Iranische Öl-Börse wird in Rial, nicht in Euro verrechnen

Mit den Neuigkeiten wird der Spekulation über einen möglichen Kriegsgrund der USA der Wind aus den Segeln genommen

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Dieses Frühjahr hatte die Iranische Öl-Börse (IOB) für einiges Aufsehen gesorgt. Ihre für 22. März angekündigte Eröffnung wurde mit Spannung erwartet und die Spekulationen über die möglichen Folgen für die Weltwirtschaft fanden nicht nur in allen US-Mainstreem-Medien ihren Niederschlag, auch „Spiegel“ und Telepolis widmeten sich dem Thema (Iranische Öl-Börse).

Da die Börse lange zuvor angekündigt worden war und zudem angedeutet wurde, man werde dort in Euro verrechnen, hatten ihr viele US-kritische Ökonomen enorme Bedeutung beigemessen. Denn das hätte das Ende der „Dollar-Hegemonie“ bedeuten können und der USA die Möglichkeit genommen, der restlichen Welt eine „Steuer“ aufzuerlegen. Und da die USA dies angeblich um jeden Preis würden verhindern wollen, wurde der sofortige Einmarsch der USA im Iran erwartet. Letztere These wurde zwar eifrig in diversen Internet-Foren diskutiert, war aber kaum jemals von Mainstream-Medien aufgegriffen worden. Und nachdem sowohl Börsenstart wie US-Einmarsch ausgeblieben waren, verlor die Weltpresse rasch wieder jegliches Interesse an Dollar-Hegemonie und IOB. Aber auch aus dem Iran, der schon zuvor äußerst geizig mit Auskünften zu den tatsächlichen Plänen gewesen war, kam weder eine offizielle Begründung, warum die Börse nicht wie geplant gestartet war, noch wurde viel über etwaige Pläne bekannt.

Am 23. September brach nun aber die iranische Tageszeitung „Iran Daily“ das Schweigen. Unter Berufung auf Mehdi Karbasian, der Medienberichten zufolge im Mai der Vorsitz des Vorstands der geplanten Börse übernommen hatte, meldet die Zeitung, dass an der IOB vor allem in iranischem Rial und gleichzeitig in Dollar und Euro abgerechnet werde – was doch eine drastische Abkehr von der zuvor geäußerten Absicht bedeutet, auf den Dollar zu verzichten.

Zum voraussichtlichen Start meinte Karbasian dass die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen seien. Nun müssten nur noch die technischen Anlagen geliefert werden, wobei vorläufig eine im Iran bereits vorhandene Software verwendet werde. Man könne zudem nicht starten, bevor die iranische Regierung festgelegt habe, welche Produkte und wie viel davon gehandelt werden; ausgeschlossen seien jedenfalls subventioniertes Öl und Ölprodukte, erzählte der Technokrat „Iran Daily“, der unter anderem die iranische Zollbehörde und diverse staatliche Ölfirmen geleitet hatte. Laut der Zeitung sei die Satzung der IOB vom Vorstand bereits im Juni ratifiziert worden. Das iranische Parlament fordere jetzt eine möglichst baldige Eröffnung. So wären laut Kamal Daneshyar, dem Vorsitzenden der Energiekommission, Einahmen von jährlich „einigen 10 Milliarden Dollar“ zu erwarten. Der Abgeordnete Mohammad Karimian habe versprochen, dass das Parlament dem Projekt „jede nötige Unterstützung“ gewähren werde.