In den USA werden im Kino zukünftig die Kippen gezählt

Neue Warnhinweise für Filme, in denen geraucht wird

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Warnhinweise auf Zigarettenschachteln wie „Rauchen kann tödlich sein“, „Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu“ oder besonders prägnant „Raucher stinken!“ kennt jeder Raucher. Doch nun kommen in den USA ganz neue Warnhinweise auf den Markt.

Kinofilme, in denen geraucht wird, sollen nämlich gekennzeichnet werden mit Hinweisen wie „verherrlicht Rauchen“ oder „andauerndes Rauchen“. Das gab kürzlich der mächtige Filmstudioverband MPAA bekannt. Und da solche Warnhinweise oft für die Katz sind, sollen Filme, in denen ständig gepafft wird, zukünftig für jüngere Zuschauer tabu sein.

Grund für diese Maßnahmen ist die Vermutung, dass besonders Jugendliche durch rauchende Filmstars erst zum Rauchen animiert werden (vgl. Schlechter Einfluss). Und besonders früher gab es ja zahlreiche Stars, die ohne Zigarette gar nicht denkbar gewesen sind. Beispielweise Humphrey Bogart, der sinniger Weise später an Kehlkopfkrebs verstarb. Inzwischen ist der Anteil von Filmen mit Rauchszenen zwar von 60 Prozent (2004) auf 52 Prozent im Vorjahr gefallen, aber dieser Rückgang geht der MPPA nicht weit genug.

Aber sogar starke Raucher profitieren von rauchfreien Film. Weil es für sie oft unerträglich ist, im Kino nicht rauchen zu dürfen, während dagegen auf der Leinwand ständig gepafft wird. Ähnliches gilt natürlich auch fürs Theater. Vielleicht sollte man sich da Länder wie Indien oder Thailand als Vorbild nehmen, wo schon seit einigen Jahren in neuen Fernseh- oder Kinofilmen überhaupt nicht mehr geraucht werden darf.

Und wenn wir schon bei Beispielen sind, wo der Staat in die Produktion von Filmen eingreift, dann muss in diesem Zusammenhang auch kurz der Iran erwähnt werden. Dort müssen seit kurzem in allen einheimischen Filmen extra Szenen eingebaut werden, in denen gebetet wird.

Ob sich das bei uns durchsetzten wird, scheint doch eher fraglich. Viel wahrscheinlicher ist angesichts der aktuellen Gesundheitsdiskussionen ein Verbot von Fett-Essen und Fett-Trinken in Film und Fernsehen. Auch das könnte auf leicht Verführbare ja animierend wirken. Obwohl ein TV-„Tatort “ ohne Imbissbude kaum vorstellbar ist.

Dennoch scheint eines sicher: Die Welt zumindest im Kino und im Fernsehen wird durch die staatlichen Saubermänner und ihre amtlichen Kippenzähler in Zukunft immer sauberer, heiler und gesünder. Und vielleicht lassen sich durch Verbote ja auch noch ganz andere Probleme aus der Kinowelt schaffen – wie Hunger, Krieg oder Gewalt. Doch wie es draußen in der Wirklichkeit ausschaut, das steht dann natürlich immer noch auf einem ganz anderen Blatt.