Die iranischen Zensoren

Mit dem Stift schwärzen iranische Zensoren, was die Schützlinge auf Bildern aus westlichen Zeitungen nicht sehen sollen

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Der weibliche Körper ist bös, weil verführerisch. Das sehen die muslimischen Männer so, zumindest wenn es um ihre Frauen geht. Zwar verhüllen sich auch muslimische Frauen gerade aus Gründen der Emanzipation von vermeintlichen Zwängen der westlichen Kultur (Der Schleier ist bei muslimischen Frauen angesagt), der Schleier könnte aber gerade in der muslimischen Kultur auch eine Chance sein, den lüsternen Blicken und Nachstellungen der ausgehungerten Männer zu entgehen, die für sich den öffentlichen Raum okkupieren. Um die Konkurrenz und die Begierde zu entschärfen, müssen die Frauen sich auch noch im 21. Jahrhundert verhüllen.

National Geographic war zu obszön

Jonathan Lundqvist, ein schwedischer Blogger, der zu Studienzwecken eine Weile im Iran war, hat einige Beispiele dafür gesammelt, wie iranische Zensoren ihre Aufgabe handhaben, die Iraner vor den verderblichen Einflüssen der westlichen Kultur, die über Zeitschriften importiert wird, zu bewahren.

Das sollten die iranischen Männer und Frauen lieber nicht sehen

Erstaunlich ist schon, dass manche Regimes nicht schlichtweg den Verkauf von bestimmten Zeitschriften verbieten, sondern diesen den Weg ins Land erlauben, wobei aber jedes Exemplar überprüft und händisch zensiert wird. Dass Händler auch unzensierte Exemplare unter dem Ladentisch haben und gerne an den Mann bringen, wie Lundqvist ebenfalls berichtet, gehört natürlich ebenso zur Geschichte der Zensur wie die mühselige Prozedur, alles im Dienste der Moral aufmerksam zu betrachten, um es dann mit einem Stift für den Blick der Schützlinge auszumerzen.

Da wurde am Oberkörper noch kräftig bei der Anzeige schwarz nachkorrigiert

Alles, was nur irgendwie an einen weiblichen Körper erinnern und daher sexuelle Begierde entfachen könnte, fällt dem Stift der Zensoren zum Opfer. Dabei scheint es den Sittenwächtern nicht darauf anzukommen, ob es sich um Fotos oder um Zeichnungen handelt. Die Andeutung einer weiblichen Brust, sogar ein nacktes Knie setzt den schwarzen Stift in Aktion, der die Pornographie auslöscht. Bei so viel Genauigkeit, den Zustand vor dem Fall im Paradies wieder rückgängig zu machen, muss man sich doch wieder einmal fragen, ob politische und sexuelle Freiheit, bis hin zur Kleider- und Ver- bzw. Enthüllungsordnung, nicht doch eng zusammenhängen. Der Schleier wird bei den Zensurmaßnahmen nicht durchgesetzt. Das Zeigen des Gesichts und der Haare scheint also nicht so wichtig zu sein.

Das bloße Knie ist des Teufels …