Südkorea will ausländische Websites blockieren

Nachdem auf Video-Portalen obszöne Filme ohne Zugangsbeschränkung zu sehen waren, will die Regierung jetzt eine virtuelle Mauer um das Land errichten

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Nachdem in der letzten Zeit einige obszöne Filme auf südkoreanischen Videoportalen aufgetaucht sind, prüft nun die Regierung, ob es mögliche wäre, den Zug zu pornografischen Websites im Ausland zu blockieren. Ausgelöst hatte ein einminütiges pornografisches Video auf Yahoo! Korea die Aufregung, das am Sonntag vor einer Woche schnell zum meist gesehenen Video aufstieg, obgleich es nur knapp 6 Stunden frei zugänglich war.

Aus dem auf Yahoo Korea geposteten Video, das die Diskussion in Südkorea ausgelöst hat

Yahoo Korea geriet daraufhin unter Kritik, da auch Minderjährige das Video hätten sehen können, entschuldigte sich und kündigte an, Beschränkungen für den Upload von Filmen einzuführen. Normalerweise haben Pornovideos eine Zugangsbeschränkung, sonst müssen sie möglichst schnell entfernt werden, weswegen ständig alles, was die Benutzer posten, durchforstet werden. Der Vorwurf ist, dass Yahoo zu lasch kontrolliert. Die Polizei hat offenbar über die IP-Adresse einen Verdächtigen gefunden, der mit einer Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr und/oder einer hohen Geldstrafe rechnen muss, falls er nachweislich das Video gepostet hatte.

Im Anschluss an den Vorfall wurden weitere Bilder auf anderen Websites entdeckt, die zwar harmlos waren, aber die Stimmung weiter angeheizt haben. So gab es sieben Stunden lang – man zählt genau - zwei Fotos mit Models mit nackten Bürsten oder bei Naver, dem größten Portal, das immerhin Tag und Nacht die Inhalte von 260 Angestellten in drei Schichten überwachen lässt, für ganze vier Stunden ein Foto von einer ausländischen nackten Frau.

Jetzt hat das Informations- und Kommunikationsministerium angekündigt, ausländische Webseiten blockieren zu wollen, und die großen Provider aufgefordert, die technische Umsetzung zu prüfen. Suh Byung-jo vom Ministerium meinte, man sei nun zu dieser Maßnahme wegen der Vorfälle gezwungen, auch wenn ein direkter Zusammenhang mit ausländischen Porno-Websites nicht zu erkennen ist, da die Fotos und Videos offenbar im Land von Südkoreanern hochgeladen wurden.

Den Internetprovidern werden, so Suh, dadurch Kosten entstehen, möglicherweise werden auch die Bandbreite für die Internetverbindungen durch die Maßnahme leicht vermindert: Zudem ist es eine riesige Aufgabe, alle Porno-Websites zu blockieren. Aber wir glauben, wir müssen in der Lage sein, den Zugang zu einer hässlichen Website zu verhindern, wenn wir davon in Kenntnis gesetzt werden." Wenn die Maßnahme tatsächlich umgesetzt würde, hätte auch Südkorea wie China eine große virtuelle Mauer errichtet, die sich dann auch auf andere Inhalte ausdehnen könnte.