Star Wars?

Ein neues amerikanisches Satellitensystem bildet die Grundlage

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Es mag bloß eine aufgeblähte Story sein, die in einem vom BBC2 gesendeten Dokumentationsfilm "Uncle Sam's Eavesdroppers" für größere Aufmerksamkeit sorgen und die Paranoia vermehren sollte, wenn nun angeblich wieder vom US-amerikanischen Star Wars Plänen die Rede ist, wobei das an die NSA vermietete Menwith Hill in Großbritannien, ein Stützpunkt auch des Überwachungssystems ECHELON, zu einem Anker des Space Based Infra Red System (SBIRS) werden soll, eines "Systems von Systemen" aus etwa 30 miteinander vernetzten Satelliten und einer neuen Bodenstation. Das britische Verteidigungsministerium habe bereits den Bau zweier weiterer Kuppeln auf dem Gelände zur Unterbringung des neuen Raketenüberwachungssystems genehmigt.

Ironisch schreibt Duncan Campbell - "From data tapping to missile tracking" - im Guardian, daß Ronalds Reagans Vision vom Krieg der Sterne von dessen Vorliebe für Comics stammte, aber mit dem Ende des Kalten Kriegs aus der militärischen Strategie verschwunden ist. Jetzt aber seien mit einer neuen Generation von Satelliten wieder Pläne hoch aktuell, den Krieg in den Weltraum zu tragen.

Kuppeln von Menwith Hill

Während des Krieges im Irak seien die Überwachungssysteme von Menwith Hill, so SBIRS-Direktor Charles Homer im BBC-Bericht sehr wichtig gewesen. Man habe mit den dort vorhandenen Möglichkeiten Leben auch von irakischen Menschen gerettet, weil man Angriffe präzise führen konnte. Mit den geostationären Satelliten konnte man von hier aus auch eine Frühwarnung lancieren, wenn die Iraker Scud-Raketen abgeschossen haben.

Doch das alte System hat Nachteile, weil es nur Objekte mit großen Temperaturen entdecken und verfolgen konnte. Wenn das Triebwerk von Raketen jedoch nicht mehr feuert und diese auf ihrem Flug erkalten, wurden sie für die Überwachungssysteme unsichtbar. Abhilfe soll jetzt eben SBIRS mit neuen Satelliten (LEOs) in einer niedrigen Umlaufbahn um die Erde schaffen, die mit Satelliten auf geosynchronen Umlaufbahnen (vier neue GEOs sind vorgesehen) und mit solchen auf hohen elliptischen Umlaufbahnen (zwei neue HEOs sind vorgesehen) integriert werden. Mit der Bodenstation, die im Jahr 2001 fertiggestellt sein soll, wird SBIRS zwischen 2001 und 2007 im Weltall aufgebaut.

Ausgestattet sind die neuen Satelliten mit zwei Sensorentypen, die viele Frequenzbänder erfassen, um so auch kalte Objekte verfolgen zu können. Die Entdeckungssensoren scannen den Horizont ab. Wird ein potentielles Ziel entdeckt, beginnt eine 2D-Ortung durch zwei Satelliten. Diese Information wird dann dem Verfolgungssensor übergeben, der mit einer großen Blende und einem kleinen Gesichtsfeld arbeitet. Angeblich können von den SBIRS-Computern über zwei Gigabit pro Sekunde verarbeitet werden. Mit seinen Möglichkeiten wäre SBIRS natürlich die Grundlage für ein lasergestützten Raketenabwehrsystem im Weltraum, von dem Ronald Reagan bereits träumte. Zu Beginn dieses Jahres hatte das US-amerikanische Militär bereits eine Laserwaffe gegen Satelliten (MIRACL) erprobt und bekannt gegeben, daß die Zielausrichtung des Laserstrahls genau funktioniert habe. Man habe damit einen Satelliten "blenden" und zerstören können. Das sei allerdings nur aus defensiven Gründen erfolgt, einen Satellitenkiller wolle man nicht bauen, sagte damals das Verteidigungsministerium. Und auch jetzt sagte in der BBC-Sendung ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, daß "das System in Menwith Hill ein Verteidigungssystem ist, das auf passive Weise eingesetzt wird. Alle Vorstellungen, daß es sich um lasergestützte Weltraumsysteme handeln könnte, sind pure Fantasie."

SBIRS-Architektur

In der Sendung meinte denn auch Charles Horner, der als General bei der Luftwaffe gearbeitet hatte, daß dann, wenn die Regierung sich für ein Raketenabwehrsystem im Weltraum entscheiden sollte, SBIRS die Möglichkeit eröffnen würde, die Waffen auf das Zielobjekt während des gesamten Flugs auszurichten. Daß man dadurch internationale Abkommen verletzen würde, sieht er nicht: "Wenn wir ein Lasersystem in den Weltraum bringen, das auf ballistische Geschosse feuern kann, dann haben wir keine Waffe im Weltraum. Wir haben eine Anti-Waffe im Weltraum. Das ist ein Neutralisierer von Waffen." So kann man es auch sehen, wodurch letztlich alle Waffen verschwinden und man keine Abrüstungsverhandlungen mehr benötigt. Das SBIRS-Programm sieht jedenfalls offiziell nur vor, Überwachungssysteme im Weltraum zur Entdeckung und Abwehr von Raketen zu entwickeln und bereitzustellen. Ob dabei auch an Satelliten mit Laserwaffen gedacht wird, bleibt ein Geheimnis. Allerdings arbeitet das Pentagon mit einem "kleinen" Budget von 28 Millionen US-Dollar weiterhin an einem Raketenabwehrsystem im Weltraum (Space-based Laser Program, ehemals Reagans Strategic Defense Initiative, obgleich eben ein solches System den Anti-Ballistic Missile Treaty verletzen würde.

Noch gibt es offenbar nicht die Technik für Laserwaffen, die Raketen tatsächlich abschießen könnten, aber Experten sagen, daß dies bald möglich sein könnte. Laserwaffen jedenfalls, die auf Boeing 747 Maschinen eingesetzt werden können, die über den Wolken fliegen und Raketen in einer Entfernung bis zu 700 Kilometern abschießen, indem sie deren Treibstoff entzünden oder deren Raketenmantel zerstören, sind im ABL-Programm der Luftwaffe (Airborne Laser) in Entwicklung und sollen bis zum Jahr 2007 einsatzbereit sein.