Das Spiel mit dem Intelligenzquotienten

Für einen US-Forscher ist George W. Bush der zweitdümmste und bornierteste US-Präsident aller Zeiten, kanadische Psychologen wollen hingegen herausgefunden haben, dass Männer intelligenter als Frauen sind

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Der Psychologie-Professor John Philippe Rushton von der kanadischen University of Western Ontario dürfte wieder einmal einen Streit mit seiner neuen Forschungsarbeit auslösen, die er in der Zeitschrift Intelligence, zu deren Herausgebern er gehört, zusammen mit seinem Kollegen Douglas Jackson veröffentlichte. Die Psychologen wollen herausgefunden haben, dass Männer durchschnittlich einen um vier Punkte höheren Intelligenzquotienten als Frauen haben. In seinem umstrittenen Buch „Rasse, Evolution und Verhalten“, das auf deutsch in dem rechtslastigen österreichischen Ares Verlag erschienen ist, unterscheidet Rushton drei menschliche Rassen nach ihren angeblichen Eigenschaften. Dabei schneiden für ihn die Schwarzafrikaner am schlechtesten ab, die „Kaukasier“ liegen in vielen Hinsichten, auch bei der Intelligenz, in der Mitte. Die Rasse der Zukunft sollen die Ostasiaten sein, die angeblich intelligenter, gesetzestreuer, geistig gesünder, weniger impulsiv etc. seien als die beiden anderen.

Rushton wertete in seiner neuen Studie Men have greater g die Ergebnisse von 46.000 Männern und 56.000 Frauen im Alter zwischen 17 und 18 Jahren, die sich dem standardisierten Scholastic Assessment Test (SAT) unterzogen haben. Das ist ein in den USA gebräuchlicher Multiple-Choice-Test, der von vielen Universitäten von Studienanfängern verlangt wird. Mit ihm sollen kognitive Fähigkeiten in der Anwendung von Wissen in den Bereichen wie Mathematik, kritisches Lesen oder Schreiben geprüft werden. Es gibt weitere spezielle Tests für Kenntnisse etwa in Literatur, Geschichte, Biologie und anderen Fächern. Die beiden Psychologen haben 145 Fragen berücksichtigt, die angeblich nicht nur Schulwissen, sondern vor allem die allgemeine kognitive Leistung (g) erfassen sollen.

Insgesamt schnitten dabei die Männer ein wenig besser ab und erzielten durchschnittlich einen um 3,63 Punkte höheren Intelligenzquotienten. Der Unterschied habe sich bei allen Fragen aus allen Bereichen ähnlich gezeigt, weswegen man eine nach Geschlecht unterschiedliche Ausprägung der Intelligenz ausschließen können, und er sei auch unabhängig vom Familieneinkommen, von der Ausbildung der Eltern und der ethnischen Herkunft. Ob der geringe Unterschied, abgesehen von etwaigen Einseitigkeiten beim SAT oder anderen Einflüssen wie der ungleichen Zahl von Frauen und Männern, sonderlich aussagekräftig ist, ist fraglich. Rushton meint, der Unterschied sei „wirklich und nicht trivial“ und bestätige andere Tests, die zu ähnlichen Ergebnissen gekommen sind. Zudem argumentiert er eher in der Richtung, dass in der allgemeinen Bevölkerung und mit der gleichen Anzahl von Frauen und Männern der Unterschied zugunsten der Männer sogar noch deutlicher ausfallen könnte.

Der Psychologe zieht, als ein auf Aufmerksamkeit schielender Wissenschaftler, jedenfalls den Schluss in Form einer provokanten These, dass deswegen nicht so viele Frauen in ihren Jobs in die obersten Ränge kommen. Nicht Diskriminierung oder mangelnde Chancen, sondern niedrigere Intelligenz wäre eine Ursache. Dass mittlerweile Mädchen in den Schulen meist bessere Noten erhalten, ist für ihn kein Einwand. In der Schule hätten Mädchen Vorteile, weil sie sich in der Pubertät schneller entwickeln als Jungen. Möglicherweise sei deswegen auch der Unterschied bei Schülern noch nicht aufgefallen, weil die unterschiedliche Entwicklungsreife diesen noch verdecken könne.

