Bin Laden mit "Remote Viewing" in seinem Versteck entdecken?

Das britische Verteidigungsministerium führte Ende 2001 Experimente durch, ob sich "Fernsehen" mit der Kraft des Geistes militärisch nutzen lassen könnte

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Um den nach dem 11.9. zum großen Gegenspieler von US-Präsident Bush aufgebauten Osama bin Laden ist es ruhig geworden. Niemand weiß, wo er sich aufhält, vermutet wird allerdings, dass er noch lebt. Nach einem Bericht der New York Times gehen die US-Geheimdienste davon aus, dass Bin Laden und Zawahiri wieder unter ihrem Kommando al-Qaida in Pakistan aufgebaut und Ausbildungslager eingerichtet haben. Es sei auch wieder eine stärkere internationale Reichweite vorhanden. Die Geheimdienstinformanten glauben, dass Bin Laden nicht mehr in Waziristan ist, wo man ihn nach der Flucht aus Afghanistan vermutet hatte.

Bin Laden meldete sich auf einem Video zu Beginn des Krieges

Es ist schon erstaunlich, dass sich der wohl weltweit am meisten gesuchte Mensch so lange ohne Spuren verstecken, aber gleichzeitig zumindest hin und wieder über Audio- und Videobänder seine Präsenz bekunden und seinen Einfluss ausüben kann (Bin Laden schaut CNN und steht auf Whitney Houston). Die US-Militärs waren sich schon ziemlich sicher, dass sich im November 2001 Bin Laden in die Höhlen von Tora Bora zurückgezogen hat. Wenn er sich dort wirklich befunden hat, so konnte er zumindest vor oder während der Bombardierung im Dezember wie viele andere al-Qaida-Mitglieder, wahrscheinlich mit der Hilfe von bestochenen Kämpfern der mit den USA verbündeten Nordallianz, fliehen. Noch sehr viel stärker als heute beunruhigte damals das spurlose Untertauchen von Bin Laden und Zawahiri.

Beim Alliierten Großbritannien hatte man sich möglicherweise kurz nach dem Beginn des Krieges Hoffnungen gemacht, den Terrorführer auch mit anderen Mitteln als nur technischen aufspüren zu können. Nachdem Bin Laden nach den Anschlägen auf die afrikanischen US-Botschaften nach Benutzung seines Satellitentelefons in Afghanistan mit Raketen beschossen worden war, hatte er auf solche Kommunikationsmittel verzichtet (Krieg der Zukunft). Aber es gibt auch andere Geschichten: Bin Ladin und das Satellitentelefon. Bekannt waren auch die zahlreichen Höhlensysteme, die von Rebellen bereits im Kampf gegen die russischen Truppen angelegt worden waren. Im Oktober 2001 wurden viele der bekannten Höhlen und Tunnels bombardiert (Homo-Bomben sind nicht erlaubt). Vielleicht hoffte man, in diese mit parapsychologischen Mitteln hineinschauen zu können.

Ein Beispiel für das, was die Versuchspersonen auf Fotos vermuteten, die sich in Briefumschlägen befanden.

Das britische Verteidigungsministerium startete Anfang November 2001, als man bereits vermutete, dass Bin Laden in die Höhlensysteme von Tora Bora geflohen sein könnte, ein geheimes parapsychologisches Projekt mit Hellsehern, das bis Ende des Jahres dauerte. Wie aus dem über das Informationsfreiheitsgesetz erhaltenen, 120 Seiten umfassenden Bericht des Verteidigungsministeriums hervorgeht, wollte man herausfinden, ob Menschen "Fernsehen" (remote viewing) können. Dazu suchte man Räumlichkeiten, die möglichst große Konzentration zulassen, und Hellseher, die ihre Fähigkeiten im Internet anpriesen. Die antworteten auf die Anfrage aber nicht oder lehnten die Kooperation ab, weswegen man auf andere Versuchspersonen zurückgreifen musste. Als Vorbild dienten Versuche, die in den 7oer und 80er Jahren im Auftrag der CIA am Stanford Research Institute in Menlo Park durchgeführt worden waren.

Nick Pope, ein ehemaliger Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums, der Anfang der 90er Jahre dessen UFO-Programm leitete, vermutet, dass man mit dem Experiment zu dieser Zeit wohl sehen wollte, ob "Fernsehen" möglicherweise zur Terroristenjagd geeignet sein könnte. Beim Verteidigungsminister wollte man sich darüber nicht näher äußern. Man wollte damit angeblich nur einige Annahmen von Wissenschaftlern und in anderen Ländern ausgeführte parapsychologische Experimente überprüfen. Das Ergebnis sei gewesen, dass "Fernsehen" nur einen "geringen Wert" für das Militär haben könne.

Das Setting des Remote Viewing-Experiments

Für die Tests, für deren Durchführung man zwei Psychologen beauftragte, wurden Fotos von einzelnen, deutlich erkennbaren Gegenständen in braune Umschläge mit jeweils einer Frage (Wer ist das? Welche Farbe? Was ist das?) gesteckt, auf denen eine sechsstellige Zahl geschrieben wurde. In den Sitzungen wurden die Versuchspersonen aufgefordert zu sehen, was auf den Fotos in den Umschlägen abgebildet ist. Fotos gab es beispielsweise von der Mutter Teresa, von einem Messer und einer asiatischen Person. Sehr großmütig notierten die Psychologen, dass manchmal einige Eigenschaften des Gegenstandes erkannt worden seien, in aller Regel fantasierten die Versuchspersonen irgendetwas.