Forderung nach einem UN-Abkommen zur Abwehr von Asteroiden

Eine Gruppe ehemaliger Astronauten schätzt die Gefahr, dass die Erde einmal von einem Asteroiden getroffen werden kann, als hoch ein und mahnt an, die Verantwortlichkeiten schnell zu regeln

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Im Jahr 2036 könnte es womöglich für die Erde gefährlich werden. Zumindest kommt in 30 Jahren der Asteroid Apophis der Erde möglicherweise gefährlich nahe, wenn man es für gefährlich hält, dass es nach den Berechnungen von Astronomen eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 45.000 (0.0022%) für ein Auftreffen auf der Erde gibt. Für die Association of Space Explorers (ASE), eine Gruppe ehemaliger Astronauten, ist die Gefahr groß genug, um die Vereinten Nationen aufzurufen, für den Schutz der Erde die Verantwortung zu übernehmen.

Der frühere Astronaut Rusty Schweickart sagte auf der Konferenz der American Association for the Advancement of Science, dass die Gefahr, die von dem 2004 entdeckten Asteroiden Apophis ausgehe, nicht sonderlich hoch sei, dass aber die Nasa mit der Verbesserung des Programms zur Entdeckung von Asteroiden ab der Größe von 70 m, die der Erde nahe kommen, Hunderte, wenn nicht Tausende solcher NEOs entdecken werde. Daher müsse man sich mit dem Problem auseinandersetzen und festlegen, was man gegen eine solche Bedrohung tun könne.

Darstellung, wie die Sonde Hidalgo in der von der ESA geplanten Mission auf einen Asteroiden einschlagen soll. Bild: ESA - AOES Medialab

Die ASE hat bereits ein NEO-Komitee gegründet und letztes Jahr einen Offenen Brief an Regierungen und internationale Organisationen geschrieben, um diese aufzufordern, das Problem anzuerkennen und sich für Präventionsmaßnahmen gegen "die schlimmste aller Naturkatastrophen" einzusetzen. Wichtig sei, ein gefährliches Objekt frühzeitig zu entdecken, die Mittel bereit zu haben, es von seiner Bahn abzulenken, und ein Protokoll festzulegen, um rechtzeitig und verantwortlich handeln zu können.

Die Suche nach NEOs findet schon länger statt und wird in den nächsten Jahren einen besseren Überblick über mögliche gefährliche Asteroide liefern. Was die Möglichkeiten angeht, einen Asteroiden aus den Bahn Richtung Erde zu drängen, so gibt es zwar einige mehr oder wenige exotische Vorschläge dafür. Man könnte den Asteroiden mit einer Rakete oder einen Raumschiff aus der Bahn schubsen, den Brocken mit einer (Atom)Rakete sprengen oder mittels eines Raumschiffs durch Schwerkraft (Gravity Tractor) allmählich aus der Bahn schieben. Vorgeschlagen wurde auch, dafür ein gigantischen Spiegel zu verwenden (Nepper, Schlepper, Asteoridenfänger). Da aber keine Versuche stattgefunden haben, weiß man nicht, welche überhaupt wirksam wären. Und bislang, so die ASE, habe auch noch kein Land die Verantwortung dafür übernommen, einen solchen Himmelskörper zu entschärfen, wenn er droht, auf die Erde zuzurasen. Daher gibt es nirgendwo Gelder, Forschungsprogramme oder auch nur systematische Analysen zur Gefahrenabwehr.

Je nach Größe, Einschlagswinkel und Beschaffenheit des Asteroiden können die Folgen eines Einschlags sehr unterschiedlich sein. Apophis mit einem Durchmesser von mehr als 300 m dürfte höchstens eine regionale Gefahr darstellen. Mit dem Hinweis auf den Asteroiden will die ASE aber einen Vorschlag beim U.N. Committee on Peaceful Uses of Outer Space einreichen, um einen Plan zur Abwehr von NEOs zu entwickeln. Ab Mai soll eine Reihe von Konferenzen mit Experten stattfinden, die technische, wissenschaftliche, rechtliche und politische Vorschläge diskutieren und Empfehlungen aussprechen. 2009 soll dann der fertige Vorschlag für ein Abkommen bei den Vereinten Nationen eingereicht werden.

Die Aehemaligen Astronauten trauen die Aufgabe nur den Vereinten Nationen. Aber sie sagen auch, dass der Versuch, einen Asteroiden aus der Bahn zu schieben, auf jeden Fall im Prinzip die ganze Erde gefährden könnte, weil bei einem Scheitern oder Abbruch andere Länder als zuerst in die Gefahrenzone kommen. Überdies sei es kaum möglich, den genauen Aufschlagsort vorherzusagen. Es müsse daher Verfahren geben, nach denen eine Entscheidung getroffen werden kann, ob, wie und wohin man einen Asteroiden ablenken will und wer letztlich auch für ein Scheitern und die daraus entstehenden Schäden und Kosten verantwortlich ist.