Zur Bestätigung führt Rushton an, dass Männer durchschnittlich zudem auch ein größeres Gehirn hätten. Das seien durchschnittlich 100 Gramm mehr, auch wenn man die unterschiedlichen Körpergrößen berücksichtigt. „Das bedeutet“, so erläutert der Psychologe, „dass es mehr Neuronen gibt. Die Frage ist, was diese Neuronen in Männern machen. Sie haben wahrscheinlich einen Vorteil bei der Informationsverarbeitung.“ Größere Gehirne haben Männer von Geburt an, ab vier Monaten sind es – bereinigt um die Körpergröße - bereits 50 Kubikzentimeter mehr, im Erwachsenenalter sind es um die 140 bis 160 Kubikzentimeter. Bevor sich die Unterschiede in der Intelligenz zeigen, so mutmaßt Rushton, könnten die „extra male neurons“ Vorteile in der dynamischen räumlichen Orientierung, die von SAT nicht erfasst wird, beispielsweise beim Werfen als Jäger bieten. Das soll auch die „Anomalie“ belegen, dass schwarze Männer zwar ein größeres Gehirn als weiße und asiatische Frauen haben sollen, gleichzeitig aber einen etwas niedrigeren IQ als diese. Das könnte, falls richtig, natürlich ebenso sehr demonstrieren, dass alles doch nicht so einfach ist, wie dies der Psychologe gerne hätte.

Rushton räumt ein, dass es sich um „unpopuläre Ergebnisse“ handelt, aber die Menschen sollten keine Angst haben, umstrittene Themen zu erforschen: „Wir haben das Recht, die Wahrheit zu finden. Man sollte wirklich auf die Fakten schauen.“

Offenheit gegen Null

Ein Kollege des Psychologen, der Intelligenzforscher Dean Keith Simonton, Professor an der der University of California, hat sich die amerikanischen Präsidenten von George Washington bis George W. Bush vorgenommen und deren Intelligenz unter Zuhilfenahme anderer Forschungsergebnisse und Persönlichkeitsbeschreibungen abgeschätzt. In Presidential IQ, Openness, Intellectual Brilliance, and leadership: Estimates and correlations for 42 US chief executives (Political Psychology, Volume 27, Number 4, August 2006, pp. 511-526(16)).

Für Bush ist das Ergebnis ernüchternd. Seine Intelligenz soll mit einem IQ zwischen 111.1 and 138.5 zwar so hoch sein wie der IQ eines durchschnittlichen College-Absolventen in den USA, in der Reihe der US-Präsidenten belegt er aber den vorletzten Platz. Gegenüber seinem Vorgänger Clinton mit einem IQ zwischen 135.6 und 159 liegt er 20 Punkte zurück. Auch Ronald Reagan war keine Geistesleuchte, würde aber mit einem IQ zwischen 118 und 141.9 knapp vor seinem Verehrer und Nachfolger Bush liegen. Es könne zwar sein, dass Bush in Wirklichkeit ein wenig intelligenter ist, aber er übertrumpfe alle an Borniertheit, wenn man seine „integrative Komplexität“ bewertet. Bei der „Offenheit gegenüber Erfahrung“ erreicht Bush Null Punkte, während Clinton oder John F. Kennedy hier 82, Abraham Lincoln 95 und Thomas Jefferson 99 Punkte erzielen.

Wer hier wenige Punkte erzielt, könne, so Simonton, alles aus nur einer Perspektive erfassen, nämlich der eigenen. Und er legt noch eins drauf. Bush gleiche damit „extremistischen islamischen Fundamentalisten in der Führungsschicht der Taliban und von al-Qaida – mit der rühmlichen Ausnahme von Osama bin Laden, der noch tiefer rangiert.“