Mit Flugzeugbildern gegen Energieverschwender

Britische Gemeinden stellen Wärmebilder aller Gebäude ins Internet, um Druck auf Hausbesitzer auszuüben, für eine bessere Wärmeisolierung zu sorgen

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In Großbritannien steht die Reduzierung der Treibhausgase derzeit hoch im Kurs. Zwar sind die CO2-Emissionen im letzten Jahr wieder um 1,25 Prozent auf 560 Millionen Tonnen gestiegen. Die britische Regierung hat bereits eingeräumt, das bis 2010 gesteckte Ziel, die Emission der Treibhausgase um 20 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken, wohl nicht zu erreichen ist, man will aber eine Reduktion zwischen 15 und 18 Prozent anstreben. Einige Gemeinden haben sich nun neue Maßnahmen ausgedacht, um den Energieverbrauch in Häusern zu senken, der für 25 Prozent der Gesamtemissionen verantwortlich ist.

Vorreiter war bislang die schottische Stadt Aberdeen, die sich das Ziel gesetzt hat, den häuslichen Energieverbrauch bis 2007 um 31 Prozent gegenüber den Werten von 1997 zu senken. Nach den Zahlen von 2005 befindet man sich offenbar auf einem guten Weg. Eine Maßnahme war, von einem Flugzeug aus Thermalbilder von allen Gebäuden der Stadt zu machen, um daraus zu sehen, welche Häuser durch mangelhafte Isolierung von Wänden, Fenstern, Dächern oder Warmwassertanks Energie durch Wärmeverlust verschwenden. Die aufgrund der Daten aus dem Jahr 2001 erstellte Karte ist im Internet kostenfrei einzusehen. Sie soll Hauseigentümer und die städtischen Behörden informieren, wo Energiekosten und damit auch die Abgabe von Treibhausabgaben gesenkt werden können.

Dieser Ansatz, flächendeckend Wärmebilder zu erstellen und sie allen zugänglich zu machen, wurde vom Haringey Council in London aufgenommen, um als erste Gemeinde in England den ganzen Stadtbezirk zu erfassen. Um an der Spitze beim Energiesparen zu stehen, mietete die Stadtverwaltung im März ein Flugzeug mit "Militärtechnik". Mit einer Infrarotkamera wurden die Daten für eine thermografische Karte erstellt, mit der die bereits zuvor im Web veröffentlichte Karte mit Daten aus dem Jahr 2000 aktualisiert wird.

Mit der Karte, auf denen die Wärmeabgabe einzelner Häuser zu sehen ist, sollen Hausbesitzer und Firmen aufgefordert werden, entsprechende Vorkehrungen zur Wärmeisolierung und für andere Energiesparmaßnahmen zu treffen. Man will aber auch die Gebäude herausfinden, wie es heißt, in denen arme Menschen wohnen, die zu arm sind, um ausreichend heizen zu können. Sie sollen eine Heizkostenunterstützung erhalten. Zudem könnten Häuser entdeckt werden, die leer stehen. Man will sich dann darum bemühen, sie wieder auf den Markt zu bringen, um den Wohnungsmangel zu lindern.

Die Karte soll aber wohl vor allem als eine Art Internetpranger für Klimasünder fungieren und Hausbesitzer unter Druck setzen, schließlich sind die Gebäude mit hohen Wärmeabgaben deutlich zu erkennen, allen voran die schwarzen Schafe, die hier allerdings rot sind, während die Vorreiter im Energiesparen durch ein ebenso auffälliges Dunkelblau herausstechen. Nicht nur die Stadtverwaltung, auch die Nachbarn können hier auf Entdeckungstour gehen. Durch die abgestufte Einteilung in "gut" und "schlecht" isolierte Gebäude will man jedenfalls den Wettbewerb zur Reduzierung des Energieverbrauchs fördern, was ja ganz sinnvoll ist, aber man installiert gleichzeitig eine weitere Überwachungsmaßnahme, die sich zu vielen anderen addiert. Andere Gemeinden und Städte wollen nachziehen.