Rache ist online

Die Website "the broken laptop I sold on ebay" sorgt nicht nur im Netz für allerlei Wirbel

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Die Geschichte klingt zwar wie ein gut inszenierter Fake, aber sie ist offenbar wahr. Alles beginnt damit, dass im vergangenen November in England ein gewisser Amir seinen Laptop bei Ebay anbot. Für 375 britische Pfund ersteigerte ein Student das Gerät, das sich allerdings dann als kaputt herausstellte. Außerdem hatte der Verkäufer bei der Beschreibung des Laptops gelogen, es besaß also nicht wie bei Ebay angegeben ein DVD-RW-Laufwerk und statt 2 GB hatte es nur 512 MB RAM.

Natürlich forderte daraufhin der Student sein Geld von dem 19-Jährigen zurück. Aber der Verkäufer ignorierte dies und verschwand erst einmal ins Ausland – in der Hoffnung, dass Gras über die Sache wachsen würde. Doch das fand der Käufer alles andere als nett, ja, er war tierisch sauer. Und als er sich daraufhin die Festplatte des ersteigerten Gerätes genau anschaute, fand er dort allerlei private Daten des Verkäufers darunter richtig peinliche Fotos, Bankdaten, eine Kopie seines Passes und so weiter.

Da Rache bekanntlich süß oder zumindest Blutwurst ist, hatte der betrogene Käufer, der inzwischen als Laptopguy eine Internet-Berühmtheit ist, eine Idee. Er eröffnete Anfang Mai im Netz die Seite „the broken laptop I sold on ebay“ und schlüpft dort nun in die Rolle des betrügerischen Verkäufers, der sich seiner Tat rühmt. Und vor allem wird auf der Seite ein kleiner Ausschnitt der Datensammlung präsentiert, die auf der Festplatte abgespeichert gewesen ist.

Vom Schlafzimmer über den verkauften Laptop ins Internet: der Ebay-Verkäufer

Was auf der Seite zu sehen ist, ist jedenfalls für den ehemaligen Besitzer des Laptops höchstpeinlich. Und noch peinlicher wurde die Angelegenheit für ihn, als sich die Geschichte im Netz herumsprach. Vor allem in Foren und Weblogs wurde dort meist hämisch darüber berichtet. Und bis zum heutigen Donnerstag wurde diese Netzseite schon rund 2.300.000 Mal aufgerufen.

Der auf diese Weise bloßgestellte Verkäufer hat mittlerweile der englischen Zeitung „Daily Mail" erzählt, dass er seit einigen Tagen einen Albtraum durchlebe. Außerdem behauptet er, dass der Laptop keineswegs kaputt gewesen sei und die dort abgespeicherten Sexfotos nicht von ihm stammen würden. Gleichzeitig berichtet der „Daily Mail“ allerdings von einer Frau, die im März über Ebay bei Amir einen iPod gekauft, aber nie erhalten habe. Und inzwischen, meldet die Agentur AFP, soll die britische Polizei wegen dieser Racheaktion Ermittlungen gegen den erzürnten Käufer aufgenommen haben. Dennoch ist die Netzseite am heutigen Donnerstag immer noch online gewesen.

Doch damit ist die Geschichte noch längst nicht zu Ende. Mittlerweile gibt es nämlich ein Weblog, das sich ausschließlich mit diesem Fall beschäftigt. Und das dem Leser die Möglichkeit bietet, aus seiner Sicht die Dinge zu kommentieren. Mehrere Hundert haben dort bisher ihre Kommentare abgeben, darunter Leute mit so tollen Namen wie Lucy Winters, Christina Copeland und Thomas Buckly – der angebliche Chef des Verkäufers.

Da jedoch der Schreibstil dieses Trios völlig identisch ist mit dem von Amirs im Netz veröffentlichten Bewerbungsschreiben, da sogar dieselben Rechtschreibfehler in den Texten immer wieder auftauchen und da zudem „Thomas Buckly“ Amirs Ebay-Pseudonym gewesen ist, handelt es sich bei diesem Trio vermutlich um Amir selbst. Der nun auf diese Weise dem betrogenen Käufer mit bösesten Behauptungen und Unterstellungen zu diffamieren versucht. Aber auch der Laptopguy soll sich unter verschiedenen Pseudonymen an dieser aufgeregten Online-Schlammschlacht beteiligen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie sich noch heute im Internet.

Und die Moral von der Geschicht’? Nun, wenn man schon seinen defekten Computer als angeblich funktionstaugliches Gerät verkauft, dann sollte man unbedingt vorher die Festplatte säubern. Sonst könnte es peinlich werden.