt als Frauen mit vielen Kindern, zu erschießen, wenn sie sie über die Grenze in die USA eindringen wollen. So heißt es denn: „Es gibt ein einfaches Ziel in diesem Spiel: Lasst sie nicht rein … mit allen Mitteln.“ An dem Grenzfluss in der Wüste steht ein von Schüssen durchlöchertes Schild „Welcome to the United States“ mit einer US-Flagge, die anstatt der Sterne aber nur den Davidstern enthält. Darunter ist ein weiteres Schild mit einem Pfeil: „Welfare Office“. Das deutet auf eine Herkunft von rechtsaußen hin.

Von wem das umstrittene rassistische und fremdenfeindliche Spiel gemacht wurde, ist nicht bekannt. Allerdings taucht, wenn das Ergebnis des Spiels ausgegeben wird, ein Name mit einem Logo auf: zine14.com. Offensichtlich eine Website und möglicherweise eine Angabe über die Hersteller des Spiels. Heruntergeladen werden kann das blutrünstige und bösartige Spiel von der Website PCDevils. Dort heißt es, dass es das Spiel seit 2002 gebe, aber dass PCDevils, dessen Betreiber offensichtlich in Texas sitzt, damit nichts zu tun habe. Wegen des Streits um das rassistische Spiel hat der Betreiber vorerst die Eingangsseite gesperrt und nur einen Text hinterlassen. Das Spiel ist allerdings weiter herunterzuladen, da man sich weder von den Medien noch von Teilen der Öffentlichkeit sagen vorschreiben lassen will, was man zu tun und zu lassen habe. Auf einer anderen, dem US-Nazi Tom Metzger gewidmeten Seite ist das Spiel neben einigen anderen rassistischen und zur Gewalt aufrufenden Spielen zu finden.

Das klingt zwar doch danach, als stehe PCDevils hinter dem Spiel, aber Blogger und Journalisten haben auch versucht herauszukriegen, wer hinter zine14.com steckt. Die entsprechende Webseite ist nicht online. Sieht man unter den WhoIs-Angaben nach, findet man einen Namen und eine Adresse in Caracas, Venezuela. Das finden manche seltsam, da die Beziehungen zwischen Venezuela und der USA gespannt sind, allerdings ist die Webseite offenbar auf einem Server in Maryland gewesen und der Venezuelaner vertritt Domibot, eine Firma, die automatisch bereits registrierte, aber aufgegebene Domains registriert und offenbar nicht bei allen beliebt ist.

Jack Thompson, ein Anwalt, der sich auf Klagen gegen Gewalt-Computerspiele spezialisiert hat (Medienrummel um umstrittenes Gewalt-Computerspiel sorgt für steigende Nachfrage), verlangt, das Spiel zu verbieten: „Es stellt eine klare und deutliche Gefahr für eine ganze Klasse von Menschen dar. Illegale Immigration ist ein wirkliches Problem, aber dieses Spiel macht die Debatte nur roher.“ Die Anti-Defamation League konstatiert wachsende Ausländerfeindlichkeit und Gewalt gegen Ausländer. Gewarnt wird vor einer „Jagd“ auf Ausländer. Jonathan Bernstein von der ADL in einem CNN-Bericht: „Es legt den Spielern nahe, zur Gewalt zu greifen.“

Tom Metzger, ein Nazi und sogenannter „weißer Suprematist“, verteidigt auf besonders unappetitgliche Weise das Spiel: „Ich habe einem mexikanischen Aktivisten erklärt, dass er besser damit zufrieden sein soll, wenn wir nur dieses Spiel auf einem Computer spielen, weil die Stimmung von Tausenden von Menschen einem Siedepunkt entgegen geht.“ Ein Sprecher der US Border Patrol sagte, seine Behörde lehne Gewalt ab.