Verschwörung im Weißen Haus?

Nach einer Umfrage gehen 42 Prozent der US-Bürger davon aus, dass die US-Regierung etwas im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11.9. verbergen will, 45 Prozent fordern eine erneute Untersuchung

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In Deutschland ist es relativ ruhig um die Verschwörungstheorien geworden, die sich mit den Anschlägen vom 11.9. beschäftigt haben. Das Misstrauen gegenüber den Äußerungen und Behauptungen, die aus dem Weißen Haus kommen, hat sich vermutlich über die Vorbereitung zum Irak-Krieg und die offenkundigen Lügen und Propaganda-Operationen verstärkt und wahrscheinlich auch verhärtet. Eine Umfrage in den USA ergab nun auch, dass nicht einmal die Hälfte der US-Bürger die offizielle Version vom 11.9. für wahr hält.

Die Telefonumfrage von Zogby bei 1.200 erwachsenen US-Bürgern vom 12.-14. Mai mag nicht wirklich repräsentativ sein. Das Meinungsforschungsinstitut gibt die Fehlerrate mit +/- 2,9% an. Wie auch immer man die Zuverlässigkeit einschätzen mag, so bleibt doch hinreichend überraschend, dass offenbar ein großer Teil der Amerikaner der Regierung keinen Glauben schenkt und davon ausgeht, dass im Zusammenhang mit dem 11.9. nicht alles mit rechten Dingen abgelaufen ist.

Erstmals wurde in einer Umfrage gefragt, ob die Anschläge ausreichend untersucht wurden oder etwas verheimlicht wurde. In Auftrag gegeben wurde die Umfrage allerdings von den Organisatoren der Konferenz 9/11: Revealing the Truth, Reclaiming Our Future, die Anfang Juni in Chicago stattfindet und die so schon einmal größere Aufmerksamkeit auf sich lenken kann. Auf der groß angelegten mehrtägigen Konferenz treffen sich die Zweifler an der „offiziellen Version vom 11.9.“ Versucht werden soll hier mit den Vorträgen von Experten, warum der Kommissionsbericht zum 11.9. viele Fragen nicht beantwortet hat. Die Zweifler seien zwar in vielen Hinsichten uneinig, Einigkeit aber herrsche darüber, dass eine „systematische Behinderung der Justiz, eine Vernichtung von Beweisen und ein Cover-Up von Informationen über den 11.9. durch hohe Regierungsangehörige“ stattgefunden habe. So wurde beispielsweise eine Top 40 Liste der Gründe ins Netz gestellt, die an der offiziellen Version, auch "Official Conspiracy Theory“ genannt, zweifeln lassen.

The US administration delivered an almost immediate verdict, which can be described as follows: Dispatched by Osama Bin Ladin's network and motivated by hatred and religious fanaticism, 19 suicide bombers hijacked four planes, crashed three of them into their targets, and caused the collapse of the Twin Towers as a consequence of the resulting damage and fires. The 19 men did not necessarily require any accomplices within the United States; and no one in the US government could have possibly anticipated or prevented the attacks.

Die “offizielle Version”, die von den Verschwörungstheorteikern oder Zweiflern als Verschwörungtheorie bezeichnet wird

Die Umfrageergebnisse kommen den Veranstaltern also gerade recht. Nur 47% der Befragten sind der Meinung, dass die Anschläge vom 11.9. gründlich genug untersucht worden sind. Fast genau so viele, nämlich 45% glauben, „dass so viele unbeantwortete Fragen über den 9.11. offen geblieben sind, dass der Kongress oder ein internationales Tribunal die Angriffe noch einmal untersuchen sollte, einschließlich der Frage, ob Regierungsangehörige bewusst ihren Erfolg zugelassen oder befördert haben“. Bestätigt würde damit eine ebenfalls von Zogby im Auftrag von www.911truth.org durchgeführte Umfrage, die 2004 bei Bürgern aus New York durchgeführt wurde. Hier forderten mehr als die Hälfte eine erneute Untersuchung und hegte fast die Hälfte die Vermutung, dass Regierungsangehörige verwickelt gewesen seien.

Nach der Umfrage sind die Amerikaner zerrissen. 44% denken, dass die US-Regierung den 11.9. für eigene Interessen ausgenutzt hat, ebenso viele denken, dass Bush damit zurecht den Angriff auf den Irak gerechtfertigt hat. Natürlich neigen zur ersten Antwort vor allem die Demokraten, aber auch eher die Latinos und die Juden, die Jüngeren, die Singles und die Stadtbewohner. Hinter Bush und seiner Politik stehen die Republikaner und eher die Landbewohner, die Verheirateten, die 30-64-Jährigen, die Protestanten und die Weißen.

Allerdings sind mit 48% noch immer die Amerikaner in der Mehrzahl, die an die offizielle Version glauben. 42% aber gehen von der Möglichkeit aus, dass hier von der US-Regierung und der 11/9-Kommission etwas verdeckt wurde. 10% können sich nicht entscheiden. Allerdings sind fast gleich viele der Meinung, dass die Anschläge ausreichend untersucht wurden (47%) oder dass weitere Untersuchungen erforderlich wären (45%). Die Mehrheit der Republikaner, der Menschen mit einem Jahreseinkommen über 50.000 Dollar, der Weißen, der Menschen mit einer College-Ausbildung und der 50-64-Jährigen finden die gemachten Untersuchungen ausreichend. Angehörige von Minderheiten, der Demokraten, der Frauen, der 18-49-Jährigen, der High School-Abgänger und der Menschen mit niedrigen Einkommen hegen hingegen Zweifel. Auch die Medien kommen nicht gut weg. 55% sagen, die Medienberichterstattung sei nicht gut gewesen, nur 33% waren damit zufrieden.

Gefragt wurde auch nach dem Einsturz des 47-stöckigen Gebäudes WTC 7. Es wurde nicht getroffen, sondern stürzte nach den Anschlägen auf die beiden WTC-Türmen vollständig ein. Die 11/9-Kommission hatte diesen Einsturz nicht berücksichtigt und auch nicht erwähnt. Die Auftraggeber der Umfrage, so merkt Zogby an, sehen die Frage als eine Möglichkeit an, Auskunft darüber zu erhalten, ob die Befragten überhaupt Kenntnis von unabhängigen Berichten (und Zweifeln) haben. 43% sagten, sie wüssten nichts vom Einsturz des Gebäudes, während 38% angaben, sie hätten davon Kenntnis und würden eine Untersuchung fordern. 14% derjenigen, die davon wussten, forderten keine weiteren Untersuchungen. Die Auftraggeber folgern daraus, dass noch weit mehr Menschen neue Untersuchungen fordern würden, wenn alle Kenntnis von den begründeten Zweifeln haben würden.

Wie immer die Menschen wirklich zu den Hintergründen der Anschläge vom 11.9. stehen mögen, so trägt wohl ein gutes Teil zur Skepsis bei, dass viele den Politikern, Unternehmern und Medien kaum mehr ein Vertrauen entgegen bringen. Das ist zumindest das Ergebnis einer ebenfalls gerade von Zogby veröffentlichten anderen Umfrage. 75% bringen Freunden und Arbeitskollegen Vertrauen entgegen, immerhin noch 29% den Gerichten und 24% dem Präsidenten, aber Medien (11%), Wirtschaftsführern (7%) und dem Kongress (3%) traut niemand über den Weg. Ob das ein „gesundes“ Misstrauen ist, darf doch auch bezweifelt werden, wenn sich 97% selbst vertrauenswürdig bezeichnen.