Werden die Kriegspläne konkreter?

Israel verhandelt angeblich mit den USA für einen eventuellen Angriff auf Iran über einen Luftkorridor über dem Irak, die israelische Regierung macht für die Gerüchte westliche Staaten verantwortlich

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Das Pentagon hat nun zwei Flugzeugträgerverbände vor dem Einganz zum Persischen Golf stationiert. Für eine Warnung gegenüber Iran und der Unterstützung der Truppen im Irak und in Afghanistan (oder Somalia) hätte die USS Dwight D Eisenhower bei weitem ausgereicht. Die Entsendung von USS John C. Stennis machte jedoch deutlich, dass man nicht nur eine Drohkulisse aufbaut, sondern imstande sein will, jederzeit für einen Luftangriff bereit zu sein. Die enge Straße von Hormuz, durch die die Öltanker fahren müssen und die vom iranischen Militär beispielsweise mit Minen leicht blockiert werden könnte, soll auf jeden Fall frei gehalten werden. Hier könnte auch schnell ein Konflikt durch kleine Provokationen oder Missverständnisse eskalieren.

Militärische Muskelspiele über Rhetorik, Waffentests und Truppenübungen sind schon lange aus dem Iran zu vernehmen, das sich nach dem Sturz Husseins als neue regionale Macht etablieren will, aber auch von vielen Seiten eingezwängt ist. In Afghanistan und im Irak stehen US-amerikanische Truppen und befinden sich militärische US-Flughäfen, Pakistan, Saudi-Arabien und Türkei sind mehr oder weniger eng mit den USA alliiert und haben kein Interesse an einem zu mächtigen Iran.

Gerade eben betonte wieder US-Vizepräsident Dick Cheney, der Falke im Weißen Haus, der eine ungeschminkte Machtpolitik vertritt, dass weiter alle Optionen auf dem Tisch seien. Iran scheine, so Cheney, Atomwaffen produzieren zu wollen, das müsse auf jeden Fall verhindert werden. Das lässt entweder Differenzen im Weißen Haus deutlich werden, da US-Präsident Bush vor kurzem noch Kriegspläne leugnete, oder weist auf einen Meinungsumschwung hin, nachdem Iran die Uranaufbereitung entgegen der UN-Resolution nicht stoppen will. Aber auch vor dem Irak-Krieg sprach Bush, die Weltöffentlichkeit belügend, stets davon, dass ein Krieg nicht geplant sei, um dann doch, ohne Zustimmung der Vereinten Nationen, bei einer politisch und strategisch günstigen Gelegenheit zuzuschlagen.

Zunehmend tragen zur aufgeheizten Stimmung auch die Äußerungen der Kommandeure der Verbände vor dem Persischen Golf bei. Vizeadmiral Patrick Walsh, Kommandeur der Fünften Flotte, warnte Iran, es könne einen Krieg durch "aggressive Truppenübungen" auslösen. Der Kommandeur des Flugzeugrägers Eisenhower, Kapitän Dan Cloyd, verglich schon mal die jetzige Situation mit der des Kalten Krieges. Auch damals hätte man zwei Flugzeugträgerverbände im Mittelmeer stationiert gehabt. Man habe die Aufgabe zu verhindern, dass Iran Atombomben bauen kann, und auf jede Bedrohung der globalen Sicherheit in der Region zu reagieren.

Nach Informationen des konservativen britischen Telegraph könnte sich die Lage tatsächlich zugespitzt haben. Israel würde angeblich bereits mit der US-Regierung verhandeln, um für einen Luftangriff auf den Iran das Überflugsrecht über den Irak zu erhalten. Ob damit ein Angriff nur für einen Notfall geplant wird oder tatsächlich in naher Zukunft ausgeführt werden soll, geht daraus nicht hervor. Ein hoher israelischer Offizier hat dem Telegraph von den Verhandlungen berichtet und erklärt, dass man nur für alle Möglichkeiten plane und die entscheidenden Probleme geklärt haben wolle. Für eine konkretere Planung könnte aber sprechen, dass das israelische Militär erst vor kurzem das von Israel und den USA gemeinsam entwickelte Raketenabwehrsystem Arrow getestet hat. Damit könne man jede Rakete abschießen und sei, wenn nicht Syrien und Iran neuere Raketen entwickeln, diesen Ländern einen Schritt voraus.

Gegen einen demnächst geplanten Angriff spricht allerdings, dass Israel noch keine der üblichen Schutzmaßnahmen für die Zivilbevölkerung wie das Ausgeben von Gasmasken begonnen hat. Und prompt weist das israelische Verteidigungsministerium zurück, mit der US-Regierung über einen Luftkorridor zu verhandeln. Vizeverteidigungsminister Ephraim Sneh sieht hinter der Verbreitung von solchen Informationen vor allem westliche Staaten, die nicht wirtschaftlich, politisch und diplomatisch dem Iran entgegentreten und daher mit Gerüchten, Israel plane einen Angriff, die Aufmerksamkeit von der eigenen Untätigkeit ablenken wollen.